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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (серии книг читать бесплатно .txt) 📗

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Die Residenz des Gouverneurs glich mehr einer Festung als einem Haus und hatte Schie?scharten in den Mauern, die von indischen Soldaten wohlbewacht wurden. Diese Gardisten waren besonders eindrucksvoll. Zu Turban und Bart trugen sie die wohlbekannten roten Rocke der britischen Infanterie und weite blaue Pumphosen mit hohen wei?en Gamaschen.

Herrick de utete auf die Fahne, die schlaff, fast reglos an ihrem hohen Mast hing, und murmelte:»Das wenigstens ist ein Stuck Heimat.»

Trat man aber durch das Tor in den kuhlen Schatten des Hauses, so war man wieder in einer anderen Welt. Die riesigen Torflugel schlossen den Larm der Stra?e aus, und uberall spurte man eine seltsame Atmosphare, eine Mischung aus Wachsamkeit und Eleganz: prachtige Teppiche, schwere Messingornamente, blo?armige Diener, so lautlos wie Geister, und gekachelte Gange, die labyrinthartig in alle Richtungen fuhrten.

Der Adjutant sagte geschmeidig:»Seine Exzellenz wird Sie sofort empfangen, Captain. «Und mit einem wenig begeisterten Blick auf die anderen:»Allein.»

«Mr. Keen bleibt hier fur den Fall, da? ich eine Nachricht zum Schiff senden mu?«, sagte Bolitho zu Herrick.»Und Sie konnen Ihre Zeit nutzen, wie es Ihnen beliebt. «Er trat etwas naher heran, damit der Adjutant das folgende nicht verstand.»Und sehen Sie sich ein bi?chen nach zusatzlichen Leuten um — vergessen Sie das nicht!»

Herrick grinste erleichtert, moglicherweise weil er jetzt nicht mehr auf dumme Fragen zu antworten brauchte, mit denen ihn seit dem Festmachen alle moglichen Besucher uberfallen und in Atem gehalten hatten. Ein britisches Kriegsschiff schien weit mehr Interesse zu erregen als die standig ein- und auslaufenden Handelsschiffe. Es war ein Bindeglied zur Heimat, eine Andeutung von dem, was diese Menschen hinter sich gelassen hatten, als sie auszogen, um ein Weltreich aufzubauen.

«Viel Gluck, Sir«, sagte Herrick.»Das hier ist ein gewaltiger Unterschied zu Rochester. «Damit ging er.

Der Adjutant sah ihm nach und warf dann einen uninteressierten Blick auf Keen.»Wenn Sie wunschen«, sagte er,»kann ich diesen jungen Herrn in die Offiziersmesse bringen lassen.»

Bolitho lachelte.»Hier wird er sich bestimmt viel wohler fuhlen.»

Gelassen erwiderte Keen den starren Blick des Adjutanten und sagte:»Davon bin ich uberzeugt, Sir. «Und er konnte sich nicht enthalten, hinzuzufugen:»Mein Vater wird sich freuen zu erfahren, wie gastfreundlich man hier ist, wenn ich ihm nachstens schreibe.»

Bolitho erganzte, schon im Weggehen:»Seinem Vater gehort ein erklecklicher Teil dieser Handelsniederlassung.»

Der Adjutant sagte nichts weiter, sondern eilte schweigend durch den prachtigen Korridor voran. Er offnete Doppelturen und verkundete mit aller Wurde, derer er noch fahig war:»Captain Richard Bolitho von Seiner Majestat Schiff Undine.»

Bolitho kannte zwar den Namen des Gouverneurs, wu?te aber sonst nicht viel von ihm. Sir Montagu Strang verschwand fast hinter einem machtigen Schreibtisch aus Ebenholz mit silbernen Fu?en in der Form von Tigerpfoten. Strang war klein, grauhaarig und schmachtig, und seine bleiche Gesichtsfarbe deutete auf ein kurzlich uberstandenes Fieber. Sein schmaler Mund lachelte nicht, und unter den buschigen Brauen hervor betrachtete er den auf einer blauen Teppichgalerie naher tretenden Bolitho, wie ein Jager seine Beute belauert.

«Willkommen, Bolitho. «Die Winkel des schmalen Mundes hoben sich nur so wenig, als schmerze ihn schon diese winzige Anstrengung.

Doch dann bemerkte Bolitho, da? Strangs Haltung keineswegs Geringschatzung ausdruckte, denn als er naher kam, sah er, da? der Gouverneur aufgestanden und nicht, wie er zunachst gedacht hatte, in seinem Sessel sitzen geblieben war.

«Besten Dank, Sir.»

Bolitho versuchte, seine Uberraschung oder, was schlimmer war, sein Mitleid zu verbergen. Bis zum Gurtel war Sir Montagu ein normal gebauter, wenn auch schmachtiger Mann. Aber seine Beine waren zwergenhaft kurz, und seine schmalen Hande schienen bis zu den Knien zu hangen.

