Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗
«Hat Ihr letzter Kapitan — «, Bolitho sah, wie der Mann erstarrte —,»hat Kapitan Ransome irgendwelche Anweisungen wegen seines personlichen Besitzes an Bord hinterlassen?»
Fitch senkte die Augen.»Mr. Tyrell hat sich bereits darum gekummert, Sir. Die Sachen wurden auf ein nach England bestimmtes Transportschiff gebracht.»
«Er mu? wohl ein ziemlich bedeutender Offizier gewesen sein?«Bolitho ha?te es, jemand auf diese Art auszufragen, aber er fuhlte, da? er irgendeine Beziehung — und sei sie noch so klein — zu dem Manne brauchte, der das Schiff vom Tag des Stapellaufs an befehligt hatte.
Fitch bi? seine Lippen.»Er war ein strenger Kapitan, Sir. Er pa?te auf, da? die Leute ihre Arbeit taten. Er war glucklich, wenn sie gehorchten, wenn nicht«- er zuckte seine armlichen Schultern —,»dann pflegte er ziemlich zu fluchen.»
Bolitho nickte.»Sie konnen gehen.»
Es war sinnlos, aus Fitch mehr herausholen zu wollen. Sein elendes Leben war nur mit au?eren Dingen beschaftigt: Essen und Trinken, eine warme Koje oder eine blitzschnelle Verwunschung, wenn sein Verhalten nicht den Anforderungen seines Herrn entsprach.
Uber seinem Kopf stampften Fu?e, und er mu?te sich zuruckhalten, um nicht zu den Heckfenstern zu laufen oder auf einen Stuhl zu steigen und durch das Skylight uber dem Tisch zu spahen. Er dachte an seine alten Kameraden in der Offiziersmesse auf der Trojan. Ob sie ihn wohl vermi?ten? Wahrscheinlich nicht. Durch seine Beforderung entstand eine Lucke, und so konnte ein anderer auf der Leiter der Dienstrange eine Sprosse hoher klimmen. Er mu?te uber sich selbst lacheln. Es wurde wohl einige Zeit brauchen, bis er in seine neue Rolle hineingewachsen ware. Zeit und Wachsamkeit!
Jemand klopfte an die Tur. Mr. Buckle, der Steuermann, trat ein.»Haben Sie einen Augenblick Zeit, Sir?»
Bolitho deutete auf einen Stuhl. Auch dies war so anders als auf einem gro?en Kriegsschiff. In der Besatzung gab es keine Marineinfanterie, und Besucher der Kapitanskajute schienen nach Belieben kommen und gehen zu konnen. Vielleicht hatte Ransome zu solchen Formlosigkeiten ermutigt.
Er beobachtete Buckle, wie er sich auf seinem Stuhl zurechtsetzte. Der Steuermann war ein untersetzter, vierschrotiger Mann mit ruhigen Augen und dunklen Haaren. Mit vierzig Jahren war er das alteste Besatzungsmitglied auf dem Schiff.
«Ich mochte Sie nicht storen, Sir«, begann Buckle. Er ruckte verlegen auf seinem Stuhl.»Aber da der Erste Leutnant nicht an Bord ist, sollte ich vielleicht die Beforderung eines Seemannes mit Ihnen besprechen.»
Bolitho horte schweigend zu, wahrend Buckle alle Punkte aufzahlte, die fur einen Mann namens Raven sprachen. Es war nur eine interne Angelegenheit, aber Bolitho war sich ihrer Wichtigkeit voll bewu?t. Zum ersten Mal stand er als Kapitan den Fragen seiner eigenen Mannschaft gegenuber.
Buckle fuhr fort:»Verzeihung, Sir, ich dachte, wir konnten ihn auf Bewahrung zum Steuermannsmaat befordern.»
«Wie lange sind Sie schon Steuermann, Mr. Buckle?»
«Erst seit ich auf diesem Schiff bin, Sir. «Buckles klare Augen blickten kuhl.»Vorher war ich Steuermannsmaat auf der alten Warrior mit vierundsiebzig Geschutzen.»
«Sie haben sich auf Ihrem Posten bewahrt, Mr. Buckle. «Er versuchte, aus dem Dialekt auf die engere Heimat des Mannes zu schlie?en. Vielleicht London oder etwas ostlicher, Kent vielleicht.
«Wie segelt die Sparrow?»
Buckle schien die Antwort abzuwagen.
«Sie ist ziemlich schwer fur ihre Gro?e, Sir, vierhundertunddrei?ig Tonnen. Aber je starker der Wind, desto lebendiger wird das Schiff. Erst in einem wirklichen Sturm mussen Sie die Royalsegel wegnehmen lassen. «Er runzelte die Stirn.»In einer Flaute kann sie eine ganz verflixte Tochter des Teufels sein. «Er machte eine unbestimmte Handbewegung.»Sie haben sicher die kleinen Lucken im Schanzkleid neben jeder Stuckpforte gesehen, Sir?»
Bolitho hatte sie nicht bemerkt.
