G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
(Franz tritt auf.)
Franz . Gott gru? Euch, gestrenger Herr! Ich bring Euch so viel Gru?e, da? ich nicht wei?, wo anzufangen. Bamberg und zehn Meilen in die Runde entbieten Euch ein tausendfaches: Gott gru? Euch!
Weislingen . Willkommen, Franz! Was bringst du mehr?
Franz . Ihr steht in einem Andenken bei Hof und uberall, da? es nicht zu sagen. ist.
Weislingen . Das wird nicht lange dauern.
Franz . So lang Ihr lebt! und nach Eurem Tod wird's heller blinken als die messingenen Buchstaben auf einem Grabstein. Wie man sich Euern Unfall zu Herzen nahm!
Weislingen . Was sagte der Bischof?
Franz . Er war so begierig zu wissen, da? er mit geschaftiger Geschwindigkeit der Fragen meine Antwort verhinderte. Er wu?t es zwar schon; denn Farber, der von Haslach entrann, brachte ihm die Botschaft. Aber er wollte alles wissen. Er fragte so angstlich, ob Ihr nicht versehrt waret? Ich sagte:»Er ist ganz, von der au?ersten Haarspitze bis zum Nagel des kleinen Zehs.»
Weislingen . Was sagte er zu den Vorschlagen?
Franz . Er wollte gleich alles herausgeben, den Knaben und noch Geld darauf, nur Euch zu befreien. Da er aber horte, Ihr solltet ohne das loskommen und nur Euer Wort das Aquivalent gegen den. Buben sein, da wollte er absolut den Berlichingen vertagt haben. Er sagte mir hundert Sachen an Euch — ich hab sie wieder vergessen. Es war eine lange Predigt uber die Worte:»Ich kann Weislingen nicht entbehren.»
Weislingen . Er wird's lernen mussen!
Franz . Wie meint Ihr? Er sagte:»Mach ihn eilen, es wartet alles auf ihn.»
Weislingen . Es kann warten. Ich gehe nicht nach Hof.
Franz . Nicht nach Hof? Herr! Wie kommt Euch das? Wenn Ihr wu?tet, was ich wei?. Wenn Ihr nur traumen konntet, was ich gesehen habe.
Weislingen . Wie wird dir's?
Franz . Nur von der blo?en Erinnerung komm ich au?er mir. Bamberg ist nicht mehr Bamberg, ein Engel in Weibesgestalt macht es zum Vorhofe des Himmels.
Weislingen . Nichts weiter?
Franz . Ich will ein Pfaff werden, wenn Ihr sie sehet und nicht au?er Euch kommt.
Weislingen . Wer ist's denn?
Franz . Adelheid von Walldorf.
Weislingen . Die! Ich habe viel von ihrer Schonheit gehort.
Franz . Gehort? Das ist eben, als wenn Ihr sagtet:»Ich hab die Musik gesehen. «Es ist der Zunge so wenig moglich, eine Linie ihrer Vollkommenheiten auszudrucken, da das Aug sogar in ihrer Gegenwart sich nicht selbst genug ist.
Weislingen . Du bist nicht gescheit.
Franz . Das kann wohl sein. Das letztemal, da ich sie sahe, hatte ich nicht mehr Sinne als ein Trunkener. Oder vielmehr, kann ich sagen, ich fuhlte in dem Augenblick, wie's den Heiligen bei himmlischen Erscheinungen sein mag. Alle Sinne starker, hoher, vollkommener, und doch den Gebrauch von keinem.
Weislingen . Das ist seltsam.
Franz . Wie ich von dem Bischof Abschied nahm, sa? sie bei ihm. Sie spielten Schach. Er war sehr gnadig, reichte mir seine Hand zu kussen, und sagte mir vieles, davon ich nichts vernahm. Denn ich sah seine Nachbarin, sie hatte ihr Auge aufs Brett geheftet, als wenn sie einem gro?en Streich nachsanne. Ein feiner lauernder Zug um Mund und Wange! Ich hatt' der elfenbeinerne Konig sein mogen. Adel und Freundlichkeit herrschten auf ihrer Stirn. Und das blendende Licht des Angesichts und des Busens, wie es von den finstern Haaren erhoben ward!
Weislingen . Du bist druber gar zum Dichter geworden.
Franz . So fuhl ich denn in dem Augenblick, was den Dichter macht, ein volles, ganz von einer Empfindung volles Herz! Wie der Bischof endigte und ich mich neigte, sah sie mich an und sagte:»Auch von mir einen Gru? unbekannterweise! Sag ihm, er mag ja bald kommen. Es warten neue Freunde auf ihn; er soll sie nicht verachten, wenn er schon an alten so reich ist.«— Ich wollte was antworten, aber der Pa? vom Herzen nach der Zunge war versperrt, ich neigte mich. Ich hatte mein Vermogen gegeben, die Spitze ihres kleinen Fingers kussen zu durfen! Wie ich so stund, warf der Bischof einen Bauern herunter, ich fuhr darnach und ruhrte im Aufheben den Saum ihres Kleides, das fuhr mir durch alle Glieder, und ich wei? nicht, wie ich zur Tur hinausgekommen bin.
Weislingen . Ist ihr Mann bei Hofe?
Franz . Sie ist schon vier Monat Witwe. Um sich zu zerstreuen, halt sie sich in Bamberg auf. Ihr werdet sie sehen. Wenn sie einen ansieht, ist's, als wenn man in der Fruhlingssonne stunde.
Weislingen . Es wurde eine schwachere Wirkung auf mich haben.
Franz . Ich hore, Ihr seid so gut als verheiratet.
Weislingen . Wollte, ich war's. Meine sanfte Marie wird das Gluck meines Lebens machen. Ihre su?e Seele bildet sich in ihren blauen Augen. Und wei? wie ein Engel des Himmels, gebildet aus Unschuld und Liebe, leitet sie mein Herz zur Ruhe und Gluckseligkeit. Pack zusammen! und dann auf mein Schlo?! Ich will Bamberg nicht sehen, und wenn Sankt Veit in Person meiner begehrte. (Geht ab.)
Franz . Da sei Gott vor! Wollen das Beste hoffen! Maria ist liebreich und schon, und einem Gefangenen und Kranken kann ich's nicht ubelnehmen, der sich in sie verliebt. In ihren Augen ist Trost, gesellschaftliche Melancholie. — Aber um dich, Adelheid, ist Leben, Feuer, Mut — Ich wurde! — Ich bin ein Narr — dazu machte mich ein Blick von ihr. Mein Herr mu? hin! Ich mu? hin! Und da will ich mich wieder gescheit oder vollig rasend gaffen.