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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Die Unterredung war beendet.

Bolitho schritt zur Tur, seine Augen waren auf die Silhouette seines Vorgesetzten im hellen Viereck des Fensters gerichtet. Dieser Augenblick erschien ihm so wichtig, da? er sich jede Einzelheit einpragen wollte, sogar die Mobel und die wohlgefullten Karaffen.

Dann schlo? er die Tur hinter sich und kehrte in das Wartezimmer zuruck. Als er auf seine Uhr schaute, bemerkte er, da? er sich erst seit zwanzig Minuten in diesem Haus aufhielt.

Gegen den Fensterrahmen gelehnt, starrte er zu den kleinen Schiffen hinunter, die im entfernteren Teil des Hafenbeckens vor Anker lagen. Er versuchte, seine Korvette zwischen den anderen Seglern auszumachen. Wie wurde sich sein Schiff auf See bewahren? Wie wurde seine Besatzung uber ihn denken?

Endlich offnete sich die Tur, und ein alterer Leutnant blickte herein.»Sparrow, Sir?»

Bolitho sah den versiegelten Umschlag in den Handen des Mannes und holte tief Atem.

Er nickte.»Ja.»

Der Leutnant neigte den Kopf und lachelte.»Ihre Befehle, Sir! Das Boot ist bereits unterwegs und nahert sich der Pier. Wenn die Trojan hier eintrifft, werde ich mich um Ihre Sachen kummern.»

Er zuckte die Achseln.»Ich bin jedoch nicht sicher, ob sie jemals bei Ihnen ankommen. «Bolitho grinste, unfahig, seine au?ere Ruhe zu bewahren.»Verkaufen Sie alles in meinem Namen, ja? Helfen Sie mit dem Erlos einigen verwundeten Seeleuten, die auf ihre Heimreise nach England warten.»

Als Bolitho in das Sonnenlicht hinaustrat, zog der Leutnant eine stahlgefa?te Brille aus der Tasche und blickte ihm nach. Dann schuttelte er sehr langsam den Kopf. Ein bemerkenswerter junger Mann, dachte er, hoffentlich wurde er so bleiben.

Nach der schattigen Kuhle im Hauptquartier empfand Bolitho die Sonnenglut greller als zuvor. Als er die Kustenstra?e entlangging, beschaftigten sich seine Gedanken kaum noch mit seiner Unterredung mit Colquhoun. Schon begann er sich zu fragen, was ihm sein neues Kommando wohl bringen mochte. Endlich wurde er mehr Selbstandigkeit besitzen, Freiheit von dem taglichen Gleichma? von Signalen und Anforderungen, die seinen Aufgabenbereich auf der machtigen Trojan ausgemacht hatten.

An einer Stra?enbiegung blieb er stehen und beschattete seine Augen, um das Boot zu beobachten, das schon nahe der Pier heranstrich. Er frostelte trotz der Hitze und begann, rascher als zuvor auszuschreiten. Fur jeden anderen war es nur eines der vielen Boote, das im Auftrag seines Schiffes unterwegs war, aber fur ihn bedeutete es viel mehr. Eine erste Beruhrung mit einigen seiner Leute, seiner Leute. Er sah die wohlbekannte Gestalt Stockdales neben einigen seiner neu erstandenen Habseligkeiten auf der Pier stehen und spurte einen plotzlichen Anflug von Warme. Bolitho war uberzeugt, da? es Stockdale gelungen ware, auf eigene Faust zu ihm an Bord zu kommen, auch wenn Colquhoun ihm keinen einzigen Mann seiner Prisenbesatzung zugestanden hatte. In seinen weiten wei?en Hosen, seiner blauen Jacke, muskulos und untersetzt, erinnerte er ihn an eine unzerstorbare Eiche. Auch er beobachtete mit zusammengekniffenen Augen und kritischer Aufmerksamkeit das herangleitende Boot.

Als Bolitho ein blutjunger Leutnant auf der Fregatte Destiny gewesen war, hatten sich ihre Wege zum ersten Mal gekreuzt. Er war mit dem undankbaren Auftrag, Rekruten fur das Schiff zusammenzutrommeln, an Land geschickt worden. Ohne Hoffnung auf gro?en Erfolg hatte er mit seinen Seeleuten vor einer kleinen Schenke haltgemacht. Mit dem Hintergedanken, vor seinem nachsten Versuch, Freiwillige anzuwerben, etwas Ruhe und Erfrischung zu finden, hatte er hier sein Hauptquartier eingerichtet. Das alte Verfahren, von Dorf zu Dorf und von Schenke zu Schenke zu trotten, hatte sich kaum geandert. Als Ergebnis brachte man gewohnlich nur ein paar Kerle zusammen, die fur den harten Dienst auf einer Fregatte zu jung waren, oder man erwischte einen Haufen alter Seeleute, die an Land weder Erfolg noch Gluck gefunden hatten und die nun in die Umgebung zuruckkehrten, der sie auf immer abgeschworen hatten.

