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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (книги без регистрации полные версии TXT) 📗

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Leise fragte Allday:»Ist der Arm besser, Captain?«Dann sah er Bolithos steif zuruckgedruckte Schultern und schob die Lippen vor. Da kann sich der eine oder andere noch auf was gefa?t machen, dachte er. Wahrend er Kurs auf den Pier nahm, achtete er sorgfaltig auf ein Zeichen, eine winzige Veranderung in Bolithos grimmigen Zugen. Er konnte sich nicht erinnern, ihn jemals so gesehen zu haben; und tiefgreifende Veranderungen pa?ten nicht zu Alldays Phlegma. Irgendwie schien ihm Bolitho unter einer merkwurdigen Spannung zu leiden, unter einer nervosen Erwartung, die ihm sonst vollig fremd war. Aber vor sich selbst konnte er ihn nicht schutzen, und die Tragweite dieser Entdeckung machte ihm gro?e Sorgen.

Zu seiner Uberraschung und seinem Arger wurde Bolitho am Pier von einem jungen Infanterieoffizier begru?t. In Erwiderung der strammen Ehrenbezeugung tippte er an den Hut.»Fahnrich Cow-per, Sir, vom 91. Infanterieregiment«, stellte sich der junge Mann vor. Er schluckte heftig, weil Bolitho ihn nur stumm und ohne zu lacheln anblickte, und fuhr unsicher fort:»Ich habe ein Pferd mitgebracht, Sir; ich — ich dachte, das ware bequemer fur Sie.»

Bolitho nickte.»Sehr aufmerksam von Ihnen. «Er hatte eigentlich zu Fu? auf die Festung gehen wollen, damit er Zeit zum Nachdenken bekam und um sich zu uberlegen, was er sagen wollte.

Der Fahnrich bemerkte sein Zogern und sagte hilfsbereit:»Wenn Sie nicht reiten konnen, Sir, fuhre ich das Tier am Zugel.»

Bolitho musterte ihn kuhl.»Ich mag ja Seeoffizier sein, Mr. Cowper, aber au?erdem stamme ich aus Cornwall. Pferde sind in meiner Heimat nicht ganz unbekannt.»

Mit aller Wurde, die er aufbringen konnte, schwang er sich auf das schlafrige Tier. Seine Bootsmannschaft und die Ordonnanz des Fahnrichs sahen ehrfurchtig und bewundernd zu.

Langsam trotteten sie den Sandweg hinan, und bei jedem Stolpern des Pferdes zuckte der Schmerz erneut durch Bolithos Arm. Er zwang sich dazu, die Umgebung zu studieren, wenn auch nur, um sich von seinen truben Gedanken abzulenken. Der Weg war bis auf einen muden Wachtposten vollig menschenleer. Von den Schaden, die die Karronade und Ashbys siegestrunkene Seesoldaten angerichtet hatten, war nichts mehr zu sehen. Hinter der Wegbiegung erblickte er die Festung und die geraden Reihen der Armeezelte.

«Ich nehme an, Sie freuen sich darauf, wieder zu Ihren Kameraden in St. Clar zu sto?en?«fragte er.

Der junge Fahnrich wandte sich leicht im Sattel um und blickte ihn uberrascht an.»Ich wei? nicht recht, wie es weitergehen soll,

Sir.»

Bolitho starrte die Festung an.»Hoffentlich ist Ihr Kommandeur besser informiert.»

Ungeruhrt von Bolithos Sarkasmus grinste Cowper.»Aber, Sir, der Kommandeur bin ich.»

Bolitho parierte sein Pferd und musterte den Fahnrich.» Was sind

Sie?»

Cowpers Grinsen verschwand, und er ruckte unter Bolithos wutendem Starren ungemutlich im Sattel hin und her.»Also, das hei?t, ich bin der einzige Offizier hier.»

Bolitho deutete auf die Zelte.»Und Sie allein befehligen all diese Manner? Um Gottes willen, was reden Sie da?»

Der junge Mann breitete die Hande aus.»Also — es sind ja nur noch zwanzig Mann und ein Sergeant. Die Zelte sind blo?e Attrappen fur den Fall, da? eine franzosische Fregatte rekognoszieren kommt.»

Bolitho fuhlte das Pferd unter sich schwanken, wahrend er Cow-pers wahnwitzige Erklarung zu verdauen suchte.»Keine Verstarkung fur St. Clar? Uberhaupt nichts?»

«Gar nichts, Sir. Ich habe vor zwei Tagen Instruktionen von Lord Hood bekommen. Aus Toulon. «Er bewegte die Zugel, denn Bo-litho hatte sein Pferd wieder angetrieben.»Meine Befehle lauten, die Stellung hier bis auf weiteres zu halten. Au?erdem das Lager so weit wie moglich auszudehnen und zu erweitern. «Er sprach so rasch, als hatte er Angst vor dem, was Bolitho dazu sagen wurde.»Wir haben jedes Stuck Leinwand zurechtgeschnitten, das wir auftreiben konnten. Alte Segel, Hangematten, alles. Meine Leute gehen nur herum, zunden Lagerfeuer an und haben ein Auge auf die Straflinge. «Seine schmalen Schultern sanken etwas zusammen.»Es macht einen richtig nervos.»

