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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги онлайн полностью бесплатно .TXT) 📗

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Little sprach leise, aber eindringlich auf zwei neue Leute ein, wobei seine gro?en Hande wie Spaten durch die Luft fuhren, um seine Erklarungen zu verdeutlichen. Er bemerkte Bolitho und stohnte:»Gro?er Gott, Sir, die sind wie Holzklotze!»

Bolitho beobachtete seine beiden Kadetten und uberlegte, wie er die Mauer durchbrechen konne, die zwischen ihm und den beiden stand. Er hatte erst am Tag zuvor kurz mit ihnen gesprochen. Die Destiny war ihr erstes Bordkommando, was auch — mit zwei Ausnahmen — fur die ubrigen Kadetten galt. Peter Merrett war so klein, da? man ihn kaum zwischen den Taurollen und den hin und her eilenden Seeleuten wiederfand. Er war zwolf Jahre alt, Sohn eines prominenten Anwalts aus Exeter, der wiederum einen Admiral zum Bruder hatte: eine furchteinflo?ende Kombination. Eines schonen Tages — wenn er ihn erlebte — konnte der kleine Merrett sie zu seinem Vorteil nutzen, wahrscheinlich auf Kosten anderer. Aber jetzt, wie er so zitternd vor Kalte und ziemlich verangstigt dastand, sah er nur wie ein Haufchen Ungluck aus. Der andere hie? Jan Jury, war vierzehn Jahre alt und kam aus Weymouth. Sein Vater, ein verdienter Seeoffizier, war bei einem Schiffsungluck ums Leben gekommen. Den Verwandten des toten Kapitans mu?te die Marine als der geeignete Platz fur den jungen Jury erschienen sein. Jedenfalls waren sie damit alle Sorgen um ihn los. Bolitho nickte ihm zu.

Jury war gro? fur sein Alter, hatte ein freundliches Gesicht, einen blonden Haarschopf, und konnte seine Aufregung kaum beherrschen. Er sprach auch als erster.»Wissen wir eigentlich, wohin die Fahrt geht, Sir?»

Bolitho sah ihn ernst an. Nur vier Jahre trennten sie. Jury ahnelte zwar nicht seinem toten Freund, doch er hatte die gleiche Haarfarbe.

Er tadelte sich selber fur seine Gedanken und antwortete:»Das werden wir fruh genug erfahren. «Seine Worte kamen scharfer heraus, als er beabsichtigt hatte, darum fugte er hinzu:»Es ist ein gut gehutetes Geheimnis, jedenfalls soweit es mich betrifft.»

Jury beobachtete ihn neugierig. Bolitho wu?te, was er dachte, kannte die vielen Fragen, die er gern gestellt hatte, um diese neue, so vieles von ihm fordernde Welt zu entdecken. Genauso war er selber einmal gewesen.

Bolitho sagte:»Ich mochte, da? Sie im Gro?mast aufentern, Mr. Jury, und die Arbeit der Leute oben beaufsichtigen. Sie, Mr. Merrett, bleiben bei mir, um Meldungen nach vorn oder achtern zu uberbringen, wenn notig.»

Er lachelte, als ihre Blicke uber die Wanten zum drohenden Gewirr der Takelage emporwanderten, zur riesigen Gro?rah und den kleineren Rahen daruber, die nach jeder Seite wie Bogenenden weit uber Bord ragten.

Die beiden alteren Offiziersanwarter, die Fahnriche Henderson und Cowdroy, hatten ihre Posten achtern am Besanmast, wahrend die restlichen beiden zu Rhodes am Fockmast gehorten.

Stockdale stand wie zufallig in Bolithos Nahe und schnaufte:»Guten Morgen auch, Sir!»

Bolitho lache lte ihn an.»Nichts bereut, Stockdale?»

Der riesige Mann schuttelte den Kopf.»Nein, Sir. Brauchte 'ne Veranderung. Wird mir guttun.»

Little grinste uber das Rohr eines Zwolfpfunders hinweg.»Ich wette, er konnte die Gro?brasse allein bedienen!»

Einige Matrosen tuschelten miteinander und zeigten, als das Tageslicht zunahm, auf Gebaude an Land.

Vom Achterdeck kam prompt die Ruge:»Mr. Bolitho, sorgen Sie bitte fur Ordnung bei Ihren Leuten! Das sieht mehr nach einer Hammelherde aus als nach einer Kriegsschiffsbesatzung!»

Bolitho grinste.»Aye, aye, Sir!«Und fur Little fugte er hinzu:»Schreiben Sie jeden Mann auf, der…»

Er konnte den Satz nicht beenden, denn Kapitun Dumaresqs Hut tauchte am achteren Niedergang auf und darunter seine massige Gestalt, die sich mit offensichtlichem Gleichmut auf die Luvseite des Achterdecks begab.

