Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (книги без регистрации полные версии TXT) 📗
Dann sagte er argerlich:»Sie nehmen sich zu viel heraus! Sie kannten meine Befehle, und doch haben Sie vollig nach eigenem Ermessen gehandelt!«Dabei war er aufgestanden und in der Kajute auf und ab gegangen.»Es ware durchaus moglich gewesen, da? die Franzosen ein doppeltes Spiel trieben. Diese angeblich gluhende Loyalitat fur ihren toten Konig konnte ebensogut ein taktisches Manover sein, um unsere Operationen zu verzogern.»
Bolitho hatte an Charlois gedacht und an seine verzweifelte Entschlossenheit, ihn zu warnen.»Charlois hat sein Leben dafur gelassen, Sir. Ich handelte, wie ich es fur richtig hielt, um eine militarische Katastrophe mit gro?en Verlusten an Menschen und Material zu verhindern.»
Mi?trauisch blickte Pomfret ihn an.»Aber Sie sind als erster in den Hafen eingelaufen, Bolitho vor mir und dem Geschwader! Das kam Ihnen wohl sehr gelegen?»
Bolitho entgegnete:»Ich konnte nicht rechtzeitig Verbindung mit Ihnen aufnehmen, Sir. Ich mu?te so handeln.»
«Es gibt einen Punkt, an dem Hartnackigkeit zur Dummheit wird!«Pomfret hatte sich dann nicht weiter uber die Angelegenheit ausgelassen, denn in diesem Augenblick war Kapitan Dash eingetreten und hatte gemeldet, da? die Soldaten zur Ausschiffung bereit seien.
Bolitho war zu mude, zu schwach und zu krank gewesen, um sich uber Pomfrets kleinliche Wut lange zu argern. Spater, in der Erinnerung, kam es ihm so vor, als hatte der Admiral ihn tatsachlich im Verdacht gehabt, er hatte den Uberfall auf die Saphir nur geplant und ausgefuhrt, um Ansehen, Lob und Anerkennung fur sich selbst zu erringen, auch auf die Gefahr hin, sein Schiff und jeden Mann an Bord zu verlieren.
So also war diese erste Unterredung verlaufen. Jetzt sagte Bolitho zu Herrick:»Der Admiral wunscht mit den Offizieren seines Stabes ein Glas Wein zu trinken. Wir wollen lieber sehen, da? wir punktlich sind.»
Wortlos wanderten sie durch eine enge, kopfsteingepflasterte Gasse, deren Hauser sich einander zuneigten, als wollten sie sich beruhren.
Endlich fragte Herrick:»Wie lange wird es dauern, bis der Feind einen Gegenangriff auf den Hafen unternimmt, Sir?»
«Wer kann das sagen? Aber Cobban hat seine Spaher ringsum aufgestellt, und zweifellos wird Sir Edmund weiter Kustenpatrouillen fahren lassen, um die Stra?e nach Norden zu uberwachen. «Das sollte moglichst beilaufig klingen, doch konnte er seine Enttauschung daruber, wie sich die Dinge in St. Clar entwickelten, nicht ganz verbergen. Die Anordnungen und Befehle, die Pomfret als Ortskommandant erlie?, warfen einen dunklen Schatten. Diese abendliche Ausgangssperre zum Beispiel. Die Burger hatten Schiffe und Soldaten begru?t, als seien es ihre eigenen, hatten den grinsenden Rotrocken Blumen zugeworfen, als wollten sie zeigen, wie sehr sie an diese Unternehmung glaubten. Schlie?lich waren sie nicht ganz unbeteiligt daran, auch sie wurden die Kosten dafur zu tragen haben — unter Umstanden mit Leib und Leben.
Und die helle Begeisterung an Bord der Hyperion war sehr schnell vergangen, als Pomfret lediglich den kurzen Befehl gab, Truppen und Vorrate so schnell wie moglich auszuladen. Hatte er nur ein Wort der Anerkennung gesagt! Die Hyperion hatte funfzehn Tote und Vermi?te verloren, und zehn weitere waren schwer verwundet. Im Verhaltnis zu den Verlusten, die entstanden waren, wenn sie die Saphir nicht versenkt hatten, schien das zwar geringfugig. Aber innerhalb der Schiffsbesatzung war es ein ganz personlicher, tiefgreifender Verlust.
Pomfret hatte es sehr eilig gehabt, seine Flagge an Land zu hissen. Als Bolitho und Herrick uber den schattenverhangenen Marktplatz gingen, sahen sie, da? der Admiral sein neues Hauptquartier mit gro?ter Sorgfalt ausgesucht hatte. Es war das Haus eines reichen Weinkaufmanns, ein hubsches, gro?zugiges Bauwerk mit Saulenportal, von hohen Mauern umgeben. Seesoldaten mit uber der Brust gekreuzten Riemen standen stramm, nervos blickende Bediente erwarteten an den hohen Doppelturen die von den Schiffen und aus der Garnison eintreffenden Offiziere und nahmen ihnen Kopfbedeckungen und Mantel ab.
