Froschzauber - Busby Cecilia (книги бесплатно читать без .TXT) 📗
Sekunden, bevor ein leckerer Hecht-Snack aus ihm wurde, entdeckte Max zu seiner Linken einen tiefen Spalt in der Mauer. Er schwenkte ab, hinein in die dunkle Enge, und strampelte wie verruckt mit den Beinen, um so tief wie moglich in den Spalt zu dringen. Sollte auch hier ein Flusskrebs wohnen, dachte Max, wurde der entweder Platz machen oder Max wurde ihm die Augen auskratzen.
Kaum waren seine Hinterbeine im Spalt verschwunden, krachte der Hecht mit dem Kopf gegen die Mauer. Knirschend kratzten seine Zahne uber die Ziegel – der Hecht wollte den Spalt aufbrechen. Max schluckte und presste sich so tief in den Spalt, wie er konnte. Eine Zeit lang schwamm der Hecht vor der Mauer auf und ab, witterte und wunderte sich, wohin dieses lastige kleine Wesen verschwunden war. Doch schlie?lich wurde ihm langweilig und er glitt auf der Suche nach leichterer Beute davon.
Puh!
Max sah sich um. Dieser Spalt war wirklich sehr tief. Er schien sich in der Mauer fortzusetzen. Max schwamm tiefer hinein, bis ihm ein gro?er eckiger Stein den Weg versperrte. Uber den wurde er klettern mussen. An einer Kante zog Max sich hoch und sah eine Lucke, die noch tiefer in die dicke Mauer hineinfuhrte. Wie es aussah, wurde er von hier bis in die Burg kriechen konnen.
Langsam und vorsichtig arbeitete Max sich durch die Mauerspalten. Mancherorts waren die Ziegel so eng gesetzt, dass ihm beinahe die Augen aus dem Schadel sprangen, wenn er sich hindurchquetschte. Dann wieder schienen die dunklen Spalten sagenhaft tief zu sein und rochen, als wurde etwas Grauenhaftes in ihnen leben. In diesem Fall hupfte Max, so schnell er konnte, weiter.
Nach und nach gewann er an Hohe. Bald war er deutlich uber dem Burggraben und hatte das Gefuhl, schon seit einer Ewigkeit zu klettern. Er hatte mal jemanden sagen horen, die Burgmauern seien dick genug, um ganze Raume in ihnen zu verstecken. Jetzt wollte er das glauben.
Es war hei? zwischen den Steinen und das Atmen fiel ihm schwer. Max spurte das Gewicht Hunderter Ziegel uber sich. Unwillkurlich stellte er sich vor, was fur ein platter Frosch er wohl ware, sollte einer dieser Ziegel ins Rutschen geraten.
Schlie?lich war die Dunkelheit, die ihn umgab, nicht mehr ganz so undurchdringlich. Dann farbte sich die Umgebung grau, und bald darauf entdeckte Max helle Flecken zwischen den Ritzen. Max zwangte sich durch einen besonders engen Spalt, und ihm wurde klar, dass er sich jetzt hinter der letzten Ziegelreihe befand. Die Mauersteine waren hier eckiger als die ubrigen. Besturzt erkannte Max, dass sie auch viel sorgfaltiger gemauert waren – es wurde schwer werden, in den Raum dahinter zu gelangen.
Max suchte die Wand nach einem breiteren Spalt ab, oben, unten, links und rechts. Zu seiner gro?en Erleichterung entdeckte er einen Streifen Licht. Die Ecke eines Ziegels war abgebrochen! Max kletterte hindurch und schielte vorsichtig in das dahinterliegende Zimmer.
Es war ein mittelgro?er Raum, quadratisch und recht gro?zugig mobliert – das Quartier eines Ritters vermutlich. An den Wanden hingen Gobelins und auf dem Fu?boden lag ein reich verzierter, kostbarer Teppich. Durch zwei gro?e Fenster fiel Licht. Es schien niemand da zu sein. Ein paar Minuten lang wartete Max auf Gerausche, dann zwangte er sich vorsichtig aus der Mauer und fiel – plumps – auf den Teppich. Er seufzte erleichtert. Er hatte es geschafft! Er war dem Burggraben und dem Hecht entkommen. Er war wieder in der Burg – jetzt musste er blo? noch Olivia finden und sich in einen Jungen zuruckverwandeln.
Schnell sah sich Max nach einem Ausgang um. In der einen Zimmerecke entdeckte er eine kleine uberwolbte Nische, hinter der sich vermutlich die Toilette befand. Die wurde ihn nirgendwohin fuhren, au?er ein stinkendes Rohr hinab und zuruck in den Burggraben …
Der Torbogen auf der anderen Seite sah vielversprechender aus. Doch als Max darauf zuhupfte, horte er Stimmen drau?en auf dem Gang, und auf einmal offnete sich eine Tur. Mit einem Satz war Max zuruck an der Wand und verbarg sich im Schatten eines Wandteppichs.
