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Faust - Goethe Johann Wolfgang (читаемые книги читать онлайн бесплатно .txt) 📗

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Uns war denn auch der Himmel günstig,

Daß unser Schiff ein türkisch Fahrzeug fing,

Das einen Schatz des großen Sultans führte.

Da ward der Tapferkeit ihr Lohn,

Und ich empfing denn auch, wie sich's gebührte,

Mein wohlgemeßnes Teil davon.»

MARTHE:

Ei wie? Ei wo? Hat er's vielleicht vergraben?

MEPHISTOPHELES:

Wer weiß, wo nun es die vier Winde haben.

Ein schönes Fräulein nahm sich seiner an,

Als er in Napel fremd umherspazierte;

Sie hat an ihm viel Liebs und Treus getan,

Daß er's bis an sein selig Ende spürte.

MARTHE:

Der Schelm! der Dieb an seinen Kindern!

Auch alles Elend, alle Not

Konnt nicht sein schändlich Leben hindern!

MEPHISTOPHELES:

Ja seht! dafür ist er nun tot.

Wär ich nun jetzt an Eurem Platze,

Betraurt ich ihn ein züchtig Jahr,

Visierte dann unterweil nach einem neuen Schatze.

MARTHE:

Ach Gott! wie doch mein erster war,

Find ich nicht leicht auf dieser Welt den andern!

Es konnte kaum ein herziger Närrchen sein.

Er liebte nur das allzuviele Wandern

Und fremde Weiber und fremden Wein

Und das verfluchte Würfelspiel.

MEPHISTOPHELES:

Nun, nun, so konnt es gehn und stehen,

Wenn er Euch ungefähr so viel

Von seiner Seite nachgesehen.

Ich schwör Euch zu, mit dem Beding

Wechselt ich selbst mit Euch den Ring!

MARTHE:

O es beliebt dem Herrn zu scherzen!

MEPHISTOPHELES (für sich):

Nun mach ich mich beizeiten fort!

Die hielte wohl den Teufel selbst beim Wort.

(Zu Gretchen.)

Wie steht es denn mit Ihrem Herzen?

MARGARETE:

Was meint der Herr damit?

MEPHISTOPHELES (für sich):

Du guts, unschuldigs Kind! (Laut.) Lebt wohl, ihr Fraun!

MARGARETE:

Lebt wohl!

MARTHE:

O sagt mir doch geschwind! Ich möchte gern ein Zeugnis haben,

Wo, wie und wann mein Schatz gestorben und begraben.

Ich bin von je der Ordnung Freund gewesen,

Möcht, ihn auch tot im Wochenblättchen lesen.

MEPHISTOPHELES:

Ja, gute Frau, durch zweier Zeugen Mund

Wird allerwegs die Wahrheit kund;

Habe noch gar einen feinen Gesellen,

Den will ich Euch vor den Richter stellen.

Ich bring ihn her.

MARTHE:

O tut das ja!

MEPHISTOPHELES:

Und hier die Jungfrau ist auch da?

Ein braver Knab! ist viel gereist,

Fräuleins alle Höflichkeit erweist.

MARGARETE:

Müßte vor dem Herren schamrot werden.

MEPHISTOPHELES:

Vor keinem Könige der Erden.

MARTHE:

Da hinterm Haus in meinem Garten

Wollen wir der Herren heut abend warten.

STRAßE (II)

Faust. Mephistopheles.

FAUST:

Wie ist's? Will's fördern? Will's bald gehn?

MEPHISTOPHELES:

Ah bravo! Find ich Euch in Feuer?

In kurzer Zeit ist Gretchen Euer.

Heut abend sollt Ihr sie bei Nachbar' Marthen sehn:

Das ist ein Weib wie auserlesen

Zum Kuppler — und Zigeunerwesen!

FAUST:

So recht!

MEPHISTOPHELES:

Doch wird auch was von uns begehrt.

FAUST:

Ein Dienst ist wohl des andern wert.

MEPHISTOPHELES:

Wir legen nur ein gültig Zeugnis nieder,

Daß ihres Ehherrn ausgereckte Glieder

In Padua an heil'ger Stätte ruhn.

FAUST:

Sehr klug! Wir werden erst die Reise machen müssen!

MEPHISTOPHELES:

Sancta Simplicitas! darum ist's nicht zu tun;

Bezeugt nur, ohne viel zu wissen.

FAUST:

Wenn Er nichts Bessers hat, so ist der Plan zerrissen.

MEPHISTOPHELES:

O heil'ger Mann! Da wärt Ihr's nun!

Ist es das erstemal in eurem Leben,

Daß Ihr falsch Zeugnis abgelegt?

Habt Ihr von Gott, der Welt und was sich drin bewegt,

Vom Menschen, was sich ihm in den Kopf und Herzen regt,

Definitionen nicht mit großer Kraft gegeben?

Mit frecher Stirne, kühner Brust?

Und wollt Ihr recht ins Innre gehen,

Habt Ihr davon, Ihr müßt es grad gestehen,

So viel als von Herrn Schwerdtleins Tod gewußt!

FAUST:

Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sophiste.

MEPHISTOPHELES:

Ja, wenn man's nicht ein bißchen tiefer wüßte.

Denn morgen wirst, in allen Ehren,

Das arme Gretchen nicht betören

Und alle Seelenlieb ihr schwören?

FAUST:

Und zwar von Herzen.

MEPHISTOPHELES:

Gut und schön! Dann wird von ewiger Treu und Liebe,

von einzig überallmächt'gem Triebe —

Wird das auch so von Herzen gehn?

FAUST:

Laß das! Es wird! — Wenn ich empfinde,

Für das Gefühl, für das Gewühl

Nach Namen suche, keinen finde,

Dann durch die Welt mit allen Sinnen schweife,

Nach allen höchsten Worten greife,

Und diese Glut, von der ich brenne,

Unendlich, ewig, ewig nenne,

Ist das ein teuflisch Lügenspiel?

MEPHISTOPHELES:

Ich hab doch recht!

FAUST:

Hör! merk dir dies — Ich bitte dich, und schone meine Lunge-:

Wer recht behalten will und hat nur eine Zunge,

Behält's gewiß.

Und komm, ich hab des Schwätzens Überdruß,

Denn du hast recht, vorzüglich weil ich muß.

GARTEN

Margarete an Faustens Arm, Marthe mit Mephistopheles auf und ab spazierend.

MARGARETE:

Ich fühl es wohl, daß mich der Herr nur schont,

Herab sich läßt, mich zu beschämen.

Ein Reisender ist so gewohnt,

Aus Gütigkeit fürliebzunehmen;

Ich weiß zu gut, daß solch erfahrnen Mann

Mein arm Gespräch nicht unterhalten kann.

FAUST:

Ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält

Als alle Weisheit dieser Welt.

(Er küßt ihre Hand.)

MARGARETE:

Inkommodiert Euch nicht! Wie könnt Ihr sie nur küssen?

Sie ist so garstig, ist so rauh!

Was hab ich nicht schon alles schaffen müssen!

Die Mutter ist gar zu genau.

(Gehn vorüber.)

MARTHE:

Und Ihr, mein Herr, Ihr reist so immer fort?

MEPHISTOPHELES:

Ach, daß Gewerb und Pflicht uns dazu treiben!

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