Besorgt sah Herrick zu, wie Bolitho seinen verbundenen Arm moglichst bequem unter dem Uniformrock zurechtruckte; wieder fiel ihm auf, wie scharf die Linien um Bolithos Mund geworden waren, wie ihm der Schwei? unter der rebellischen Locke auf die Stirn trat.»Sie hatten mich allein gehen lassen sollen«, sagte er schlie?lich.»Sie sind noch nicht wieder hergestellt, Sir. Noch lange nicht!»
Bolitho verzog das Gesicht.»Und mir dieses schone Haus entgehen lassen? Kommt gar nicht in Frage!»
Herrick sah sich um: die Gobelins an den Wanden, die glitzernden, wundervoll zum Raum passenden Kronleuchter.»Sir Edmund ist anscheinend der Ansicht, da? ihm ein gewisser Luxus zusteht, Sir. «Herrick sagte das mit unverhullter Bitterkeit. Warum ist er so wutend auf Pomfret? uberlegte Bolitho. Wegen der alten Geschichten oder der neuen Ungerechtigkeit, die sich der Admiral — jedenfalls nach Herricks Ansicht — mit seinem Kapitan leistete?
«Sie werden eines Tages noch uber Ihre Zunge stolpern, Thomas«, entgegnete er mit fluchtigem Lacheln.
Ein Lakai mit Perucke ri? die Tur auf und rief, nachdem ein britischer Unteroffizier ihm etwas ins Ohr gemurmelt hatte, lauthals: «Capitaine de vaisseau M'sieur Boli…«Der Unteroffizier starrte ihn wutend an und bellte dann selbst mit einer Stimme, die eher fur seine Scharfschutzen im Masttopp geeignet war:»Kommandant Richard Bolitho von Seiner Britannischen Majestat Linienschiff Hyperion!»
Lachelnd trat Bolitho in den langgestreckten, holzgetafelten Saal voller Menschen, anscheinend ausschlie?lich Heeres- und Marineoffiziere. Alle Gesichter wandten sich ihm zu, und das laute Durcheinander der Gesprache verstummte. Als erster fing Bellamy von der Chanticleer an, in die Hande zu klatschen, und wahrend Bolitho etwas verwirrt stehenblieb, ging das Handeklatschen in Hurrarufe uber; der Larm erfa?te das ganze Haus und drang in den stillen Garten, wo die Wachtposten die Halse reckten, um der Ovation zu lauschen.
Unsicher schritt Bolitho an den Mannern vorbei, die ihn da mit frohlichem Jubel empfingen. Er verstand kaum, was sie ihm zuriefen, und merkte auch nur vage, da? Herrick treulich an seiner Seite blieb, um mit seinem Korper den verwundeten Arm vor allzu begeisterten Offizieren zu schutzen.
Pomfret erwartete sie am hinteren Ende des Saales, prachtig in Gala, den Kopf zur Seite geneigt, die Lippen zusammengepre?t — ob amusiert oder argerlich, das war nicht ohne weiteres zu unterscheiden. Er wartete, bis ein Lakai Bolitho ein Glas Wein gereicht hatte; dann hob er, Stille gebietend, die Hand und sagte:»Wir haben bereits auf Seine Majestat getrunken. Und jetzt: Auf unseren Sieg! Und Tod den Franzosen!»
Bolitho nippte an seinem Wein. Der Larm und die Hektik ringsum verwirrten ihn. Er fand den Trinkspruch banal und unter den Umstanden wenig angebracht. Doch als er sich rasch im Raum umblickte, sah er zu seiner Uberraschung keinen einzigen franzosischen Offizier und auch keinen der Honoratioren von St. Clar.
Pomfret sprach ihn jetzt an:»Das war ein ruhrender Empfang, Bolitho! Die Heimkehr des Helden, wenn ich so sagen darf. «Sein Gesicht war fleckig vor Hitze, und seine Augen glanzten uberma?ig.
Leise fragte Bolitho:»Ist denn keiner der ma?gebenden Franzosen gekommen, Sir?»
Kalt blickte Pomfret ihm ins Gesicht.»Ich habe keinen eingeladen.»
In Bolitho stieg der Zorn hoch, und seine Wunde fing an zu pulsieren.»Aber Sir, es war doch eine Gemeinschaftsaktion. Die Burger wollten genau wie wir die Revolutionsregierung sturzen! Darin gleichen wir uns doch.»
«Wir gleichen uns?«Pomfret blickte ihn mit milder Uberlegenheit an.»In den Augen des Allmachtigen vielleicht. Aber in meinen Augen sind sie Franzosen, und denen ist nicht zu trauen! Das sagte ich Ihnen schon fruher. Ich habe hier das Kommando und lasse mir von diesen verdammten Bauern nicht dreinreden!»