Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги без регистрации txt) 📗
An einer Wegkreuzung blieb er stehen und sah sich nach einem Zeichen von Fleur um. Er war sich sicher, da? sie es gewesen war, die geschrien hatte. Was war ihr begegnet? War sie verletzt? Rote Funken waren nirgends zu sehen – hatte sie sich nun aus der Gefahr befreit oder sa? sie in der Falle und konnte ihren Zauberstab nicht erreichen? Mit einem Gefuhl wachsenden Unbehagens nahm Harry den rechten Abzweig… doch zugleich wurde er den Gedanken nicht los, da? ein Champion raus war…
Der Pokal mu?te jetzt irgendwo in der Nahe sein und offenbar war Fleur nicht mehr im Rennen. War er nicht doch ziemlich weit gekommen? Was, wenn er es tatsachlich schaffte zu gewinnen? Zum ersten Mal, seit er uberraschend Champion geworden war, sah er sich selbst, ganz fluchtig, wie er vor der ganzen Schule den Trimagischen Pokal in die Hohe hielt.
Die nachsten zehn Minuten traf er auf nichts, au?er auf die Heckenmauern von Sackgassen. Zweimal nahm er dieselbe falsche Abzweigung. Schlie?lich fand er eine neue Strecke, auf der er entlangtrabte, wobei der zittrige Lichtstrahl aus dem Zauberstab seinen Schatten in grotesken Gestalten uber die Heckenwande huschen lie?. Wieder bog er um eine Ecke – und stand vor einem Knallrumpfigen Kroter.
Cedric hatte Recht – er war tatsachlich gigantisch. Uber drei Meter lang, sah er am ehesten aus wie ein Riesenskorpion. Der lange Stachel war drohend uber den Rucken gebogen. Der dicke Panzer schimmerte im Licht des Zauberstabs, den Harry auf ihn gerichtet hatte.
»Stupor!«
Der Fluch schlug gegen den Panzer des Kroters und prallte zuruck; Harry duckte sich gerade noch rechtzeitig, doch schon roch es nach verbranntem Haar; der Fluch hatte ihm den Schopf versengt. Der Kroter lie? einen Feuersto? aus seinem Rumpf knallen und schleuderte auf Harry zu.
»Impedimenta!«, rief Harry. Wieder traf der Fluch den Panzer des Kroters und prallte schrag weg; Harry stolperte ein paar Schritte ruckwarts und fiel rucklings zu Boden.»IMPEDIMENTA!«
Nur noch Zentimeter von Harry entfernt erstarrte der Kroter – Harry hatte es geschafft, ihn in den panzerlosen, fleischigen Bauch zu treffen. Keuchend stemmte er sich von dem Vieh weg und rannte, so schnell er konnte, in die andere Richtung – der Lahmzauber hielt nicht lange vor, der Kroter wurde jeden Augenblick seine Beine wieder benutzen konnen.
Er nahm einen Weg nach links und stie? auf eine Heckenmauer, nach rechts, und wieder war es eine Sackgasse; mit hammerndem Herzen zwang er sich stehen zu bleiben, lie? erneut den Vier-Punkte-Zauber sprechen, machte kehrt und wahlte einen Pfad in nordwestliche Richtung.
Auf diesem neuen Weg war er ein paar Minuten lang gegangen, als er etwas auf dem parallel verlaufenden Pfad horte, das ihn erstarren lie?.
»Was tust du da?«, horte er Cedric schreien.»Was zum Teufel machst du da?«
Und dann horte er Krums Stimme.
»Crucio!«
Die Luft war erfullt von Cedrics Schreien. Entsetzt rannte Harry los, auf der Suche nach einer Lucke hinuber zu Cedric. Da er keine fand, versuchte er es noch einmal mit dem Reduktor-Fluch. Er war nicht sonderlich wirksam, doch er brannte ein kleines Loch in die Hecke; Harry steckte seinen Fu? hinein und stie? gegen das dichte Gestrupp aus Zweigen und Dornen, bis er endlich zur anderen Seite durchgebrochen war; er zwangte sich durch das Loch, wobei ihm die Dornen den Umhang zerrissen. Nach rechts blickend sah er Cedric zuckend und zappelnd auf dem Boden liegen. Uber ihm stand Krum.
Harry rappelte sich hoch und richtete seinen Zauberstab auf Krum, genau in dem Moment, da dieser aufblickte. Krum wirbelte herum und rannte davon.
»Stupor!«, rief Harry.
Der Fluch traf Krum in den Rucken; er erstarrte mitten im Lauf, fiel mit dem Gesicht ins Gras und blieb reglos liegen. Harry sturzte auf Cedric zu. Er zuckte nicht mehr und lag nur noch keuchend, mit den Handen auf dem Gesicht da.
»Bist du verletzt?«, fragte Harry hastig und packte Cedric am Arm.
