Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .txt) 📗
Bolitho hielt das Glas gegen das Licht.»Und was wird mit uns, Thomas? Wann kommen unsere weiteren Verstarkungen? Wohl gerade rechtzeitig genug, um von Lequillers Sieg uber uns zu erfahren?»
Herrick betrachtete ihn ernst.»Es sind keine Schiffe mehr ubrig. Meines ist das einzige, das fur das Geschwader freigemacht werden konnte.»
Bolitho starrte ihn an und schuttelte dann den Kopf.»Ich kann mir vorstellen, da? unser Kommodore sich fur diesen Teil Ihrer Neuigkeiten besonders interessiert hat.»
Er trank einen we iteren Schluck und lehnte sich im Stuhl zuruck, wahrend der Brandy wie gluhendes Eisen in seinen Magen rann.
Herrick erwiderte:»Ich wei? uberhaupt nicht, woran ich bei ihm bin. «Er setzte sein Glas auf den Tisch und hielt die Hand daruber, als Bolitho es erneut fullen wollte.»Man mu?te ihn zum Handeln zwingen. Ich habe mit Fitzmaurice und dem jungen Farquhar gesprochen und von ihnen gehort, wie Sie uber Lequillers Absichten denken. Das scheint mir nur logisch zu sein, aber die Zeit arbeitet gegen uns. Wenn wir die Franzosen nicht zum Kampf stellen konnen, sind wir hier nutzlos und lie?en uns besser in die Heimatflotte einreihen.»
«So, Sie haben also daruber mit ihnen gesprochen?»
Herrick sah auf den Tisch hinunter.
«Und was haben Sie noch herausbekommen?»
«Da? jeder Erfolg, den dieses Geschwader erzielt hat, auf Ihre Initiative zuruckging. «Herrick stand auf, und sein Gesichtsausdruck wurde plotzlich streng.»Ich bin mit Ihnen manches Mal im Gefecht gewesen und habe in Situationen, die schlimmer waren, als manche Leute es fur moglich hielten, an Ihrer Seite gestanden. Sie wissen sehr gut, was mir unsere Freundschaft bedeutet und da? ich auf der Stelle fur Sie in den Tod gehen wurde, wenn ich uberzeugt ware, da? das helfen wurde. Darum und in Anbetracht dessen, was wir gemeinsam erlebt und geleistet haben, glaube ich, das Recht zu besitzen.»
Er stockte, als Bolitho kuhl fragte:»Was fur ein Recht ware das?»
«Das Recht, meine Meinung zu sagen, selbst auf die Gefahr hin, damit eine alte Freundschaft zu zerstoren. «Bolitho blickte weg.»Also?»
«In all den Jahren habe ich Sie nie so gesehen wie jetzt. «Er machte eine Geste zur Karaffe hin.»Immer waren Sie bereit, anderen zu helfen und sie zu verstehen, ohne Rucksicht auf Ihre eigenen Empfindungen. Der Verlust Ihrer Frau ist schrecklich. Sie bedeutete auch mir sehr viel, wie Sie sicher wissen. Und es gibt keinen Mann der sie kannte hier an Bord, der jetzt nicht Ihren Schmerz teilt. «Er setzte entschlossen hinzu:»Aber gemessen an dem, was Sie glauben und was Sie andere hinzunehmen gelehrt haben, ist dies eine Privatangelegenheit. Und als solche kann sie nicht, nein, darf sie nicht Ihr Handeln in einem Augenblick beeinflussen, da Sie von uns allen dringend gebraucht werden.»
Bolitho sah ihn kuhl an.»Sind Sie fertig?»
«Noch nicht ganz. Sie haben mir oft gesagt, Verantwortung und Befehlsbefugnis seien Vorrechte, aber kein Recht, das sich jederman nehmen kann. Als wir noch auf Fregatten Dienst taten und unser einziges Risiko der Verlust unseres eigenen Lebens war, lebten wir in einer anderen Welt. Hier aber konnten unsere Schiffe uber gro?ere Entwicklungen, die wir noch kaum verstehen, entscheiden. «Er schaute bose zur Tur des Schlafraums.»Und wenn wir ein Vorbild suchen, wen haben wir da? Einen Mann, der sich selber etwas vormacht und nur daran denkt, wie er seine Haut retten kann. «Er drehte sich um und sah Bolitho erneut mit gequaltem, aber festem Blick an.»Darum schauen wir auf Sie. Auf den Kommandanten der Hyperion und einen Mann, der nie seinen Vorteil vor Ehre und Pflicht gestellt hat. «Er holte tief Luft.»Auf den Mann, den Cheney Seton sich zum Ehemann ausersehen hatte.»
Weit weg horte Bolitho Pfeifen und das Gerausch langsseit kommender Boote. Die ganze Kajute schien im Nebel zu schwimmen, und die Worte fur eine bei?ende Entgegnung wollten sich nicht einstellen.
