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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander (книги полностью бесплатно txt) 📗

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Somervell setzte sich wieder und strich sorgfaltig seinen Rock glatt, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Schlie?lich meinte er gereizt:»Das Geheimnis wird ohnehin bald bekannt sein.»

Bolitho sah ihn die Lippen spitzen und wollte nicht daran denken, da? diese Catherines Hals beruhrten, ihre Bruste.

Dann lachelte Somervell, als lenke er ein.»Gut, ich stimme zu. Es soll so ablaufen, wie Sie planen. Ich bin ermachtigt, Ihnen jede Unterstutzung zu gewahren. «Sein Lacheln verschwand abrupt.»Aber ich kann Ihnen nicht helfen, wenn.»

Bolitho nickte zufrieden.»Gewi?, Mylord, das Wort >wenn< kann fur einen Marineoffizier alles bedeuten.»

Er vernahm, da? jemand ein Boot anrief, und vermutete, da? Somervell seinen Abgang wie seine Ankunft auf die Minute genau arrangiert hatte.

«Ich werde sofort Kapitan Haven informieren.»

Somervell horte nur noch halb hin, meinte aber:»So vage wie moglich. Wenn zwei ein Geheimnis teilen, ist es kein Geheimnis mehr.»

Die Tur ging auf und Ozzard trat ein, Somervells Hut mit gro?ter Sorgfalt balancierend.

Somervell bemerkte noch:»Es freut mich, da? wir uns kennengelernt haben. Aber ich kann mir um nichts in der Welt vorstellen, warum Sie darauf bestanden, diese Aufgabe selbst zu ubernehmen. «Er verbeugte sich spottisch.»War es etwa Todessehnsucht? Denn noch mehr Ruhm haben Sie bestimmt nicht notig.»

Damit drehte er sich auf dem Absatz um und verlie? die Kajute.

Uber die strammstehenden Seesoldaten an der Relingpforte sah er hinweg, desgleichen uber Imries schlaksige Gestalt an der Pooptreppe.»Ich konnte mir denken, da? Lady Belinda diesen Drang zu weiteren Siegen, so bald nach dem letzten, ausgesprochen mi?billigt. «Mit einem schiefen Lacheln ging er von Bord.

Bolitho blickte der hubschen, von der Hyperion fortrudernden Barkasse nach. Was hatten sie besprochen und, mehr noch, was war ungesagt geblieben? Was hatte sich beispielsweise Somervell bei seinem Hinweis auf Belinda, seine Frau, gedacht? Wollte er ihn nur reizen, oder konnte er sich nicht zuruckhalten, da keiner von beiden auch nur einmal Catherine erwahnt hatte? Haven naherte sich und tippte an seinen Hut.»Irgendwelche

Befehle, Sir Richard?»

Bolitho zog seine Uhr und lie? den Deckel aufspringen. Es war genau Mittag. Ihre Augen trafen sich, und Bolitho fuhlte fast korperlich des anderen Zuruckhaltung, ja Vorsicht. Er zogerte.»Alle Kommandanten sollen sich im Anschlu? an die Nachmittagswache zur Besprechung bei mir melden. Fuhren Sie sie in meine Kajute.»

Haven schluckte.»Der Rest unseres Geschwaders ist aber noch auf See, Sir.»

Bolitho sah sich um. Die Ehrenwache war schon weggetreten, nur der Unteroffizier vom Dienst war noch in der Nahe. Er sagte:»Ich habe die Absicht, innerhalb der Woche und sobald genugend Wind unsere Segel fullt, ankerauf zu gehen. Wir segeln nach Sudwesten zum Festland und beziehen vor La Guaira Station.»

Havens rotliche, sonnengebraunte Wangen, die zu seiner Haarfarbe pa?ten, schienen zu erbleichen.»Das sind sechshundert Seemeilen, Sir! Mit diesem Schiff, ohne Unterstutzung? Ich wei? nicht, ob.»

Bolitho fixierte ihn scharf.»Haben Sie keinen Mumm oder mochten Sie eine vorzeitige Verabschiedung?«Doch er zugelte sich, weil Haven nicht zuruckschlagen konnte, und setzte ruhiger hinzu:»Ich brauche Sie, und auch dieses Schiff braucht Sie. Das ist alles.»

Beim Fortgehen bemerkte er Imrie.»Kommen Sie mit, ich mochte Sie Ihrer Ideen berauben. «Als ein Sonnenstrahl durch die Besanwanten auf ihn fiel, zuckte er zuruck. Fur Sekunden war sein linkes Auge vollig blind, und er mu?te sich zusammennehmen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.

Von Todessehnsucht hatte Somervell gesprochen. Bolitho ertastete sich den Weg ins Achterschiff, wobei ihn Bitterkeit uberfiel. Zu viele hatten schon seinetwegen sterben mussen, und auch seine Freunde erlitten durch den Umgang mit ihm nur Schaden.