Im gleichen knappen Ton fuhr Strang fort:»Bitte nehmen Sie Platz. Ich habe Ihnen einiges zu sagen, bevor wir zu den anderen gehen. «Er musterte ihn von oben bis unten und sprach dann weiter:»Ich habe Ihren Bericht gelesen und auch die Berichte gewisser Augenzeugen. Die Undine ist schnell gesegelt, und Ihr Verhalten war ausgezeichnet. Die Rettung der Uberlebenden der Nervion und Ihre wenn auch nur teilweise erfolgreiche Aktion gegen das Sklavenschiff waren so ziemlich das Erfreulichste, was ich heute zu horen bekam.»

Bolitho nahm auf einem machtigen Sessel Platz und bemerkte erst jetzt, da? der riesige Facher uber seinem Kopf von einem winzigen Inder bewegt wurde, der scheinbar schlafend in einer entfernten Ecke sa?, mit dem nackten Fu? regelma?ig an einem Seil zog und so den Facher in Schwung hielt.

Strang trat wieder an seinen Schreibtisch und setzte sich. Wahrscheinlich, dachte Bolitho, benahm er sich immer so, wenn jemand kam, den er noch nicht kannte. Er wollte es hinter sich bringen und dem Besucher Verlegenheit ersparen. Bolitho hatte gehort, da? Strang schon seit vielen Jahren als Reprasentant der Regierung und Ratgeber in Handels- und Eingeborenenangelegenheiten in Indien stationiert war. Ein sehr bedeutender Mann. Kein Wunder, da? er lieber hier drau?en auf hohem Posten sa?, als da? er sich in London der standigen Demutigung taktloser Blicke aussetzte.

«Also, Bolitho, zur Sache«, begann Sir Montagu gemessen.»Ich habe lange auf Depeschen warten mussen, ohne zu wissen, ob meine ursprunglichen Vorschlage angenommen wurden. Der Verlust der Nervion war ein schwerer Schlag, aber Ihr Entschlu?, die Reise auf eigene Faust fortzusetzen, ohne erst Befehle abzuwarten, mildert ihn bis zu einem gewissen Grad. Don Puigserver ist voller Bewunderung fur Sie, doch ob uns das nutzt oder schadet, bleibt abzuwarten. «Die Augen unter den schweren Brauen blitzten argerlich.»Die Spanier haben in Teluk Pendang vieles verscherzt. Schwert und Kruzifix waren so ziemlich das einzige, was sie den Eingeborenen zu bieten hatten.»

Bolitho pre?te die Hande zusammen und versuchte, sich von Strangs Betrachtungen nicht ablenken zu lassen. Also lief sein Auftrag weiter, die Undine wurde nach Teluk Pendang segeln.

Strangs scharfe Stimme unterbrach seine Uberlegungen.»Sie denken bereits voraus, wie ich sehe. Erlauben Sie mir, ein paar Kleinigkeiten hinzuzufugen.»

Weit drau?en horte Bolitho ein Hornsignal; es klang seltsam melancholisch. Strang bemerkte seinen Gesichtsausdruck und sagte:»Wir haben wahrend des Krieges viel durchgemacht. Hyder Ali, der Herrscher von Mysore, der die Briten grimmig ha?t, bekam reichlich Unterstutzung durch die Franzosen. Ohne unsere Kriegsflotte wurde heute das Lilienbanner und nicht der Union Jack hier wehen, furchte ich. «Nuchterner fuhr er fort:»Aber das hat mit Ihrer Aufgabe nichts zu tun. Je eher wir in der Pendang Bay einen britischen Gouverneur einsetzen konnen, um so besser. Seit Kriegsende herrscht in der dortigen spanischen Garnison, die vorwiegend aus eingeborenen Soldaten besteht, ein einziges Chaos. Fieber und Aufsassigkeit machen einen geordneten Dienstbetrieb unmoglich. Es uberrascht mich nicht, da? der Konig von Spanien diesen Stutzpunkt loswerden will. «Seine Stimme wurde entschlossen.»Doch unter unserem Schutz wird er gedeihen. Der eingeborene Herrscher ist ziemlich harmlos, sonst hatte er die spanische Besatzung gar nicht erst am Leben gelassen. Aber weiter westlich liegt ein gro?es Gebiet, kaum erforscht, von dem aus ein anderer, weniger freundlicher Furst namens Muljadi standig Raubzuge unternimmt. Er mu? im Zaum gehalten werden, wenn wir unsere Einflu?sphare ausdehnen wollen, verstehen Sie?»

Nachdenklich nickte Bolitho.»Jawohl, Sir. Sie tragen gro?e Verantwortung.»

«Gewi?. Der Wind zaust immer den Wipfel des Baumes am meisten, Bolitho.»

«Ich bin mir noch nicht klar, was ich dabei tun soll, Sir. Meiner Meinung nach konnte eine neue Garnison mit frischen Soldaten dort mehr ausrichten als ich.»

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