Als er neben dem Tisch stand, trat Herrick vor und ergriff seine Hande.»Glauben Sie mir, Richard, ich wei?, was Sie durchmachen. «Er sah ihm ins Gesicht.»Ich wei? es!»
Bolitho sah ihn ebenfalls an, und ein Schauder uberlief ihn.»Vielen Dank, Thomas. Ich wu?te kaum etwas, das unsere Freundschaft jemals zerstoren konnte. Und da? Sie Ihre Meinung gesagt haben, gehort nicht dazu, da bin ich sicher.»
Herrick nickte, loste aber nicht seinen Griff um Bolithos Hande. Er sagte:»Ich bin lange genug Seeoffizier, um zu wissen, da? es in unserem Leben nicht die Pelham-Martins sind, die zahlen. Sie und Manner wie Sie, welche Zeit gefunden haben, fur andere zu denken und vorauszuplanen, werden schlie?lich entscheiden, was an unserer Sache recht oder unrecht ist. Und eines Tages, vielleicht noch zu unseren Lebzeiten, werden wir dank eines solchen Beispiels eine bessere Marine haben als heute. Eine Marine, in die einzutreten Manner als Berufung ansehen, nicht als verha?ten Zwang. «Ein kurzes Lacheln huschte uber sein Gesicht.»Tyrannen und einflu?reiche Einfaltspinsel pflegen sich bei wirklicher Gefahr zu verziehen.»
Bolitho schluckte heftig.»Manchmal glaube ich, da? ich Ihnen ein schlechtes Beispiel gegeben habe, Thomas. Sie waren schon immer ein Idealist, aber jetzt, da Sie ein Schiff zu kommandieren haben, mussen Sie diese Ideale ein wenig zuruckstecken und mit den Fortschritten, die Sie selber erreicht haben, zufrieden sein. «Dann lachelte er.»Nun wollen wir die anderen begru?en. «Er schaute auf die Karaffe hinunter und setzte leise hinzu:»Sie enthielt auch nur wenig Trost.»
Aber spater, als er mit den anderen um Pelham-Martins Koje herumstand, wu?te er, da? ihnen Schlimmeres bevorstand, als er fur moglich gehalten hatte.
In der kleinen Kammer war es druckend hei?. Das Oberlicht war fest geschlossen und nur eine kleine Stuckpforte einen Spalt offen, durch den etwas Seeluft hereindrang. Der Kommodore hatte offenbar ein opulentes Fruhstuck genossen, denn neben seiner Koje standen mehrere leere Teller. Es roch ubel nach Brandy und Schwei?.
Pelham-Martin sah ganz wie fruher aus. Sein rundes Gesicht glanzte rosarot in der Warme, und sein machtiger Korper war bis zum Kinn mit einem Laken bedeckt. Die Gruppe wirkte eher wie Trauernde um einen Leichnam als wie Kommandanten, die auf ein Wort ihres Vorgesetzten warteten.
Bolitho sagte:»Wir sind alle zur Stelle, Sir. «Er warf einen Blick auf die anderen, registrierte den unterschiedlichen Ausdruck ihrer Gesichter und empfand das vollige Fehlen eigenen Engagements. Er fuhlte sich wie ein unbeteiligter Zuschauer.
Fitzmaurice blickte grimmig vor sich hin, wahrend Farquhar uber den Anblick des Kommodore eher zornig als besorgt schien. Lam-be, der junge Kommandant der Korvette Dasher, der neben Herrick stand, war vielleicht am meisten bewegt. Es schien ihm unmoglich, den Blick von Pelham-Martins Gesicht zu rei?en, und er schaute auf die Koje wie jemand, der Augenzeuge von etwas vollig Unverstandlichem wird.
Pelham-Martin leckte sich die Unterlippe und sagte dann mit belegter Stimme:»Sie alle haben Kapitan Herricks Neuigkeiten gehort und werden zweifellos die Unmoglichkeit unserer jetzigen Lage erkannt haben. «Er seufzte tief.»Es war gut, da? ich die Nisus weggeschickt habe. Andere werden nun entscheiden, was zu geschehen hat, wenn Lequiller nach Frankreich zuruckkehrt oder wohin ihn seine Befehle sonst fuhren.»
Fitzmaurice sagte:»Und welche Absichten haben Sie mit uns,
Sir?»
«Was kann ich tun ohne mehr Schiffe?«Seine Lippen verzogen sich, so da? er fur einen Augenblick aussah wie ein schmollendes Kind.»Man hat mir eine unmogliche Aufgabe gestellt. Ich habe nicht die Absicht, die Chancen meiner Feinde dadurch zu fordern, da? ich zu einer unsinnigen Verfolgungsjagd aufbreche.»
Herrick sprach langsam und bedacht:»Ich glaube, da? Kapitan Bolitho recht hat, Sir. Dieser Perez von Las Mercedes ist ein Trumpf-As in der Hand der Franzosen, das sie fur einen Aufstand benutzen konnen, um damit einen weiteren Keil zwischen uns und Spanien zu treiben.»