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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .txt) 📗

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Er ging auf sie zu und fa?te sie bei den Handen. Es fiel ihm immer noch schwer, die gluckliche Fugung zu fassen, die Cheney zu seiner Frau gemacht hatte. Sie war schon und zehn Jahre junger als er, und als er jetzt auf sie niedersah, war ihm bewu?t, da? der Abschied von ihr das Schwerste war, was ihm je bevorgestanden hatte. Bolitho war siebenunddrei?ig Jahre alt und fuhr seit seinem zwolften Lebensjahr zur See. In dieser Zeit hatte er sowohl Strapazen als auch Gefahren uberlebt, und er empfand eine gewisse Verachtung fur jene, die lieber sicher zu Hause blieben, statt auf einem Schiff des Konigs zur See zu fahren. Seit funf Monaten war er mit Cheney verheiratet, aber jetzt erst begriff er, wie schmerzlich ein solcher Abschied war.

Wahrend der langwierigen Uberholung seines Schiffes war Cheney nie weit von ihm entfernt gewesen. Das war fur ihn neu und eine uberwaltigend gluckliche Zeit gewesen, trotz der Sorge um das Schiff und der Arbeit, die ihn taglich in die Werft fuhrte. Meistens hatte er die Nachte mit ihr im Gasthaus verbracht, und manchmal hatten sie weite Spaziergange auf der Steilkuste unternommen oder waren mit gemieteten Pferden bis tief ins Land nach Dartmoor geritten. Das ging so, bis sie ihm sagte, da? sie ein Kind erwarte; sie hatte uber seine sofort bekundete, ritterliche Fursorge gelacht.

«Deine Hande sind eiskalt«, sagte er.

Sie lachelte.»Ich war unten am Hafen und habe Allday gesagt, er soll die Sachen abladen, die ich fur dich besorgt habe. «Wieder zitterten ihre Lippen leicht.»Denk daran, da? du jetzt verheiratet bist, Richard. Ich will nicht, da? mein Kapitan zur Bohnenstange abmagert, weil er nichts Gutes zu essen bekommt.»

Von der Treppe her horte Bolitho Alldays diskretes Husteln. Wenigstens er wurde bei ihm sein: sein Bootsfuhrer, der Mann, der ihn besser als jeder andere kannte, ausgenommen sein Freund Herrick.

Schnell sagte er:»Und wirst auch du vorsichtig sein und auf dich aufpassen, Cheney?«Er druckte fest ihre Hande.»Wenn du nach Falmouth zuruckkommst, wirst du dort viele Freunde haben, falls du etwas brauchst.»

Sie nickte, streckte die Hande aus und beruhrte die wei?en Aufschlage seines Uniformrocks, lie? dann die Finger auf dem Knauf seines Sabels ruhen.»Ich warte auf dich, mein lieber Richard. «Sie schlug die Augen nieder.»Und auch falls du auf See bist, wenn unser Kind geboren wird, wirst du trotzdem bei mir sein.»

Alldays stammige Gestalt erschien neben der Turoffnung.»Das Boot wartet, Captain. Ich habe alles so verstaut, wie Ma'am befohlen hat. «Er blickte sie bewundernd an.»Und machen Sie sich keine Sorgen, Ma'am. Ich werde gut auf ihn aufpassen.»

Sie klammerte sich an Bolithos Arm und flusterte:»Tue du das auch; ich bete zu Gott, da? er euch beide beschutzt.»

Bolitho loste ihre Finger von seinem Arm und ku?te sie sanft. Er fuhlte sich elend und hatte gern Worte gefunden, die den Abschied leichter machten. Aber er wu?te auch, da? es diese Worte nicht gab und nie gegeben hatte.

Er griff nach seinem goldbetre?ten Hut und druckte ihn sich in die Stirn. Dann hielt er Cheney noch einmal fur einige Sekunden mit seinem Blick fest, spurte ihren Schmerz, begriff ihren Verlust, und wandte sich dann ohne ein weiteres Wort ab und schritt zur Treppe.

Der Wirt verneigte sich, als Bolitho zur Haustur ging, sein rundes Gesicht war feierlich, als er intonierte:»Viel Gluck, Captain, und bringen Sie ein paar Froschfresser fur uns um.»

Bolitho nickte nur knapp und lie? sich von Allday den schweren Bootsmantel um die Schultern legen. Die Worte des Wirts waren bedeutungslos; wahrscheinlich sagte er dasselbe zu der endlosen Prozession der Kommandanten und Offiziere, die sich kurz unter seinem Dach aufhielten, ehe sie auf ihre Schiffe zuruckkehrten, manche von ihnen zum letzten Mal.