Stockdale gehorte nicht zu diesen. Er war Preisboxer und stand mit entblo?tem Oberkorper geduldig wie ein Ochse vor dem Wirtshaus, wahrend sein scharfaugiger Ausrufer jedermann aufforderte, einen Kampf zu wagen und eine Guinee zu gewinnen.

Mude und durstig war Bolitho in die Schenke getreten und lie? seine kleine Abteilung fur einige Augenblicke allein. Was kurz darauf geschah, war nicht ganz klar, aber als er wildes Fluchen horte, in das sich das laute Gelachter der Seeleute mischte, rannte er hinaus und sah, wie einer seiner Manner die Guinee in seine Tasche steckte. Der rasende Ausrufer schlug Stockdale mit dem Ende einer Kette uber Kopf und Schultern. Der siegreiche Seemann war ein machtiger Kanoniersmaat, der gewohnt war, seine Autoritat mit brutaler Gewalt zu behaupten. Es stellte sich nie heraus, ob er Stockdale ein Bein gestellt oder einen glucklichen Faustschlag gelandet hatte. Eines aber war sicher. Niemals wieder erlebte Bolitho, da? Stockdale in einem fairen oder unfairen Kampf geschlagen wurde. Als er seine Leute wieder antreten lie?, bemerkte er, da? Stockdale immer noch dastand und die ungerechte Bestrafung ohne Gegenwehr hinnahm, obwohl er seinen Peiniger mit einem einzigen Faustschlag hatte umbringen konnen.

Angewidert von diesem Anblick und gleichzeitig argerlich uber sich selbst hatte er Stockdale aufgefordert, in den Dienst des Konigs zu treten. Die stumme Dankbarkeit des Preiskampfers war fast ebenso peinlich gewesen wie das Grinsen auf den Gesichtern der Seeleute. Aber Bolitho hatte bei dem verdutzten, unglaubigen Gesichtsausdruck des Marktschreiers eine gewisse Genugtuung empfunden, als Stockdale wortlos sein Hemd anzog und den abmarschierenden Werbern folgte.

Wenn Bolitho geglaubt hatte, da? die Geschichte hiermit zu Ende ware, so wurde er bald eines anderen belehrt. Stockdale fugte sich in das Leben auf See, als ob er dazu geboren ware. Stark wie zwei Manner, war er doch freundlich und geduldig, und wann immer Bolitho in Gefahr geriet, war er in seiner Nahe. Damals, als Bolitho, vom Hieb eines Entermessers getroffen, niedersank, war es Stockdale gewesen, der seine Bootsmannschaft, die in Panik davongerannt war, wieder sammelte, die Angreifer niederkampfte und seinen bewu?tlosen Leutnant in Sicherheit brachte. Als Bolitho von der Fregatte auf die Trojan abkommandiert wurde, hatte es Stockdale fertiggebracht, ebenfalls versetzt zu werden. Er war Bolithos Ordonnanz, im Gefecht Geschutzfuhrer, und auf der aufgebrachten Brigg brauchte er die gefangene Besatzung nur anzuschauen, um sich augenblicklich Achtung zu verschaffen. Er sprach sehr wenig und mit heiserer, wispernder Stimme. Seine Stimmbander hatten in all den Jahren, da er landauf, landab in den Schaubuden auf Jahrmarkten kampfte, Schaden genommen.

Und dann, als Bolitho befordert wurde, hatte Stockdale schlicht gesagt:»Sie werden einen guten Bootssteuerer notig haben, Sir«, er zeigte sein trages, schiefes Grinsen,»was fur ein Schiff man Ihnen auch geben wird.»

So blieb Stockdale bei ihm. Bolitho hatte keinen Augenblick daran gezweifelt. Er wandte sich um, als Bolitho auf die Pier hinausschritt, und legte die Hand an seinen Hut.

«Alles fertig. «Er lie? seine Augen uber Bolithos neue Uniform gleiten und nickte mit offensichtlicher Genugtuung.»Nicht weniger, als Sie verdient haben, Sir. «Bolitho lachelte.»Das werden wir erst beweisen mussen. «Mit eingezogenen Rudern glitt der Kutter sanft gegen die Pfahle. Ein Seemann kletterte mit einer Leine auf die Pier.

Stockdale buckte sich nieder und hielt das schwankende Dollbord mit einer Faust fest. Sein Blick ruhte auf den bewegungslos sitzenden Ruderern.»Ein feiner Tag fur den neuen Anfang, Sir«, meinte er mit heiserer Stimme. Ein schlanker Fahnrich erhob sich im Kutter und zog weit ausholend seinen Hut. Er war ein gutaussehender, etwa achtzehnjahriger junger Mann, braungebrannt wie ein Eingeborener.

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