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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (книги без регистрации полные версии TXT) 📗

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Jetzt, wahrend die Manner der Hyperion wieder an die Geschutze rannten, kam er langsam herum und prasentierte seine volle Breitseite auf eine Entfernung von siebzig Yards. Er braucht den Nahkampf nicht zu riskieren, dachte Bolitho und spurte auch schon Feuer und Eisen aus der doppelten Reihe Kanonen.

Wie ein sengender Sturmwind, der jede Orientierung hinwegfegte, schmetterte die Breitseite des Franzosen ins Achterschiff der

Hyperion und verheerte es wie eine Lawine. Ihr folgte erstickender Rauch: inmitten seiner schreienden und fluchenden Manner starrte Bolitho wie betaubt empor — der Besan war knapp zwanzig Fu? uber der Kampanje gesplittert.

Dann antworteten seine eigenen Kanoniere, doch unsicher und zerrissen, denn sie mu?ten sich durch die wirbelnde Dunkelheit tasten und rutschten auf den schlupfrigen Planken aus; zollhoch stand das Blut in den Speigatten. Bolitho sprang zur Seite, denn die Besangaffel sturzte aufs Achterdeck und schmetterte in das Gewuhl wie die Axt eines Riesen.

Er horte Gossett brullen:»Ruder ist ausgefallen, Sir!«Dann ein Fluch.»Scher dich auf Station, Mensch!»

Der Franzose war noch da; er bra?te seine Rahen rund, um noch eine Breitseite abzufeuern. Eine Sekunde lang herrschte Stille, dann donnerten wieder Kanonen, und staunend sah Bolitho, da? Segel und Rigg des Feindes wild schwankten, da? mehrere Spieren brachen und langsseit fielen. Durch den Rauch konnte er sekundenlang die gerefften Bramsegel des Franzosen erkennen: Captain Leach mu?te den richtigen Moment abgepa?t haben, um mit seiner leichteren Harvester aus nachster Nahe in den Kampf der Giganten einzugreifen.

Zwischen dem Krachen der Geschutze waren Axtschlage zu horen, denn Tomlin trieb seine Manner aufs Au?erste an, die Pardu-nen des gebrochenen Besan zu kappen; andere rannten durch das blutige Inferno nach achtern, um Gossett beim Aufriggen eines Notruders zu helfen. Doch dazu reichte die Zeit nicht, dachte Bo-litho resigniert.

Fast au?er sich, lief Rooke an der Steuerbordbatterie entlang und schlug mit seinem Degen den blutenden, verstorten Geschutzbedienungen den Takt, die ihre Geschosse und Kartuschen in die Rohre rammten und die Zwolfpfunder auf dem krangenden Deck fur die nachste Salve ausrannten. Aber manche Stuckpforte war leer; umgesturzte Kanonen und die zerfetzten Uberreste ihrer Bedienungen lagen in gra?lichem Durcheinander auf den Planken. Hoch uber dem zerschossenen Deck hingen Tote und Sterbende in der Takelage, und ein Schrapnellhagel jaulte wie ein hollischer Trompetensto? durchs Rigg.

Rooke hieb den Degen nach unten.»Feuer!»

Bolitho taumelte, als die Rohre in ihre Halterungen zuruckstie?en; und da sah er, da? Rooke, wie von einer unsichtbaren Riesenhand gehoben, aufrecht durch die Luft flog und aufs Deck schme t-terte. Es war so grausig, da? Bolitho fast ubel wurde: Rooke schrie eben noch degenschwenkend seine schwitzenden Kanoniere an, und eine halbe Sekunde spater lag er an der Backbordschanz mit verdrehten, gebrochenen Gliedern, und schon stromte sein Blut aus einem Dutzend Wunden. Von dem Mann, der einmal Rooke hie?, war nichts mehr ubrig.

Aus allen Richtungen zugleich schienen die Schusse zu kommen; vermutlich waren auf dem dritten Schiff der franzosischen Gefechtsformation doch noch ein paar Kanonen kampffahig, mochte es auch von der Tenacious schwer angeschlagen und seine Manner halb blind vor Rauch sein. Trotzdem trafen einige Kugeln das Achterdeck der Hyperion, wo sie weitere Schaden und blutige Verluste verursachten.

Bolitho wandte sich um und stand wie erstarrt. Sekundenlang glaubte er, in der wilden Wut des Kampfes tatsachlich den Verstand verloren zu haben. Denn mitten auf dem Achterdeck stand in voller Galauniform, die sich hell vom Gewirr der zerfetzten Planken und Leinen abhob, Admiral Pomfret und musterte die furchtbare Szene, als sei er vollig immun gegen Gefahr.

«Ich wollte ihn zuruckhalten, Captain«, schrie Allday und taumelte mit einem wutenden Fluch beiseite, denn neben ihm hatte Leutnant Fanshawe eine Musketenkugel in die Brust bekommen und klammerte sich sterbend an seinen Arm.

