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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .txt) 📗

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Aber die Trikolore wehte immer noch uber dem Achterschiff, und obwohl der Rumpf tief im Wasser lag, sah Bolitho Leute an ihren Kanonen und eine Gestalt — wie bisher — auf dem Achterdeck.

«Ziel aufgefa?t!«Stepkynes rauhe Stimme durchbrach die Stille.

Bolitho ballte die Fauste. Streicht die Flagge, verdammt noch mal! Streicht sie! Doch obwohl er so gern dem anderen Kommandanten seinen Willen aufgezwungen hatte, wu?te er, da? er selber in gleicher Lage genauso gehandelt hatte.

Der Feind trieb jetzt mit dem Bug voran, so da? Bolitho die gro?en Locher in seinen achteren Aufbauten und das pendelnde Tauwerk uber seinem Heck sehen konnte. Er sah auch das Namensschild und las den Namen: Fortune. Es schien ihm, als schwenkte ein Offizier seinen Degen gegen die Hyperion, als sie vorbeizog, und dann feuerte der Feind seine letzte Salve mit den beiden Heckgeschutzen, die auf dem Deck unterhalb der zertrummerten Kajutenfenster standen.

Bolitho fuhlte den Sto?, als die eine der beiden Kugeln in das Schanzkleid einschlug, und horte das Pfeifen der Holzsplitter, die um ihn herumflogen; aber all dies war vergessen, als die Hyperion unter dem Rucksto? ihrer eigenen Breitseite schwerfallig uberholte.

Als der Qualm abgezogen war, sah er, wie der Gro?mast des Feindes krachend herunterkam, doch er verschwand nicht seitwarts in der See; denn im selben Augenblick ging ein Ruck durch das Schiff, dann noch einer, und dann schlug es in seiner ganzen Lange auf dem Felsen auf. Uber das Tosen des Windes hinweg konnten sie das Splittern von Holz und das Einstromen des Wassers horen. Die letzte Breitseite mu?te die meisten Leute auf dem Oberdeck getotet oder verwundet haben, denn nun wurde das Schiff unter seinen zerfetzten Segeln noch einmal hilflos angehoben und dann quer auf das Riff geworfen, wobei sein Fockmast brach und mitten zwischen die auf der Back umherirrenden Leute fiel.

Bolitho wandte sich angeekelt ab. Er horte, wie der Franzose auseinanderbrach, und konnte sich vorstellen, welche Panik unter Deck herrschen mu?te, wenn die schweren Kanonen sich losrissen und von einer Seite auf die andere rollten, wahrend die eingeschlossenen Matrosen im vergeblichen Versuch, dieser Holle zu entfliehen, gegen das einbrechende Wasser ankampften.

Aber die Trikolore war endlich verschwunden. Nicht gestrichen, sondern vom Geschutzfeuer der Hyperion weggeblasen.

Er wandte sich langsam um.»Ihre weiteren Befehle, Sir?»

Doch seine Augen wurden starr, als Pelham-Martin schwankte und aufs Deck hinuntersank. Sein Uniformrock hatte sich im Wind geoffnet, und unter seiner Achselhohle wurde ein heller Blutfleck sichtbar, der sich auf seiner wei?en Weste schnell ausbreitete.

Bolitho rief laut:»Ein Mann zu Hilfe! Mr. Carlyon, holen Sie den Doktor!«Dann lie? er sich auf ein Knie nieder und schlang den Arm um die Schultern des Kommodore.»Nur ruhig, Sir.»

Pelham-Martin schien nicht imstande, etwas zu sagen. Seine Miene spiegelte eher Erstaunen als Schmerz.

«Tragen Sie den Kommodore in seine Kajute!»

Bolitho trat zur Seite, als Trudgeon, der Schiffsarzt, begleitet von seinen Maaten, aufs Achterdeck eilte.

Pelham-Martin keuchte:»Um Gottes willen! Seht euch vor, verdammt noch mal!»

Inch fragte:»Ist es so schlimm, Sir?»

Bolitho ging ans Schanzkleid und sah sich die aufgerissene Stelle uber der Stuckpforte an, wo die Kugel — wahrscheinlich ein Zwolf-pfunder — getroffen und wie mit einer Axt Teile aus dem Holz geschlagen hatte. Die Geschutzbedienung war wahrscheinlich gerade beiseite getreten, um das andere Schiff zu beobachten. Anderenfalls ware sie als Schutzschild fur den Kommodore gestorben.

Er antwortete:»Holzsplitter verursachen die schlimmsten Wunden, wie Sie wissen. Ich staune, da? er es nicht starker fuhlte.»

Dann ging er an die Reling hinuber und schaute Steuerbord achteraus zum feindlichen Zweidecker, der immer wieder von den Wellen angehoben und auf das Riff geschmettert wurde. Gemessen an dem Winkel, den sein Achterdeck mit dem ubrigen Schffskor-per bildete, mu?te ihm schon das Ruckgrat gebrochen sein. Es war doch seltsam, da? Pelham-Martin ohne seine hartnackige Forderung nach diesem letzten Angriff jetzt noch unverletzt gewesen ware.

