Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (книги без регистрации полные версии TXT) 📗
Piper fa?te an seinen Hut und sagte finster:»Ich habe Seton im Boot an Land gebracht, Sir. «Sein Affengesicht war ganz schwer vor Traurigkeit.»Er sollte sich sofort hier melden, Sir.»
Bolitho blickte Seton an.»Wissen Sie den Grund, mein Junge?»
«J-jawohl, Sir. Auf Sir Edmunds Befehl soll ich als. «Er hielt verlegen inne, und Piper schaltete sich ein:»Er wird als Signaloffizier zur Armee abgeordnet, Sir.»
Bolitho schluckte seine kalte Wut hinunter und sagte ruhig:»Wenn alles vorbei ist, werde ich mich freuen, Sie wieder an Bord zu haben, Mr. Seton. Sie haben sich gut, sogar sehr gut gehalten, und ich bin sicher, da? Sie auch in Ihrem neuen Dienst dem Schiff Ehre machen werden.»
Setons Lider zuckten.»D-danke sehr, S-sir.»
Es war nichts Ungewohnliches, da? Midshipmen fur solche Zwecke eingesetzt wurden; aber die Tatsache, da? Pomfret nichts davon erwahnt hatte, war fur Bolitho ein Beweis, da? es sich hier um keine normale Abkommandierung handelte. Jedoch — das Leben eines Knaben als Mittel zur Rache zu benutzen, dazu konnte eigentlich niemand, nicht einmal Pomfret fahig sein. Dann fiel ihm wieder ein, mit welch plotzlicher Wut der Admiral den jungen Greig zusammengestaucht hatte, und es lief ihm kalt den Rucken hinunter.
Er streckte die Hand aus, und Seton druckte sie krampfhaft.»Ich werde dafur sorgen, da? Ihre Schwester gut nach Hause kommt.»
Es war merkwurdig, fast erschutternd, da? ihm dieser schmachtige Midshipman jetzt so nahestand wie einst sein eigener Bruder. Und als er in das bleiche Gesicht des Knaben sah, wu?te er, da? er ihm noch viel naherstehen wurde.
«Ich freue mich aufrichtig, da? es mit Ihnen und meiner Schwester so gekommen ist, Sir«, sagte Seton und schritt rasch ins Haus; erst auf dem Marktplatz wurde es Bolitho klar, da? der Junge bei seinem letzten Satz nicht gestottert hatte.
Unten an der Landungsbrucke fragte Piper:»Glauben Sie, da? er's schaffen wird, Sir?«Er mu?te sich in Trab setzen, um mit Bolithos weitausgreifenden Schritten mitzukommen.»Ich meine, Sir, wenn ich nicht auf ihn aufpasse, ist er doch verraten und verkauft.»
Bolitho blieb am Boot stehen und sah auf Piper hinunter.»Bestimmt wird er das, Mr. Piper. Er hatte ja einen guten Lehrmeister. «Und als er ins Boot sprang, versuchte er, sich einzureden, da? seine Worte keine Luge gewesen waren.
Mit dem ersten Licht des nachsten Tages ging die Hyperion Anker auf und segelte, die Rahen rundgebra?t, um die schwache nordwestliche Brise voll auszunutzen, langsam an den schutzenden Armen der Hafeneinfahrt vorbei und hinaus auf die offene See.
Das Stadtchen schien noch zu schlafen; abgesehen von den Wachtposten und ein paar muden Matrosen waren Landungsbrucke und Uferstra?e verlassen und still.
Herrick stand an der Achterdeckreling, die Hande in den Huften, und blickte kritisch zu den in den Masten arbeitenden Mannern empor, deren nackte Arme im steigenden Sonnenlicht golden glanzten. Ein paar Unbeschaftigte standen auf den Decksgangen und starrten zum langsam vorbeigleitenden Panorama der Hugel und Hauser hinuber; und bei den ausgerichteten Rudern stand Piper mit der Jollenbesatzung, welche die letzten Zurrings klarierte, ehe das Schiff die offene See erreichte. Der Midshipman starrte, die Augen mit der Hand beschattend, nach Backbord; wahrscheinlich dachte er immer noch an seinen Freund.
Als Herrick sich von der Reling abwandte, merkte er, da? Bolitho ebenfalls starr nach achtern blickte; mit dem gesunden Arm stutzte er ein Teleskop auf die Netze.
«Anker ist verstaut, Sir, Schiff seeklar«, meldete Herrick.
Bolitho lie? das Glas sinken. Die niedrigen Hugel der Landzunge verdeckten jetzt die Sicht auf die Stadt. In den endlosen Minuten, als das Schiff langsam auf die Hafenausfahrt zusegelte, hatte er sie noch sehen konnen, hatte ihre schlanke Gestalt bis zum allerletzten Moment im Teleskop behalten. Sie stand auf einem kleinen Balkon direkt uber dem Wasser; hell hob sich ihr Kleid vom offenen Fenster ab, und ihr Gesicht war so nah und klar, da? er beinahe glaubte, sie beruhren zu konnen. Als er das Glas sinken lie?, verschwanden Hauser und ankernde Schiffe; schon war die Verbindung abgerissen.
Er wandte das Gesicht in den Wind und erschauerte leicht, als er durch das offene Hemd an seine Brust beruhrte.