«Ich bin nicht ganz sicher«, sagte er langsam.
Buckle lachelte zum ersten Mal.»In einer Flaute kann man einen Riemen durch jedes dieser Locher stecken, Sir. Sie mussen nur alle Mann an Deck haben und jeden Kerl an die Riemen schicken, dann konnen Sie aus der Sparrow immer noch einen oder zwei Knoten herausholen.»
Bolitho blickte weg. Beim Lesen der Logbucher und der Schiffslisten hatte er nicht halb so viel erfahren. Leichter Arger uberkam ihn, weil sein Erster Leutnant noch immer nicht da war. Es war ublich, da? der abgehende Kapitan oder doch jedenfalls der Erste Offizier den neuen Kommandanten an Bord einwiesen und ihm Verhalten und Schwachen des Schiffes erlauterten.
«Sie werden die Sparrow bald in den Griff bekommen, Sir, sie ist trotz allem ein wunderbares Schiff.»
Bolitho schaute ihn gedankenvoll an. Dem Steuermann konnte man nichts vormachen. Dennoch, genau wie Graves schien auch er sich zuruckzuhalten. Vielleicht wartete er darauf, da? der neue Kapitan seine Starke oder Schwache verriet.
Er bemuhte sich, kuhl zu antworten.»Wir werden sehen, Mr. Buckle. «Als er aufblickte, bemerkte er, da? ihn der Steuermann mit plotzlicher Besorgnis beobachtete, und fugte kurz angebunden hinzu:»Sonst noch etwas?»
«Nein, Sir. «Buckle erhob sich.
«Gut, ich denke, da? die Einsatzbefehle in Kurze eintreffen. Ich erwarte, da? das Schiff seeklar ist.»
Der Steuermann nickte:»Aye, Sir, seien Sie ohne Sorge.»
Bolitho wurde etwas freundlicher. Moglicherweise lie? ihn nur seine eigene Unsicherheit so barsch seinem Steuermann gegenuber auftreten. Gewi? wurde er Buckles fuhrende Hand noch sehr brauchen, bis er das rechte Gefuhl fur sein Schiff bekame.»Ich zweifle nicht, da? ich mit Ihrem Verhalten ebenso zufrieden sein werde, wie es Kapitan Ransome war.»
Buckle schluckte verlegen.»Jawohl, Sir. «Seine Augen schweiften durch die niedrige Kajute.»Danke, Sir.»
Als sich die Tur hinter dem Steuermann schlo?, strich Bolitho uber seine Haare. Kaum waren ein paar Stunden vergangen, seit er unter dem Geschrill der Pfeifen an Bord gekommen war, und schon fuhlte er zwiespaltige Gedanken in sich erwachen.
Alles war so anders als in seinem fruheren Leben. Damals konnte man sich mit seinen Kameraden besprechen, die Schwachen seines Kapitans blo?legen und ihn ordentlich verfluchen. Aber von heute an konnte nur ein einziges Wortchen einen Mann verletzen oder ihn selbst um seine eigene Sicherheit bangen lassen. Buckle war achtzehn Jahre alter als Bolitho, doch beim ersten Anschein eines Unwillens hatte er sich beinahe geduckt.
Er schlo? die Augen und versuchte, sein weiteres Verhalten festzulegen. Der Versuch, sich allzu beliebt zu machen, wurde eine Narrheit bedeuten. Hielt er sich aber in Disziplinarfragen zu sehr an strikte Regeln, so war er ein Tyrann. Er mu?te an Colquhouns Worte denken und lachelte bekummert. Bis man die luftige Hohe von Colquhouns Dienstrang erreicht hatte, war man vor nichts sicher.
Uber der Kajutsdecke horte er einen Anruf und eine laute Antwort vom Wasser her, dann schrammte ein Bootskorper langsseits, und Fu?e stampften auf den Decksplanken. Es kam Bolitho fast unwirklich vor, da? auf dem Schiff, auf seinem Schiff, alles seinen gewohnten Gang ging, wahrend er hier allein am Tisch sa?. Er seufzte wieder und starrte den Stapel von Papieren und Buchern an. Es wurde langer dauern, alles in Ordnung zu bringen, als er zuerst gedacht hatte. Wieder klopfte es an die Tur, und Graves trat gebuckt ein, zog seinen Hut und klemmte ihn unter den Arm.
«Das Wachboot war soeben langsseits, Sir. «Er uberreichte Bolitho einen schwerversiegelten Leinenumschlag.»Vom Marinestab, Sir.»
Bolitho legte ihn achtlos auf den Tisch. Zweifellos seine Einsatzbefehle, und er war sich bewu?t, da? er nicht so handeln durfte, wie er es sich wunschte. Wie gerne hatte er den Umschlag ungeduldig aufgerissen, um zu erfahren, was von ihm verlangt wurde.
Er bemerkte, da? Graves sich in der Kajute umschaute und seine Augen rasch uber den abgelegten Rock, den Hut auf der Fensterbank und endlich uber sein aufgeknopftes Hemd gleiten lie?.