Inch meldete:»Die Hermes hat die Telamon in Schlepp genommen, Sir.»

Gossett kam uber das Deck und beruhrte die Einschlagstelle mit Verwunderung.»Was mag die Froschfresser veranla?t haben, diesen letzten Schu? abzufeuern?»

Bolitho merkte, da? ihn Mudigkeit ubermannte.»Hatten Sie das nicht auch getan?«Er wandte sich wieder zu Inch um.»Hat die Spartan ihre Prise gesichert?»

«Aye, Sir. «Inch betrachtete ihn besorgt.»Sie reicht ihrem Prisenkommando gerade eine Schlepptrosse hinuber.»

«Sehr gut. Schicken Sie Leute nach oben, und nehmen Sie einige Segel weg. Dann lassen Sie ein Signal fur Hermes und Spartan setzen. «Sein Gesicht verfinsterte sich und er bemuhte sich, nicht an die Gerausche des Schiffes zu denken, das auf dem Riff zerbrach und nicht an die Sinnlosigkeit seiner letzten Geste.»Wir fahren zuruck nach St. Kruis. Lassen Sie nur so viel Segel stehen, wie erforderlich sind, um mit den anderen Schritt zu halten, und melden Sie, wenn alle bereit zum Ruckmarsch sind.»

Er sah sich um, als Trudgeon aus der Hutte trat, wobei er sich noch die Hande abtrocknete.»Nun?»

Der Schiffsarzt war ein griesgramiger, verschlossener Mann, der kein uberflussiges Wort sagte.»In der Tat ein Holzsplitter, Sir. Ist seitlich unter der rechten Achselhohle eingedrungen. Ziemlich tief, wurde ich sagen.»

«Konnen Sie ihn entfernen?»

«Wenn es sich um einen einfachen Seemann handelte, wurde ich keinen Augenblick zogern, Sir. «Er zuckte die Achseln.»Aber der Kommodore schien nicht gewillt, sich von mir beruhren zu lassen.»

«Bleiben Sie bei ihm, bis ich Zeit habe, nach achtern zu kommen. «Als Trudgeon Anstalten machte, zu gehen, setzte er eisig hinzu:»Und wenn ich Sie jemals dabei erwische, da? Sie einen einfachem Seemann weniger sorgfaltig behandeln als einen meiner Offiziere, dann wird es Ihre letzte Behandlung gewesen sein.»

Inch zogerte, bis der Schiffsarzt verschwunden war.»Mussen wir denn nach St. Kruis zuruck, Sir?»

«Die Telamon wird ohne Hilfe niemals durchkommen. «Er dachte an die Hochrufe, an die schrecklichen Verluste und an die unbestreitbare Tapferkeit der hollandischen Seeleute.»De Ruyter [7] ware stolz auf sie gewesen«, setzte er ruhig hinzu.»Und ich will sie jetzt nicht im Stich lassen.»

Er ging zur Querreling, die Achterdeck und Hauptdeck voneinander trennte, und lehnte sich gegen sie. Dabei ubertrug sich das leichte Zittern des Schiffes auf seinen Korper, als waren sie fest miteinander verbunden. Unter ihm waren die Matrosen dabei, die Kanonen wieder festzuzurren und das Deck von Pulverresten zu saubern, wobei sie einander Scherzworte zuriefen. Wahrscheinlich wu?ten sie nicht, da? ihr Kommodore verwundet war. Ob sie die Ironie uberhaupt verstehen wurden, da? er ihr einziger Verwundeter an Bord war?

Inch beobachtete die Toppsgasten, die sich an den Stagen herunterhangelten, und sagte:»Das hei?t, Sie befehligen jetzt das Geschwader, Sir.»

Bolitho lachelte.»Nicht, solange der Kommodorestander weht, Mr. Inch.»

Er dachte plotzlich an all jene, die gefallen oder furs Leben ve r-stummelt worden waren, seit das Schiff Plymouth verlassen hatte.»Ich glaube nicht, da? der Kommodore lange liegen wird. Wenn wir in ruhigeres Wasser kommen, wird Mr. Trudgeon den Splitter herausziehen konnen.»

Carlyon meldete:»Signal von Hermes, Sir: Beide Schleppzuge klar zur Weiterfahrt.»

«Verstanden. «Bolitho schaute Inch an.»Sie konnen jetzt halsen. Setzen Sie sich in Luv von den anderen. Aus dieser Position konnen wir sie besser schutzen. «Er warf noch einen Blick hinauf in die Segel.»Ich werde den Kommodore informieren.»

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7

Admiral Michiel A. de Ruyter, 1607 — 1676, Held der britischhollandischen Seekriege

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