Er erblickte sich in dem Wandspiegel neben der Glocke fur den Hausdiener und sah, da? er die Stirn runzelte. Doch welch ein Unterschied zu dem Bild von vor sechs Monaten! Diese Erkenntnis veranla?te ihn, sich ein paar Augenblicke zu betrachten. Die tiefen Falten um seinen Mund waren verschwunden, und seine gro?e Gestalt wirkte entspannter, als er es in Erinnerung hatte. Sein schwarzes Haar war ohne eine Spur von Grau, trotz des Fiebers, das ihn zwischen den Kriegen beinahe umgebracht hatte, und die eine Locke, die ihm rebellisch uber das rechte Auge hing, lie? ihn junger erscheinen, als er war. Er bemerkte, da? Allday ihn beobachtete, und zwang sich zu einem Lacheln.

Allday stie? die Tur auf und griff gru?end an seinen Hut.»Mir kommt es sehr lange vor, seit wir auf See waren, Captain. «Er grinste.»Aber mir tut es nicht leid, da? wir auslaufen. Die Madchen in Plymouth sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.»

Bolitho ging an ihm vorbei und spurte, da? der Regen ihm wie Eiskorner ins Gesicht schlug. Er beschleunigte seinen Schritt, wahrend Allday ihm unbekummert folgte. Das Schiff lag gut zwei Meilen vom Ufer entfernt, sowohl um den gunstigen Wind und die Tide auszunutzen, aber auch um jeden, der Neigung dazu verspurte, vom Desertieren abzuhalten. Der Bootsbesatzung stand eine muhsame Arbeit bevor.

Oben an der Ufertreppe blieb Bolitho stehen, spurte den Wind, den festen Boden unter den Fu?en, und wu?te wie jedesmal, da? er vielleicht nie wieder Land betreten wurde. Oder — schlimmer noch — , da? er auch als hilfloser Kruppel zuruckkehren konnte wie so viele, die man in den Kneipen der Kustenstriche antraf, Mahner an einen Krieg, der standig weiterging, auch wenn man nichts davon sah.

Bolitho drehte sich um und sah zu dem Gasthaus zuruck, bildete sich ein, er konne Cheney hinter einem Fenster erkennen.

Dann sagte er:»Nun gut, Allday, rufen Sie das Boot langsseit.»

Sobald das Boot sich von der Pier gelost hatte, schienen die Manner an den Riemen ihr Bestes zu geben, um die flach anlaufenden, schaumgekronten Wellen rasch zu uberwinden; Bolitho, fest in seinen Mantel gehullt, wunschte sich, die gesamte Besatzung seines Schiffes sei so gut wie die Rudergasten in diesem Boot. Denn es war Bolithos ursprungliche Bootsbesatzung; und in ihren wei?en

Hosen und karierten Hemden, mit ihren sauber geflochtenen Zopfen und gebraunten Gesichtern entsprachen sie ganz der Vorstellung, die sich eine Landratte von britischen Seeleuten machte.

Das Boot arbeitete starker im Seegang, je weiter es sich vom Land entfernte; Bolitho lehnte sich zuruck, um sein Schiff zu beobachten, das langsam hinter spruhender Gischt und Nieselregen auftauchte, bis es mit aufragenden Masten und Rahen und den sauber festgemachten Segeln fast den Horizont verdeckte. Es war ein normaler Anblick, aber immer wieder wurde Bolitho davon beeindruckt.

Fruher einmal, als er — fast noch ein Kind — auf sein erstes Schiff kam, das etwa ebenso gro? gewesen war wie die Hyperion, hatte es ihm weit mehr als nur gelinde Furcht eingeflo?t. Jetzt mu?te es den neu angemusterten Mannern so erscheinen, dachte er, sowohl den Freiwilligen wie auch den aus einem gesicherten Leben an Land zur Marine gepre?ten.

Allday schwang die Ruderpinne herum und steuerte das Boot unter dem hohen Bug des Schiffes durch, so da? die vergoldete Gali-onsfigur, der Sonnengott, seinen Dreizack unmittelbar uber ihre Kopfe zu strecken schien.

Bolitho horte das Trillern der Pfeifen und sah die bei der Schanzpforte bereits angetretenen Marinesoldaten in ihren scharlachroten Rocken, das Blau und Wei? der Offiziere und dahinter das Gedrange ihm noch unbekannter Gestalten.

Er fragte sich, was Inch, sein Erster Offizier, uber diesen Augenblick vor dem Auslaufen denken mochte. Er fragte sich auch, was ihn veranla?t haben mochte, diesen jungen Offizier zu behalten, da doch zahlreiche dienstaltere Leutnants bereit waren, ein so begehrtes Kommando zu ubernehmen. Der nach dem Kommandanten ranghochste Offizier hatte immer eine Chance, konnte sogar hoffen, nach dem plotzlichen Tod seines Kommandanten oder dessen Aufstieg befordert zu werden.

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