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Hermann und Dorothea - Goethe Johann Wolfgang (читаем бесплатно книги полностью TXT) 📗

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Название:
Hermann und Dorothea
Дата добавления:
17 март 2020
Количество просмотров:
155
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Hermann und Dorothea - Goethe Johann Wolfgang (читаем бесплатно книги полностью TXT) 📗
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"Hermann und Dorothea", 1796/97 entstanden und 1798 publiziert, ist eine «idyllisch-epische» Dichtung in Hexametern, deren neun Ges?nge nach den Musen benannt sind. Die Handlung spielt in einem rechtsrheinischen St?dtchen und schildert einen Fl?chtlingszug aus Frankreich im Gefolge der Revolutionswirren. Ideologisch setzt sich Goethe darin mit der Franz?sischen Revolution auseinander. Die Handlung spielt unter den Honoratioren des Ortes — dem beg?terten Wirtsehepaar zum Goldenen L?wen, dem Apotheker und Pfarrer — und hat zum Mittelpunkt die Brautwahl. Hermann, der Sohn der Wirtsleute, und das Fl?chtlingsm?dchen, die ebenso sch?ne wie t?chtige und mutige Dorothea, werden ein Paar. Im 19. Jahrhundert wurde die Dichtung ?beraus hoch gesch?tzt, weil sie b?rgerliche Lebensvorstellungen und Geschlechterstereotypien, nicht ohne Ironie von Seiten des Erz?hlers, in klassischer Form gestaltet.

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Kalliope

Schicksal und Anteil

«Hab ich den Markt und die Stra?en doch nie so einsam gesehen!

Ist doch die Stadt wie gekehrt! wie ausgestorben! Nicht funfzig,

Deucht mir, blieben zuruck von allen unsern Bewohnern.

Was die Neugier nicht tut! So rennt und lauft nun ein jeder,

Um den traurigen Zug der armen Vertriebnen zu sehen.

Bis zum Dammweg, welchen sie ziehn, ist's immer ein Stundchen,

Und da lauft man hinab, im hei?en Staube des Mittags.

Mocht' ich mich doch nicht ruhren vom Platz, um zu sehen das Elend

Guter fliehender Menschen, die nun, mit geretteter Habe,

Leider, das uberrheinische Land, das schone, verlassend,

Zu uns heruberkommen und durch den glucklichen Winkel

Dieses fruchtbaren Tals und seiner Krummungen wandern.

Trefflich hast du gehandelt, o Frau, da? du milde den Sohn fort

Schicktest, mit altem Linnen und etwas Essen und Trinken,

Um es den Armen zu spenden; denn Geben ist Sache des Reichen.

Was der Junge doch fahrt! und wie er bandigt die Hengste!

Sehr gut nimmt das Kutschchen sich aus, das neue; bequemlich

Sa?en viere darin, und auf dem Bocke der Kutscher.

Diesmal fuhr er allein; wie rollt es leicht um die Ecke!»

So sprach, unter dem Tore des Hauses sitzend am Markte,

Wohlbehaglich, zur Frau der Wirt zum Goldenen Lowen.

Und es versetzte darauf die kluge verstandige Hausfrau:

«Vater, nicht gerne verschenk ich die abgetragene Leinwand,

Denn sie ist zu manchem Gebrauch und fur Geld nicht zu haben,

Wenn man ihrer bedarf. Doch heute gab ich so gerne

Manches bessere Stuck an Uberzugen und Hemden,

Denn ich horte von Kindern und Alten, die nackend dahergehn.

Wirst du mir aber verzeihn? denn auch dein Schrank ist geplundert.

Und besonders den Schlafrock mit indianischen Blumen,

Von dem feinsten Kattun, mit feinem Flanelle gefuttert,

Gab ich hin; er ist dunn und alt und ganz aus der Mode.»

Aber es lachelte drauf der treffliche Hauswirt und sagte:

«Ungern vermi? ich ihn doch, den alten kattunenen Schlafrock,

Echt ostindischen Stoffs; so etwas kriegt man nicht wieder.

Wohl! ich trug ihn nicht mehr. Man will jetzt freilich, der Mann soll

Immer gehn im Surtout und in der Pekesche sich zeigen,

Immer gestiefelt sein; verbannt ist Pantoffel und Mutze.»

«Siehe!«versetzte die Frau,»dort kommen schon einige wieder,

Die den Zug mit gesehn; er mu? doch wohl schon vorbei sein.

Seht, wie allen die Schuhe so staubig sind! wie die Gesichter

Gluhen! und jeglicher fuhrt das Schnupftuch und wischt sich den Schwei? ab.

