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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .txt) 📗

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Pelham-Martin schien ihn nicht zu horen. Er starrte aufs Wasser, das von dem zunehmenden Licht aufgehellt wurde. Der Horizont trat nun klar hervor und auch ein dunkler, unregelma?iger Streifen Land, der vom immer wieder in die Wellen eintauchenden Kluverbaum wie ein Stuck Seetang mitgeschleppt zu werden schien.

«Leer!«Er wuhlte in seiner Manteltasche, als wolle er sein seidenes Schnupftuch hervorholen.»Nichts!»

Es gab ein leises Klicken, als der Schiffsjunge das Halbstundenglas neben dem Kompa? umkippte.

Bolitho nickte Inch zu.»Schicken Sie die Leute auf Gefechtstationen!»

Der Kommodore starrte ihn verzweifelt an.»Nur zwei Schiffe!«Er verstummte, als die Trommeln zu drohnen begannen und Matrosen und Seesoldaten an Deck stromten und auf ihre Platze rannten.

Bolitho sagte:»Sie reichen vollig aus. Sir.»

Er konnte die Angst des Mannes fast fuhlen. Es schien, als habe der Anblick der aufgewuhlten See und des Wirrwarrs von Inseln ihm die Last seiner Verantwortung erst richtig bewu?t gemacht. Im nachsten Augenblick mochte er den Rest seiner Selbstbeherrschung verlieren. Das war genauso, wie der junge Gascoigne es beschrieben hatte, als ihm bei seiner ersten Wache die Dinge uber den Kopf zu wachsen und au?erhalb jeder Kontrolle zu geraten schienen.

Er sagte barsch:»Es ist ein guter Tag dafur, Sir. Und falls die Franzosen hier sind, werden sie wahrscheinlich noch schlafen, wenn die Spartan ihnen ihren Besuch abstattet.»

Bolitho registrierte, da? die Schlage und Sto?e unter Deck aufgehort hatten, und als er uber die Querreling nach vorn schaute, sah er die Manner auf ihren Gefechtstationen sitzen. Als einzige bewegten sich die Schiffsjungen, die eifrig von Geschutz zu Geschutz liefen und Sand aufs Deck streuten. Die Kanoniere wurden einen festen Halt fur ihre Fu?e brauchen, wenn der Wind noch weiter zunahm.

Pelham-Martin sagte tonlos:»Wurden Sie bitte jemanden schik-ken, der meinen Degen holt?«Er knopfte ungeschickt an seinem schweren Mantel herum und legte ihn schlie?lich ganz ab.

Bolitho sah, da? er dieselbe goldbestickte Uniform trug, in der er an Bord gekommen war. In der er auch die Nacht verbracht hatte.

Einer der Seeleute von der Backbordbatterie, der gerade dabei war, sich das Halstuch um die Ohren zu binden, sah den Kommodore und schwenkte es impulsiv uber dem Kopf.»Ein Hoch, Leute! Hurra!»

Bolitho sagte ruhig:»Sehen Sie, Sir: Alle schauen heute auf Sie!»

Dann wandte er sich ab, weil er nicht zusehen mochte, wie All-day den Gurt um die umfangreiche Taille des Kommodore schlang. Sein Gesicht schien bei dem einsamen Hochruf noch starker zusammengeschrumpft zu sein. Es war der Ausdruck eines Mannes unter dem Galgen.

XV Hiobsbotschaft

Bolitho stellte sich breitbeinig hin und wartete, bis das Deck nach einer heftigen Schlingerbewegung wieder zur Ruhe gekommen war, bevor er das Fernrohr ans Auge hob. Das Tageslicht hatte schnell zugenommen, und so konnte er den gezackten Hohenrucken der nachstgelegenen Insel ausmachen, der sich kaum von den niedrig hangenden Wolken abhob. Dahinter lag eine kleinere Insel, deren Spitze wie der Bug einer antiken Galeere die vordere Insel uberlappte. Vor ihr schlugen Brandungswellen hoch und schien die See zu kochen. Wahrscheinlich ein Riff, vermutete er, oder die unterseeische Fortsetzung der Insel, in Jahrtausenden von Wind und Wellen abgetragen und nun eine naturliche Barriere gegen ungebetene Gaste.

Er senkte das Glas und wischte sich mit dem Armel uber die Augen. Um ihn herum warteten die Seeleute an ihren Kanonen, beobachteten ihn oder starrten nur auf die geschlossenen Stuckpforten, bereit, auf den nachsten Befehl sofort zu reagieren.

Pelham-Martin sagte plotzlich:»Todsicher wird etwas passieren! Vielleicht ist die Spartan auf Grund gelaufen!«Er wandte den kleinen Kopf und sah Bolitho verdrie?lich an.

