Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander (книга читать онлайн бесплатно без регистрации .TXT) 📗
Hugh Bolitho ging langsam zwischen seinen Leuten hindurch und stieg auf das feindliche Schiff uber. Er lie? sich Zeit, hielt Ausschau nach etwaigen Funken des Widerstandes. Bolitho und Dancer folgten ihm mit gezogenem Degen und waren sich dabei des bedruckenden Schwe igens bewu?t. Sogar das Schreien der Verwundeten war verstummt. Dies waren keine disziplinierten Seeleute. Sie hatten keine Flagge, keine Ideale, die sie beflugelten. In diesem Augenblick wu?ten sie, da? es fur sie kein Entrinnen mehr gab, und ihre personliche Sicherheit wurde ihnen das wichtigste. Vielleicht konnte eine Aussage gegen die Manner, die sie bisher ihre Freunde genannt hatten, sie vor dem Galgen retten, ihnen zu einer Gefangnisstrafe verhelfen. Einige hofften wohl auch, durch geschicktes Lugen freizukommen. Sicher wurden sie das mit derselben Kaltblutigkeit tun, mit der sie ihre fruheren Grausamkeiten begangen hatten.
Bolitho stand neben seinem Bruder an Deck der Virago und musterte die verangstigten Gesichter. Er spurte, da? ihre Wut in Furcht umgeschlagen war, so, wie der Gischt bereits das Blut von Deck gewaschen hatte.
Sir Henry Vyvyan wurde moglicherweise auch jetzt noch irgendwelche Privilegien geltend machen, dachte er. An Hughs vollstandigem Sieg war trotzdem nicht zu zweifeln. Sie hatten das Schiff, die Ladung und so viele Gefangene, da? die Kuste viele Jahre lang vor Strandwolfen sicher sein wurde.»Wo ist Sir Henry?»
Ein kleiner Mann in blauem Rock mit Goldknopfen, offensichtlich der Kapitan der Virago, schob sich nach vorn. Seine Stirn blutete aus mehreren Schnittwunden.»Es war nicht meine Schuld, Sir!»
Er wollte nach Hugh Bolithos Armel greifen, aber der Degen fuhr wie eine Schlange dazwischen.
So trat er wieder zuruck, wahrend Bolitho und die anderen ihm zum Achterdeck folgten, das die volle Wucht des sturzenden Mastes hatte aushallen mussen.
Sir Henry Vyvyan lag eingeklemmt unter einer schweren Spiere, sein Gesicht schmerzverzerrt. Doch noch atmete er, und als die Seeleute der Avenger ihn umstanden, offnete er sein eines Auge und sagte muhsam:»Zu spat, Hugh. Du kommst um das Vergnugen, mich baumeln zu sehen.»
Hugh Bolitho senkte seinen Degen zum erstenmal, so da? dessen Spitze nur wenige Zoll vor Vyvyans Brust das Deck beruhrte. Dann erwiderte er ruhig:»Ich hatte Ihnen ein besseres Ende gewunscht, Sir Henry.»
Vyvyans Auge richtete sich auf die blitzende Klinge, und er sagte, schon vom Tode gezeichnet:»Ich mir auch. «Dann stohnte er auf und starb.
Hughs Degen verschwand in der Scheide, die Bewegung hatte etwas Endgultiges an sich.
«Kappt diese Trummer!«Seine Stimme klang vollig unbewegt.»Und bestellt Mr. Gloag, wir mussen die Virago in Schlepp nehmen, bis ein Behelfsmast aufgeriggt werden kann. «Danach erst sah er seinen Bruder und Dancer an.»Gut gemacht!«Er warf einen Blick auf die britische Flagge, die gerade an der Gaffel der Virago gehi?t wurde — dieselbe, die uber seinem eigenen Schiff wehte, wenn auch zerfetzt von Wind und Geschutzfeuer.»Das schonste Weihnachtsgeschenk, das ich jemals bekommen habe!«Dancer grinste.»Und in Falmouth wird vielleicht doch noch etwas ubriggeblieben sein, womit wir feiern konnen, was meinst du, Dick?»
Bevor sie auf die Avenger zuruckkehrten, warf Bolitho einen letzten Blick zum Achterdeck der Virago. Sein Bruder stand noch immer neben der eingeklemmten Gestalt im langen grunen Umhang.
Vielleicht hatte er sogar jetzt noch das Gefuhl, da? Sir Henry Vyvyan ihm zuvorgekommen war?