Mocht' ich doch auch in der Hitze nach solchem Schauspiel so weit nicht

Laufen und leiden! Furwahr, ich habe genug am Erzahlten.»

Und es sagte darauf der gute Vater mit Nachdruck:

«Solch ein Wetter ist selten zu solcher Ernte gekommen,

Und wir bringen die Frucht herein, wie das Heu schon herein ist,

Trocken; der Himmel ist hell, es ist kein Wolkchen zu sehen,

Und von Morgen wehet der Wind mit lieblicher Kuhlung.

Das ist bestandiges Wetter! und uberreif ist das Korn schon;

Morgen fangen wir an zu schneiden die reichliche Ernte.»

Als er so sprach, vermehrten sich immer die Scharen der Manner

Und der Weiber, die uber den Markt sich nach Hause begaben;

Und so kam auch zuruck mit seinen Tochtern gefahren

Rasch, an die andere Seite des Markts, der beguterte Nachbar,

An sein erneuertes Haus, der erste Kaufmann des Ortes,

Im geoffneten Wagen (er war in Landau verfertigt).

Lebhaft wurden die Gassen; denn wohl war bevolkert das Stadtchen,

Mancher Fabriken befli? man sich da, und manches Gewerbes.

Und so sa? das trauliche Paar, sich unter dem Torweg

Uber das wandernde Volk mit mancher Bemerkung ergotzend.

Endlich aber begann die wurdige Hausfrau und sagte:

«Seht! dort kommt der Prediger her, es kommt auch der Nachbar

Apotheker mit ihm: die sollen uns alles erzahlen,

Was sie drau?en gesehn und was zu schauen nicht froh macht.»

Freundlich kamen heran die beiden und gru?ten das Ehpaar,

Setzten sich auf die Banke, die holzernen, unter dem Torweg,

Staub von den Fu?en schuttelnd, und Luft mit dem Tuche sich fachelnd.

Da begann denn zuerst, nach wechselseitigen Gru?en,

Der Apotheker zu sprechen und sagte, beinahe verdrie?lich:

«So sind die Menschen furwahr! und einer ist doch wie der andre,

Da? er zu gaffen sich freut, wenn den Nachsten ein Ungluck befallet!

Lauft doch jeder, die Flamme zu sehn, die verderblich emporschlagt,

Jeder den armen Verbrecher, der peinlich zum Tode gefuhrt wird.

Jeder spaziert nun hinaus, zu schauen der guten Vertriebnen

Elend, und niemand bedenkt, da? ihn das ahnliche Schicksal

Auch, vielleicht zunachst, betreffen kann, oder doch kunftig.

Unverzeihlich find ich den Leichtsinn; doch liegt er im Menschen.»

Und es sagte darauf der edle verstandige Pfarrherr,

Er, die Zierde der Stadt, ein Jungling naher dem Manne.

Dieser kannte das Leben und kannte der Horer Bedurfnis,

War vom hohen Werte der heiligen Schriften durchdrungen,

Die uns der Menschen Geschick enthullen und ihre Gesinnung;

Und so kannt' er auch wohl die besten weltlichen Schriften.

Dieser sprach:»Ich tadle nicht gern, was immer dem Menschen

Fur unschadliche Triebe die gute Mutter Natur gab;

Denn was Verstand und Vernunft nicht immer vermogen, vermag oft

Solch ein glucklicher Hang, der unwiderstehlich uns leitet.

Lockte die Neugier nicht den Menschen mit heftigen Reizen,

Sagt! erfuhr' er wohl je, wie schon sich die weltlichen Dinge

Gegeneinander verhalten? Denn erst verlangt er das Neue,

Suchet das Nutzliche dann mit unermudetem Flei?e;

Endlich begehrt er das Gute, das ihn erhebet und wert macht.

In der Jugend ist ihm ein froher Gefahrte der Leichtsinn,

Der die Gefahr ihm verbirgt und heilsam geschwinde die Spuren

Tilget des schmerzlichen Ubels, sobald es nur irgend vorbeizog.

Freilich ist er zu preisen, der Mann, dem in reiferen Jahren

Sich der gesetzte Verstand aus solchem Frohsinn entwickelt,

Der im Gluck wie im Ungluck sich eifrig und tatig bestrebet;

Denn das Gute bringt er hervor und ersetzet den Schaden.»

Freundlich begann sogleich die ungeduldige Hausfrau:

«Saget uns, was ihr gesehn; denn das begehrt' ich zu wissen.»

«Schwerlich«, versetzte darauf der Apotheker mit Nachdruck,

«Werd ich so bald mich freun nach dem, was ich alles erfahren.