Pomfret sah gar nicht hin.»Wie steht's, Bolitho?»

In Bolithos Kopf drehte sich alles.»Der franzosische Admiral hat die Flagge gestrichen, Sir. Mindestens zwei weitere Schiffe sind kampfunfahig. Aber wenn Sie unbedingt hierbleiben wollen, Sir Edmund, schlage ich vor, da? Sie sich etwas Bewegung machen. Die Franzosen haben Scharfschutzen in den Masten, und Ihre Uniform bietet ein zu gutes Ziel.»

Pomfret zuckte die Achseln.»Na schon, wenn Sie meinen«, und er spazierte seelenruhig das Deck entlang, Bolitho immer neben ihm.

«Freut mich, da? es Ihnen besser geht, Sir.»

Pomfret nickte gleichgultig.»Gerade zur rechten Zeit, wie mir scheint. «Er blieb stehen, denn Piper kam durch den Qualm auf ihn zugerannt, lachend und weinend vor Erregung, ein gro?es Flaggentuch in Handen. Er fa?te nicht einmal an den Hut, als er Pomfret ansprach:»Hier, Sir Edmund«, rief er,»die feindliche Flagge! Fur

Sie!»

Bolitho mu?te trotz seiner geschundenen Nerven lacheln.»Ihr Sieg, Sir. Ein schones Souvenir.»

Eine Musketenkugel ri? Pomfret den Hut vom Kopf; und als Bo-litho sich buckte, um ihn aufzuheben, sah er, da? der Admiral erschrocken die Hand ausgestreckt hatte. Zum erstenmal seit Wochen verriet er eine gewisse Gemutsbewegung.

Bolitho wandte sich halb um und sah den Grund: Piper lag auf den Knien, die Flagge an die Brust gepre?t. Mitten im Tuch klaffte ein schwarzes Loch; Bolitho wollte zufassen und Piper stutzen, da furchte sich dessen Knabengesicht vor Qual; leblos fiel er dem Admiral vor die Fu?e.

Seton kam taumelnd durch den Rauch und brach neben dem Toten auf die Knie; aber Bolitho fa?te zu und richtete ihn auf.»Die Signale, Mr. Seton!«Der Junge starrte ihn betaubt an, doch Bolitho sprach scharf weiter:»Fur die Signale sind jetzt Sie verantwortlich!»

Herrick sah Seton nach, der wie ein Blinder davontappte; seine Sohlen scharrten auf dem blutverschmierten Deck, die Hande hingen ihm an den Seiten nieder, als wollten sie ihm nicht mehr gehorchen.

Dann beugte er sich uber den toten Midshipman, doch Pomfret befahl:»Lassen Sie ihn, Mr. Herrick! Tun Sie Ihre Pflicht!«Ohne einen Blick fur Herrick oder Bolitho drehte er den Toten auf den Rucken und deckte behutsam die eroberte Flagge uber sein Gesicht.»Tapferer Junge«, murmelte er.»Wenn ich nur in St. Clar mehr seiner Art gehabt hatte!»

Bolitho ri? sich von der Szene los. Undeutlich wurde ihm bewu?t, da? die Kanonen schwiegen. Er ging zur Reling: dort zog das feindliche Schiff vorm Wind davon, seine Bramsegel fullten sich, wahrend der Rumpf tiefer in den dichten Qualm stie?.

Um ihn herum schrien und tanzten die Manner siegestrunken, sogar ein paar Verwundete zogen sich an der zerschossenen Schanz in die Hohe, um dem fliehenden Schiff nachzusehen und mit den anderen zu brullen. Da rief Seton:»Signal von der Tenacious, Sir!«Seine Stimme klang vollig ausdruckslos.»>Zwei feindliche Schiffe ziehen sich zuruck. Die anderen haben kapitulierte»

Bolitho packte die Reling fester. Arme und Beine zitterten ihm, ohne da? er etwas dagegen tun konnte. Unmoglich, aber wahr: durch Rauch und Trummer horte er das Hurra seiner Manner, immer lauter und langer, als wolle es nie aufhoren. Die Matrosen sprangen in dem blutigen Durcheinander auf, um einander die Hande zu schutteln oder auch nur, um einen Freund zu begru?en, der das wuste Gemetzel irgendwie uberstanden hatte.

«Captain, Sir!»

Bolitho stie? sich von der Reling ab; fast erwartete er, da? ihn seine Beine nicht mehr trugen. Als er sich umwandte, sah er zu seiner Besturzung, da? Rowlstone neben dem Admiral kniete, der reglos auf den Planken lag.

Mit zitternder Stimme sagte der Arzt:»Sir Edmund ist tot, Sir. «Er hatte die Hand unter dem goldbetre?ten Uniformrock, und als er sie herauszog, war sie voller Blut.

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