Bolitho schaute ihn mit plotzlichem Mitgefuhl an. Ein Junge, mehr nicht. Er konnte noch nicht lange genug im Dienst sein, um viel Kampferfahrung zu besitzen, und doch hatte man ihm eine Aufgabe zugemutet, bei der altere als er vor der Zeit graue Haare bekommen wurden.

«Also steht es in Toulon nicht gut?«fragte er.

Cowper nickte.»Sieht so aus, Sir. Lord Hood hatte zwei Regimenter mit, aber sie konnen nicht viel mehr tun, als die Stadt zu besetzen und die Forts in der Umgebung zu halten. Anscheinend sind viele Franzosen, die man fur treue Royalisten hielt, zu den Revolutionaren ubergegangen.»

«Und fur St. Clar sind keine Truppen ubrig. «Bolitho sprach seine Gedanken laut aus.»Aber zweifellos hat Lord Hood die Situation in der Hand.»

«Das steht zu hoffen, Sir«, sagte Cowper, aber es klang wenig uberzeugt.

Stumm passierten sie die Holzbrucke uber den tiefen Graben mit den gefahrlich aussehenden spitzen Pfahlen und ritten durch die offenen Tore in die Festung ein. Nur ein einsamer Soldat schritt an der Brustwehr auf und ab; ein zweiter rannte herbei, um die Pferde zu ubernehmen. Au?er ihm war der einzig sichtbare Mensch ein halbnackter, an ein Lafettenrad gebundener Mann, dem die Haut vom Sonnenbrand in Fetzen ging und der sich mit offenem Mund mitleiderregend in der gluhenden Sonne wand.»Wegen Wachvergehens, Sir«, erlauterte Cowper bedruckt.»Mein Sergeant sagt, das ware die einzig richtige Strafe. «Er wandte sich ab.»Disziplin mu? wohl mit solchen Mitteln erzwungen werden.»

«Bestrafung im Felde ist gut und richtig, wenn Sie eine ganze Armee hinter sich haben, Mr. Cowper«, entgegnete Bolitho.»Aber Sie sollten Ihrem Sergeanten lieber klarmachen, da? im Ernstfall ein schlechter Soldat immer noch besser ist als ein toter.»

Cowper nickte entschlossen.»Danke, Sir. Das sage ich ihm bestimmt.»

War man erst einmal in dem runden Turm, so fuhlte sich die Luft nach der Gluthitze im Hof kuhl, beinahe eisig an. Als Bolitho hinter dem Fahnrich die Stufen emporstieg, mu?te er an damals zuruckdenken, als der enge Raum voller Musketenqualm gewesen war und von den Schreien und Fluchen Verwundeter und Sterbender gebebt hatte.

Das Quartier, in dem Jahr fur Jahr ein Festungskommandant nach dem anderen gehaust hatte, war duster und charakterlos. Der Hauptraum, der auf die Landspitze hinausblickte, war der Form des Turmes entsprechend gerundet, und seine schmalen, tiefeingeschnittenen Fenster leuchteten wie frohe Bilder aus einer anderen Welt. Hier lagen ein paar Binsenmatten auf dem Fu?boden, und er sah auch einige der einfachen, aber wohlgeformten Mobel, die der Schiffszimmermann der Hyperion gebaut hatte.

Eine kleine Seitentur offnete sich, und das Madchen, gefolgt von ihrem Bruder und Midshipman Piper, trat ins Zimmer.»Captain Bolitho mochte Sie besuchen, Ma'am«, sagte Cowper mit einem drohenden Blick auf die Midshipmen.»Wenn Sie mich begleiten wollen, meine Herren, zeige ich Ihnen gern die — ah — ganze Festung.»

«Entschuldigen Sie, Sir, da? ich nicht an der Pier war, als Sie kamen, Sir«, stotterte Seton.

Etwas unbestimmt entgegnete Bolitho:»Ich habe auch nicht damit gerechnet. «Er blickte dem Madchen nach, das an ein Fenster trat. Cheney trug ein lockeres wei?es Kleid, und das volle kastanienbraune Haar hing ihr offen uber die Schultern.

Als die anderen aus dem Zimmer gingen, sagte sie:»Sie sind mir willkommen, Captain. «Ihre Augen richteten sich auf seinen leeren

Armel.»Ich horte von meinem Bruder, was geschehen ist. Es mu? schrecklich gewesen sein.»

«Er hat sich gut gehalten, Miss Seton«, sagte Bolitho gepre?t.»Seine eigene Verwundung ware auch fur einen alten Seemann schlimm genug gewesen.»

Doch schien sie das gar nicht zu horen.»Als ich ihn mit seinem verbundenen Arm sah, glaubte ich, da? ich Sie hasse. Er ist doch noch ein Knabe und fur so ein Leben uberhaupt nicht geeignet. «Ihre Augen schimmerten im Licht der Sonne so grun wie das Wasser unten.»Diese Reaktion ist fur eine Schwester wohl ganz naturlich. Aber als ich ihn reden horte, wurde mir klar, da? er sich verandert hat. Mein Gott, und wie er sich verandert hat!«Sie blickte ihm voll ins Gesicht.»Er spricht uberhaupt nur von Ihnen. Wu?ten Sie das?»

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