Und wer erzahlet es wohl, das mannigfaltigste Elend!

Schon von ferne sahn wir den Staub, noch eh' wir die Wiesen

Abwarts kamen; der Zug war schon von Hugel zu Hugel

Unabsehlich dahin, man konnte wenig erkennen.

Als wir nun aber den Weg, der quer durchs Tal geht, erreichten,

War Gedrang und Getummel noch gro? der Wandrer und Wagen.

Leider sahen wir noch genug der Armen vorbeiziehn,

Konnten einzeln erfahren, wie bitter die schmerzliche Flucht sei,

Und wie froh das Gefuhl des eilig geretteten Lebens.

Traurig war es zu sehn, die mannigfaltige Habe,

Die ein Haus nur verbirgt, das wohlversehne, und die ein

Guter Wirt umher an die rechten Stellen gesetzt hat,

Immer bereit zum Gebrauche, denn alles ist notig und nutzlich,

Nun zu sehen das alles, auf mancherlei Wagen und Karren

Durcheinander geladen, mit Ubereilung gefluchtet.

Uber dem Schranke lieget das Sieb und die wollene Decke,

In dem Backtrog das Bett und das Leintuch uber dem Spiegel.

Ach! und es nimmt die Gefahr, wie wir beim Brande vor zwanzig

Jahren auch wohl gesehn, dem Menschen alle Besinnung,

Da? er das Unbedeutende fa?t und das Teure zuruckla?t.

Also fuhrten auch hier, mit unbesonnener Sorgfalt,

Schlechte Dinge sie fort, die Ochsen und Pferde beschwerend:

Alte Bretter und Fasser, den Gansestall und den Kafig.

Auch so keuchten die Weiber und Kinder, mit Bundeln sich schleppend,

Unter Korben und Butten voll Sachen keines Gebrauches;

Denn es verla?t der Mensch so ungern das Letzte der Habe.

Und so zog auf dem staubigen Weg der drangende Zug fort,

Ordnungslos und verwirrt. Mit schwacheren Tieren der eine

Wunschte langsam zu fahren, ein andrer emsig zu eilen.

Da entstand ein Geschrei der gequetschten Weiber und Kinder,

Und ein Bloken des Viehes, dazwischen der Hunde Gebelfer,

Und ein Wehlaut der Alten und Kranken, die hoch auf dem schweren

Ubergepackten Wagen auf Betten sa?en und schwankten.

Aber, aus dem Gleise gedrangt, nach dem Rande des Hochwegs

Irrte das knarrende Rad; es sturzt' in den Graben das Fuhrwerk,

Umgeschlagen, und weithin entsturzten im Schwunge die Menschen,

Mit entsetzlichem Schrein, in das Feld hin, aber doch glucklich.

Spater sturzten die Kasten und fielen naher dem Wagen.

Wahrlich, wer im Fallen sie sah, der erwartete nun sie

Unter der Last der Kisten und Schranke zerschmettert zu schauen.

Und so lag zerbrochen der Wagen und hulflos die Menschen;

Denn die ubrigen gingen und zogen eilig voruber,

Nur sich selber bedenkend und hingerissen vom Strome.

Und wir eilten hinzu und fanden die Kranken und Alten,

Die zu Haus und im Bett schon kaum ihr dauerndes Leiden

Trugen, hier auf dem Boden beschadigt achzen und jammern,

Von der Sonne verbrannt und erstickt vom wogenden Staube.»

Und es sagte darauf geruhrt der menschliche Hauswirt:

«Moge doch Hermann sie treffen und sie erquicken und kleiden.

Ungern wurd' ich sie sehn; mich schmerzt der Anblick des Jammers.

Schon von dem ersten Bericht so gro?er Leiden geruhret,

Schickten wir eilend ein Scherflein von unserm Uberflu?, da? nur

Einige wurden gestarkt, und schienen uns selber beruhigt.

Aber la?t uns nicht mehr die traurigen Bilder erneuern;

Denn es beschleichet die Furcht gar bald die Herzen der Menschen,

Und die Sorge, die mehr als selbst mir das Ubel verha?t ist.

Tretet herein in den hinteren Raum, das kuhlere Salchen.

Nie scheint Sonne dahin, nie dringet warmere Luft dort

Durch die starkeren Mauern; und Mutterchen bringt uns ein Glaschen

Dreiundachtziger her, damit wir die Grillen vertreiben.

Hier ist nicht freundlich zu trinken; die Fliegen umsummen die Glaser.»

Und sie gingen dahin und freuten sich alle der Kuhlung.

Sorgsam brachte die Mutter des klaren herrlichen Weines,

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