Sir Richard Hogsbottom versuchte sich beliebt zu machen, so gut er konnte. Und das konnte er wirklich gut, galt er in Camelot doch als der ubelste Speichellecker aller Zeiten. Sein pausbackiges rotes Gesicht glanzte regelrecht vor Anstrengung, so sehr war er bemuht, der Lady an seiner Seite zu schmeicheln. Sogar seine Kleider hingen kriecherisch von seinem massigen Korper.
»Mylady!«, sagte er, wahrend er die Dame mit einem, wie er hoffte, gewinnenden und Vertrauen erweckenden Lacheln in den Raum schob (wobei er in Wirklichkeit aussah, als hatte er gerade einen Stiefel verschluckt). »Gestattet mir, Euch in meinem nichtswurdigen Kammerlein willkommen zu hei?en. Vergebt mir, dass ich es nicht vermag, Euch Speis und Trank anzubieten, die Eurer wurdig waren, aber vielleicht ware ein wenig –«
Seine Begleiterin gebot ihm mit einer knappen Geste zu schweigen. Sie war eine gro?e, schlanke Frau mit langem schwarzem Haar und blasser Haut. Sie war schon, doch sah sie wie eine Marmorstatue aus, ohne echtes Leben oder Warme in ihrem Ausdruck. Ihre Augen waren so blassblau, dass sie beinahe farblos wirkten. Reglos verharrte sie in der Mitte des Raums und wandte den Kopf hin und her. Die Stirn in konzentrierte Falten gelegt, schien sie die Luft im Raum beinahe zu schmecken.
»Magie«, sagte sie, wahrend ihre blassblauen Blicke uber die kostbaren Gobelins und den reich verzierten Teppich zu ihren Fu?en schweiften. »Es ist etwas Magisches in diesem Zimmer.« Ihre Stimme war so weich wie Honig, tief und seidig, und doch lie? sie Max erschaudern. Er presste sich enger an die Wand, als ihr Blick uber sein Versteck streifte. »Irgendetwas … War die Tur verschlossen, wahrend Ihr weg wart, Sir Richard?«
»Wieso, ja, naturlich, Mylady, vollig verschlossen«, protestierte Sir Richard mit angstlichem Blick. »Aber vielleicht … Ihr wisst, Merlin arbeitet Tag und Nacht, damit dem Prinzen nichts zusto?t … Womoglich hat sich ein kleiner Prufzauber durch den Turspalt geschlichen?«
»Hmmh …«, machte die Lady nachdenklich. Dann lachte sie, und ihr Lachen klang wie das Klirren von Eiszapfen, die auf hart gefrorenem Boden zerbrechen. »Naturlich – Merlin schnuffelt in der Burg herum, um herauszufinden, was vor sich geht. Er wird einen Schock kriegen, wenn er erfahrt, dass der Schutzbann durchbrochen und der Prinz verschwunden ist! Ha! Er wird im Staube vor mir kriechen mussen und um Hilfe betteln und dann …« Sie dampfte ihre Stimme, doch Max, der gleich neben ihr unter dem Wandteppich kauerte, konnte horen, was sie mit einem kalten, grausamen Flustern nur noch zu sich selbst sagte: » Dannwerden wir erleben, wie Konig Artusam Boden liegt!«
Adolphus segelte durch den dunklen Gang. An dessen Ende landete er so gerauschlos wie moglich auf einem Dachbalken. Unter ihm zankten sich zwei Jungen.
»Ich mach das nicht, Adrian. Auf gar keinen Fall, es ist zu gefahrlich! Merlin ist jetzt auf der Hut und er kommt uns ganz bestimmt auf die Schliche. Ganz bestimmt!«
»Sei nicht so ein Feigling, Jakob!«, zischte der andere Junge. »Es hat keinen Alarm gegeben, die Wachen wissen von nichts. In der ganzen Aufregung um das Festival wird sich kein Mensch um zwei junge Knappen scheren, die ein bisschen ausreiten wollen.«
»Und was, wenn das Balg aufwacht und zu schreien anfangt?«
»Ich hab’s dir doch schon erklart«, sagte Adrian genervt. »Ich habe ihn verzaubert. Er kann sich nicht mehr ruhren, geschweige denn schreien. Komm schon, Jakob! Beim Zehennagel des Druiden! Wir wickeln ihn in ein Laken, binden ihn aufs Pferd und dann reiten wir aus der Burg. Wenn einer fragt, sagen wir einfach, dass wir Proviant in eines der Lager bringen. Los jetzt, mach schon!« Adrian wollte Jakob mit sich ziehen, aber dessen Pausbacken sahen immer noch ziemlich blass aus, und er weigerte sich, weiterzugehen.