«Das werden wir bald wissen, Sir. «Er entfernte sich ein paar

Schritte, da er nicht langer zuhoren mochte. Seine eigene Zuversicht war auch nicht allzu gro?.»Sir!«Carlyon hielt die Hande hinters Ohr.»Geschutzfeuer,

Sir!»

Bolitho sah ihn zweifelnd an, aber der Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen war unmi?verstandlich. Er war jung und noch nicht mit Dingen belastet, die uber seinen Dienst hinausgingen. So hatten seine Ohren das weit entfernte Gerausch trotz des Windes eher als alle anderen wahrgenommen.

«Mr. Inch! Lassen Sie die Geschutze laden! Aber nicht eher ausrennen, als ich es befehle!»

Dann rief er Gossett zu:»Tragen Sie unseren Kurs genau ein. Die Riffe vor der entfernten Landspitze reichen weit hinaus.»

Der Master nickte.»Ich habe mitgekoppelt, [6] Sir. Wir stehen noch gut vier Meilen ab.»

«An Deck!«Die Stimme des Ausgucks kam nur schwach gegen das Getose des Windes und das Knattern der Segel an.»Ein Schiff kommt aus der Durchfahrt!»

Bolitho verschrankte die Hande auf dem Rucken, um seine wachsende Erregung zu bandigen.»Mr. Inch! Andern Sie Kurs um zwei Strich nach Lee! Schicken Sie die Leute an die Brassen!»

Dann ergriff er das Teleskop von Carlyon und blickte auf die Inseln. Sie schienen wie Treibgut vor dem mit Spritzern bedeckten Glas herumzutanzen, aber als sein Auge schon zu tranen begann, entdeckte er das Ende der tafelformigen Insel, und wo noch vor kurzem nur Brandungswellen zu sehen gewesen waren, bewegte sich etwas: ein Schiff.

Er horte Gossett rufen:»Kurs Sudwest zu Sud!»

Inch starrte ihn fassungslos an.»Es ist eine Fregatte!«Ein kurzes Zucken ging uber sein Gesicht, als das dumpfe Grollen von Geschutzfeuer zu ihnen drang.»Bei Gott, die Franzmanner kommen tatsachlich!»

Bolitho stellte sich hinter ihn.»Schutteln Sie alle Reefs wieder aus, und setzen Sie Fock und Bramsegel!»

Er ging auf Pelham-Martins Seite hinuber, wahrend Inch mit seinem Sprachrohr an die Querreling eilte.»Nun, Sir, wenigstens einige werden wir heute erwischen!»

Er beobachtete die Manner, die auf den Rahen auslegten, und spurte die unmittelbare Reaktion der Wanten und Stagen, als sich ein Bramsegel nach dem anderen mit Wind fullte. Der plotzliche Druck auf die Masten machte sich bis zum Kiel hinunter bemerkbar. Mit dem Wind nun fast genau von achtern, schien das Schiff sich nach vorne zu neigen, und als sich nun auch noch die gro?e Flache der Fock ausbauchte, meinte Bolitho, die See beiderseits des Bugs wie einen Muhlbach rauschen zu horen.

«Sie konnen jetzt die Kanonen ausrennen, Mr. Inch!«Er beobachtete, da? Pelham-Martin sich uber die Reling beugte und zuschaute, wie die langrohrigen Zwolfpfunder quietschend in die offenen Pforten gezogen wurden. Ihre Bedienungen feuerten sich dabei gegenseitig mit Zurufen an, als ware es ein Wettkampf.

Inch rief:»Die Fregatte hat die Durchfahrt passiert, Sir!»

Bolitho beobachtete das noch weit entfernte Schiff, dessen Silhouette sich verkurzte, als es langsam um die vorderste Landspitze herumdrehte. Bei dem jetzt nordostlichen Wind hatte es wenig Platz zum Kreuzen und konnte leicht in Schwierigkeiten geraten, wenn ein Wendemanover so dicht unter Land nicht klappte.

Zumindest konnte es dann in die Durchfahrt zuruckgetrieben werden. Bolitho sah die Rahen wild herumschwingen und Gischt uber den schnittigen Steven zusammenschlagen, als das Schiff sich wieder fing und nun einen Kurs steuerte, der auf die Hyperion zulief.

Ein schneller Blick achteraus bestatigte ihm, da? Fitzmaurice keine Anweisungen brauchte, sondern wu?te, was er zu tun hatte. Die Hermes hatte bereits ihre Bramsegel gesetzt, und er sah, da? sie unter dem Druck des Windes beangstigend krangte, als sie das Kielwasser der Hyperion kreuzte. Die beiden britischen Schiffe wurden wie die Backen einer Zange zuschnappen, und wenn die anderen Franzosen aus der Durchfahrt kamen, mu?ten sie zwischen den beiden darauf lauernden und entsprechend vorbereiteten Briten hindurch.

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6

Die Zickzacklinie des Kurses in der Karte jeweils mitgezeichnet

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