Bolitho gab den beiden Kadetten noch einmal leise Instruktionen.»Hort zu, ihr beiden: Geschwindigkeit ist wichtig, aber nur insoweit, als Befehle trotzdem korrekt ausgefuhrt werden. Hetzen Sie die Leute nicht unnotig, die meisten von ihnen sind alte Hasen und schon seit Jahren auf See. Beobachten Sie, lernen Sie, aber packen Sie zu, wenn einer der neuen Leute Mist macht.»

Beide nickten eifrig, als hatten sie eben fundamentale Weisheiten vernommen.

«Vorn alles klar, Sir!»

Das war Timbrell, der Oberbootsmann. Er schien uberall zugleich zu sein. Mal war er hier, um die Finger eines Mannes richtig um eine Brasse zu legen und sie davor zu bewahren, da? sie in einen Block gerieten und zerquetscht wurden; mal war er da, um seinen Rohrstock auf die Schultern eines anderen niedersausen zu lassen, der sich blode anstellte. Die Wirkung war meist ein kurzer Aufschrei des Betroffenen und schadenfrohes Grinsen der anderen.

Bolitho horte den Kommandanten etwas sagen; Sekunden spater stieg die rote Nationalflagge zur Mastspitze empor und stand so steif im Wind wie eine bemalte Metallplatte.

Wieder Timbrells Stimme:»Anker ist kurzstag, Sir!«Er beugte sich uber die Backsreling vorn und beobachtete aufmerksam die Stromung unter dem Bugspriet.

«Am Ankerspill — Achtung!»

Bolitho warf noch einen schnellen Blick nach achtern: auf den

Kommandostand, auf Gulliver mit seinen drei Rudergangern am gro?en Doppelrad; auf Colpoys mit seinen Seesoldaten an den Kreuzbrassen, den Fahnrich der Wache und Henderson, den Signalfahnrich, der immer noch zur wild killenden Flagge emporschaute, weil er furchtete, da? sie sich in ihrer Leine vertornen konnte. Im Augenblick war ihm das wichtiger als sein Leben.

An der Querreling stand Palliser mit einem Steuermannsmaaten und — etwas abseits — der Kommandant auf fest verwurzelten, stammigen Beinen, die Hande unter den Rockscho?en, mit einem Blick seinen gesamten Befehlsbereich umfassend. Zu seinem Erstaunen sah Bo-litho, da? Dumaresq unterm Rock eine scharlachrote Weste trug.

«Vorsegel los!»

Die Manner auf der Back vorn erwachten zum Leben. Ein vertraumter Neuling ware fast von ihnen niedergetrampelt worden, als die gro?en Leinwandflachen der vorderen Stagsegel in plotzlicher Freiheit flatterten und schlugen.

Palliser warf dem Kommandanten einen Blick zu und erntete ein fast unmerkliches Nicken. Darauf hob der Erste Offizier das Megaphon und rief:»Enter auf! Marssegel los!»

Die Webeleinen uber beiden Laufbrucken hingen plotzlich voller Matrosen, die wie Affen zu ihren Rahen aufenterten, wahrend die fixesten Burschen noch hoher hinaufkletterten, um etwas spater, wenn das Schiff in Fahrt war, dort ihren Teil der Arbeit zu leisten.

Bolitho verbarg seine Besorgnis unter einem Lacheln, als Jury hinter den sicher zupackenden und wieselschnellen Matrosen aufenterte.

Neben ihm krachzte Merrett:»Mir wird ubel, Sir.»

Slade, der alteste Steuermannsmaat, der gerade vorbeieilte, knurrte:»Dann schluck's runter! Wenn du hier spuckst, Burschchen, lege ich dich ubers Kanonenrohr und verpasse dir sechs Schlage, damit du's lernst!«Er eilte weiter, gab Befehle, schubste Manner auf ihre Station und hatte den kleinen Kadetten schon wieder vergessen.

Merrett schluchzte:»Mir ist wirklich furchtbar schlecht!»

Bolitho sagte:»Gehen Sie nach Lee hinuber.»

Er schaute nach Pallisers Megaphon aus und dann hinauf zu seinen Mannern auf den Rahen und in die wogende Leinwand des Gro?marssegels, in die der Wind schon hier und da hineingefa?t hatte und die sich nun vollends zu befreien suchte.

«An die Brassen! Alle Mann — Achtung!«»Anker ist los, Sir!»

Wie ein befreites Tier schuttelte sich die Destiny und trieb zunachst achteraus, bis die wild schlagenden Vorsegel dichtgeholt, die Marsegel angebra?t waren und sich mit Wind fullten. Da gehorchte das Schiff endlich dem hart gelegten Ruder und nahm Fahrt voraus auf.

Bolitho erschrak, als ein Mann auf der Gro?rah ausrutschte, aber seine Kameraden packten ihn und zogen ihn in Sicherheit.

Das Schiff drehte weiter, bis die Kuste wie in einem wilden Reigen am Bugspriet und der grazilen Galionsfigur vorbeizutanzen schien.

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