»Nein«, keuchte Cedric.»Nein… ich glaub's einfach nicht… er hat sich hinter meinem Rucken angeschlichen… ich hab ihn gehort, hab mich umgedreht, und da hatte er schon den Zauberstab auf mich gerichtet…«
Cedric stand auf. Er zitterte immer noch. Die beiden sahen hinunter auf Krum.
»Ich kann's einfach nicht fassen… ich dachte, er ware in Ordnung«, sagte Harry mit starrem Blick auf Krum.
»Ich auch«, sagte Cedric.
»Hast du vorhin Fleur schreien gehort?«, fragte Harry.
»Ja«, sagte Cedric.»Glaubst du, Krum hat auch sie uberfallen?«
»Ich wei? nicht.«
»Sollen wir ihn hier lassen?«, murmelte Cedric.
»Nein«, sagte Harry.»Ich schatze, wir sollten rote Funken verspruhen. Dann kommt jemand und holt ihn… andernfalls fri?t ihn wahrscheinlich ein Kroter.«
»Verdient hatt er's ja«, murmelte Cedric, dennoch hob er den Zauberstab und lie? einen Schauer roter Funken in die Luft spruhen, die hoch uber Krum schweben blieben und die Stelle markierten, wo er lag.
Harry und Cedric standen einen Moment lang in der Dunkelheit und sahen sich um. Dann sagte Cedric:»Tja… ich glaub, wir sollten besser weitergehen…«
»Wie?«, sagte Harry.»Ach… ja… stimmt…«
Es war ein merkwurdiger Moment. Er und Cedric waren gegen Krum fur kurze Zeit verbundet gewesen – und nun fiel ihnen beiden wieder ein, da? sie eigentlich Gegner waren. Schweigend gingen sie den dunklen Pfad entlang, dann wandte sich Harry nach links und Cedric nach rechts. Seine Schritte erstarben bald in der Ferne.
Harry ging weiter und vergewisserte sich gelegentlich mit dem Vier-Punkte-Zauber, da? er die richtige Richtung eingeschlagen hatte. Nun wurde der Kampf zwischen ihm und Cedric entschieden. Der Wunsch, den Pokal als Erster zu erreichen, brannte nun starker denn je in ihm, doch noch immer konnte er nicht fassen, was er Krum soeben hatte tun sehen. Einen Unverzeihlichen Fluch gegen einen Mitmenschen zu richten, hie?, sich eine lebenslange Strafe in Askaban einzuhandeln, das hatte Moody ihnen erklart. Das konnte Krum der Trimagische Pokal doch wohl nicht wert sein… Harry beschleunigte seine Schritte.
Immer wieder geriet er in Sackgassen, doch weil es um ihn zunehmend dunkel wurde, war er sich sicher, dem Herzen des Irrgartens ganz nahe zu sein. Dann, einen geraden Weg entlanggehend, sah er erneut, wie sich etwas bewegte, und der Strahl seines Zauberstabs traf ein erstaunliches Geschopf, wie er es nur von einem Bild im Monsterbuch der Monster kannte. Es war eine Sphinx. Sie hatte den Korper eines ubergro?en Lowen, machtige, klauenbewehrte Tatzen und einen langen, gelblichen Schwanz, der in einem braunen Haarbuschel endete. Der Kopf jedoch war der einer Frau. Harry trat naher, und sie wandte den Kopf und lie? ihre langen Mandelaugen auf ihm ruhen. Er hob seinen Zauberstab, zogerte jedoch. Sie duckte sich nicht, als wolle sie zum Sprung ansetzen, sondern trottete quer uber den Pfad und versperrte ihm so den Weg.
Dann sprach sie mit tiefer, heiserer Stimme:»Du bist deinem Ziel sehr nahe. Der schnellste Weg fuhrt an mir vorbei.«
»Also… wurdest du mich bitte vorbeilassen?«, sagte Harry und wu?te doch schon die Antwort darauf.
»Nein«, sagte sie und trottete weiter hin und her.»Erst wenn du mein Ratsel gelost hast. Antworte richtig beim ersten Versuch – und ich la? dich vorbei. Antworte falsch – und ich werde angreifen. Schweig – und ich werde dich unversehrt zuruckweichen lassen.«
Harrys Magen versuchte es mit einem Salto. Das war eigentlich etwas fur Hermine, nicht fur ihn. Er wog seine Chancen ab. Wenn das Ratsel zu schwer war, konnte er immer noch schweigen, sich unverletzt zuruckziehen und einen anderen Weg in die Mitte des Irrgartens suchen.
»Gut«, sagte er.»Kann ich das Ratsel horen?«
Die Sphinx lie? sich mitten auf dem Weg auf die Hinterbeine nieder und sprach:
»Erst denk an den Menschen, der immer lugt,
der Geheimnisse sucht und damit betrugt.
Doch um das Ganze nicht zu verwassern,