Gimlett hatte ihn vor Sonnenaufgang geweckt, aber er hatte noch minutenlang reglos in seiner Koje gelegen. Ganz leicht konnte er ihre Nahe, die Beruhrung ihrer Hand, sogar den Duft ihres Haares spuren. Es war ein hastiger Abschied im Hause Labourets gewesen. Als er danach in seiner Koje lag, waren ihm die warmen Decken wie ihre Umarmung vorgekommen, und als er aufgestanden war und sich vor seinem Spiegel rasierte, dachte er an ihre Hand, die ihn gestreichelt hatte.
«Mr. Herrick«, sagte er unvermittelt,»sobald wir klar von Land sind, lassen Sie Fock, Besan- und Gro?segel setzen. Wir steuern Nordost und nutzen diesen ablandigen Wind aus.»
Herrick nickte.»In der Sudsee habe ich mir geschworen, ich wurde niemals mehr um Wind beten. Aber selbst die Nordsee im Winter ist besser als diese Flaute.»
Bolithos Blick war abwesend.»Ich wei?. Ein scharfer Wind, der einem gefrierenden Gischt ins Gesicht treibt, verjagt die truben Gedanken, oder wenigstens tun sie dann nicht mehr so weh.»
Gossett spahte nach dem fernen Leuchtturm aus. Automatisch berechnete er im Kopf Abdrift und Kompa?kurs.»Klar zum Halsen,
Sir.»
Zogernd fragte Herrick:»Ist alles gutgegangen, Sir? Ich meine, haben Sie alles arrangieren konnen?»
Bolitho seufzte.»Zum Teil, Thomas. Labouret wird tun, was er kann, das hat er mir versprochen. Und dann habe ich in Captain Ashby einen guten Verbundeten. Unter diesen Umstanden bin ich jedenfalls froh, da? er an Land bleibt.»
Jetzt kam das Schiff klar von der Landspitze und uberlie? sich bereitwillig der wartenden Dunung. Das Sonnenlicht scho? durch das straffe Rigg und spielte auf der Krone des Titanenhauptes unterm Bugspriet.
Bolitho ri? sich aus seinen truben Gedanken.»Klar zur Halse, bitte!«Herrick wartete ab, bis der Befehl wiederholt und ausgepfiffen war, und fragte dann:»Noch Befehle, Sir?»
Plotzlich fiel Bolitho der frischgebruhte Kaffee in seiner Kajute ein. Vorhin hatte er ihn nicht anruhren mogen; jetzt brauchte er ihn, und sei es auch nur, um allein zu sein.»Wir exerzieren um acht Glasen mit der unteren Batterie, Mr. Herrick«, sagte er.»Ich will nicht, da? die Geschutze rosten, nur weil sie nicht benutzt werden.»
Lachelnd sah Herrick ihm nach, als er unter den Kampanje verschwand. Er macht das Beste daraus, dachte er. Und er hat ganz recht, wenn er Schiff und Mannschaft gerade jetzt scharf hernimmt. Die Kommandeure der Hyperion kamen und gingen, aber sie selbst mu?te gesegelt und in Betrieb gehalten werden, und dazu waren die Manner da, die auf ihr Dienst taten.
Er nahm seine Sprechtrompete auf.»Mr. Pearse: Untere Batterie exerziert um acht Glasen! Und ich bitte mir aus, da? Sie bis zur Feuerbereitschaft zwei Minuten weniger brauchen als letztesmal!»
Der Stuckmeister nickte, und Herrick begann, auf dem Achterdeck auf und ab zu gehen. Ich rede schon wie Bolitho, dachte er. Diese Erkenntnis freute ihn, und er beschleunigte seine Schritte.
Die Nacht erreichte die Hyperion gut zwanzig Meilen nordostlich von St. dar. Fast reglos hingen ihre Segel, sie dumpelte trage in der hohen, ablandigen Dunung. Die Luft in Bolithos Kajute war stickig, die anwesenden Offiziere drangten sich nach Moglichkeit unter dem offenen Skylight zusammen, und ihre Gesichter glanzten feucht im Licht der schwingenden Lampen.
Stumm, mit dem Rucken zum Heckfenster, sah Bolitho Gimlett zu, der nervos hin und her huschte, die Glaser der Offiziere nachfullte und den Pfeifentabak herumreichte. Hier hinter dem Schott war es ungewohnlich ruhig, nur das ums Ruderblatt gurgelnde Wasser und das Knarren der Ruderzuge tonten herein, gerade laut genug, um zu unterstreichen, wie wenig Fahrt sie machten. Aber das spielt gar keine Rolle, dachte Bolitho bitter. Bei seiner Patrouille kam es weder auf Schnelligkeit noch auf den Kurs an. Das Schiff mu?te lediglich da sein. Nur hatten seine Leute bei diesem Schleichtempo, dieser langweiligen Routine, zu wenig Beschaftigung und zu viel Zeit, um uber die Zwecklosigkeit ihres Auftrags nachzugrubeln. Was auch geschah, er mu?te dafur sorgen, da? sie nicht unter der Isolierung zu leiden hatten, die Pomfret ihm aufzwang. Er hatte seine Offiziere zu einem au?erdienstlichen Zusammensein gebeten, als ersten Schritt eines psychologischen Feldzugs, der konsequent weitergefuhrt werden mu?te, wenn nicht die sorgfaltig aufgebaute Kampfmoral vor seinen Augen verrotten sollte.