Imrie duckte sich unnotigerweise und begleitete ihn in das Dunkel des Achterdecks.»Ich habe nachgedacht, Sir Richard, und ein paar Einfalle.»

Seine einfachen Worte waren eine Art Rettungsleine fur den Admiral.

Bolitho entgegnete:»Dann wollen wir unseren Durst loschen, wahrend ich zuhore.»

Als sie verschwunden waren, rief Haven nach dem Signalfahnrich und erklarte dem Jungen Art und Zeit der Ubermittlung, wodurch die anderen Kommandanten an Bord gerufen werden sollten. Danach wandte er sich dem erst jetzt herbeieilenden Ersten Leutnant zu. Bevor dieser den Mund aufmachen konnte, fuhr ihn Haven an:»Mu? ich auch noch Ihre Aufgaben ubernehmen, verdammt noch mal?«Noch im Weggehen schimpfte er:»Bei Gott, wenn Sie sich nicht bessern, lasse ich Sie an Land setzen, fur immer!»

Parris starrte ihm nach, nur seine geballten Fauste verrieten seinen Groll.»Gott verdamme dich!»

Er sah, da? der Fahnrich gro?e Augen machte. Hatte er sich etwa laut ausgelassen? Er grinste mude.»Der Seemann hat ein feines Leben, Mr. Mirrielees, vorausgesetzt, er halt sein Maul!»

Um acht Glasen nachmittags, also um vier Uhr, wurde das Signal an der Rah vorgehei?t. Es fing an.

IV Sturmwarnung

Bolitho stand im leeren Bootsschuppen und gewohnte seine Augen an die Formen und Schatten. Es war ein gro?es, baufalliges Gebaude, von einigen wenigen Lampen schwach erleuchtet. Um die Feuersgefahr zu verringern, hingen die

Laternen an langen Ketten und pendelten jetzt leise, was den Eindruck erweckte, als bewege sich der Schuppen wie ein Schiff.

An diesem Abend war die Dunkelheit lebendig und voller Gerausche: dem Rascheln und Klatschen der Palmwedel, dem unruhigen Platschern des Wassers unter der groben Aufschleppe, wo man den Leichter fur seine Reise in den Suden hergerichtet hatte. Der Bootsschuppen war ein wimmelnder Bienenkorb gewesen, in dem Schiffbauer und Seeleute gegen die Zeit arbeiteten, um zusatzliche Bilgepumpen einzubauen und Scharniere entlang der Verschanzung einzusetzen, damit man diese bei Bedarf niederlegen konnte.

Bolitho fuhlte losen Sand vom Strand in seinen Schuhen, wahrend er zum hundersten Mal seine Plane durchdachte. Jenour hatte ihm Gesellschaft geleistet, aber sein Verlangen nach Alleinsein respektiert.

Bolitho lauschte dem Platschern des Wassers, dem sanften Stohnen des Windes uber dem vom Wetter zerrissenen Dach. Sie hatten um Wind gebetet, aber nun konnte er zunehmen und sich gegen sie kehren. Wenn der Leichter vollschlagen sollte, bevor er sein Ziel erreichte, mu?te er sich zu einer Plananderung entschlie?en. Entweder wurde er dann Thor ohne Unterstutzung an die Kuste schicken oder den Angriff abbrechen mussen. Er dachte an den Zweifel in Somervells Augen. Nein, er wurde nicht umkehren, es war sinnlos, andere Moglichkeiten zu erwagen.

Er sah sich im drauenden Schatten des Schuppens um: Skelette alter Boote, Spanten von neuen, der Geruch nach Farbe, Teer und Tauwerk. Eigenartig, da? er nach so vielen Jahren auf See seine anregende Wirkung auf ihn immer noch nicht verfehlte.

Bolitho entsann sich der Schuppen in Falmouth, wo er und sein Bruder und manchmal auch seine Schwestern alle Winkel erforscht hatten und sich wie Piraten und Prinzessinnen vorgekommen waren. Er fuhlte einen Stic h im Herzen, als er an seine Tochter Elizabeth dachte, wie sie, unbeholfen auf den Arm genommen, an seinen Epauletten und blanken Knopfen gezupft hatte.

Doch statt ihn und Belinda wieder zu vereinen, war das Gegenteil geschehen. Eine ihrer Auseinandersetzungen hatte sich um Belindas Absicht gedreht, eine Gouvernante und ein passendes Kindermadchen fur ihre Tochter zu engagieren. Dies und ihr Vorschlag, nach London zu ziehen, hatten den Streit entzundet. Sie hatte ihm erklart:»Nur weil du selbst in Falmouth mit den Dorfkindern aufgewachsen bist, kannst du nicht von mir verlangen, da? ich Elizabeth die Moglichkeit vorenthalte, sich im Leben zu verbessern und von deinen Leistungen zu profitieren.»

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