Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander (читаем книги txt) 📗
Es war ein elegantes Zimmer, mit vielen Bildern und einer gro?en Buste Raleighs [32] auf dem Kaminsims, unter dem ein lebhaftes Holzfeuer prasselte.
Admiral Sir George Beauchamp blieb an seinem Schreibtisch sitzen, deutete aber kurz auf zwei Stuhle. Verstohlen musterte Bolitho diesen Mann, der da in Papieren blatterte. Das also war Beauchamp, seit Kriegsbeginn Reorganisator der britischen Flotte. Ein Mann, der wegen seiner Weisheit und seines Humors bekannt war. Und wegen seiner Strenge. Er war dunn und hielt sich ziemlich gebuckt, als druk-ke ihn sein goldbetre?ter Rock zu Boden.
«Ah, Bolitho. «Mit kalten, unbewegten Augen blickte er hoch.»Ich habe Ihre Berichte aufmerksam gelesen. Interessante Lekture. »
Bolitho horte Herrick neben sich schwer atmen. Was wurde Beau-champ jetzt weiter zu sagen haben?
«Ich kannte Sir Charles Thelwall, Ihren vorigen Admiral. «Wieder der gelassen musternde Blick.»Ein feiner Mann. «Er wandte sich wieder den Papieren zu. Immer noch kein Wort uber Broughton. Bo-
litho wurde beinahe nervos.
«Glauben Sie immer noch«, fragte der Admiral,»da? das, was Sie getan und herausgefunden haben, der Muhe wert war?»
Ruhig erwiderte Bolitho:»Jawohl, Sir. «Die Frage war ganz beilaufig gekommen, und doch fand Bolitho, da? sie das ganze Geschehen zusammenfa?te.»Die Franzosen werden es weiter versuchen. Und sie mussen aufgehalten werden.»
«Ihre Aktion in Djafou, und wie Sie mit einer Situation fertig geworden sind, die Sie fur hoffnungslos halten mu?ten — das war gut. Auch Sir Lucius hat das in seinem Bericht gesagt. «Er zog die Brauen zusammen.»Hatte auch allen Grund dazu.»
«Danke, Sir.»
Der Admiral ging nicht darauf ein.»Neue Taktiken, neue Ideen, neue Gesichtspunkte, all das ist wichtig, wenn wir diesen Krieg uberleben wollen, vom Siegen gar nicht zu reden. Sie haben dieses Verstandnis. Wohingegen…«Er hob die Schultern und lie? den Rest ungesagt, aber in Bolithos Hirn stieg das Wort wieder hoch: kaltgestellt.
Beauchamp warf einen Blick auf die vergoldete Schreibtischuhr.»Sie werden ein paar Tage in London bleiben, bis ich Ihre neuen Befehle fertig habe, verstanden?»
Bolitho nickte.»Jawohl, Sir.»
Der Admiral trat zum Fenster und betrachtete die voruberfahrenden Kutschen und die Fu?ganger mit offensichtlicher Geringschatzung.»Captain Herrick geht sofort nach Portsmouth zuruck.»
«Darf ich wissen warum, Sir?«fragte Herrick gepre?t.
Mit dunnem Lacheln sah Beauchamp ihm ins Gesicht.» Commodore Bolitho wird seinen Wimpel auf der Euryalus hissen, sobald er wieder in Portsmouth ist. «Unbewegt sah er in Herricks uberraschtes Gesicht.»Ich wei? jetzt schon, da? er Sie als Flaggkapitan anfordern wird, und da dachte ich, wir sollten einmal etwas weniger Zeit verschwenden, als es unter diesem Dach sons t ublich ist!»
Mit ausgestreckter Hand trat er auf sie zu. Da Bolitho seinen Arm unter dem Rock in der Schlinge trug, bot er ihm die Linke.»Ich gebe Ihnen ein Geschwader, Bolitho. Blo? ein kleines, aber genug, um Ihre
Ideen erfolgreich in die Tat umzusetzen. «Ein fester Handedruck.»Viel Gluck! Ich hoffe, ich habe keinen Fehler gemacht!»
Bolitho schlug die Augen nieder.»Danke, Sir. «Das Zimmer schien sich um ihn zu drehen.»Auch dafur, da? Sie mir Captain Herrick gegeben haben.»
Der Admiral setzte sich wieder an den Schreibtisch.»Ach, Unsinn!«Aber als sie aus dem Zimmer gingen, sah er ihnen mit stiller Freude nach.
Drau?en auf der Stra?e, zwischen den hastenden Menschen und den wirbelnden Blattern, sagte Bolitho:»Das kommt mir vor wie ein Traum, Thomas.»
Herrick grinste ubers ganze Gesicht und schuttelte den Kopf.»Ich kann es gar nicht erwarten, das Gesicht Ihres Neffen zu sehen. Ein Kommodorestander! Gottverdammt, ich dachte schon, die wurden Ihnen nie zuteil werden lassen, was Sie verdienen!»
Bolitho lachelte, von zwei Gefuhlen hin und her gerissen. Brough-ton hatte ihm gesagt, wie es war, wenn man Flaggrang bekam. Man wurde ein hoheres Wesen, unerreichbar, jenseits aller personlichen Beziehungen. Es war eine Herausforderung, etwas, das er im Grunde immer gewollt hatte. Und doch, wenn die Wache herauskam, zum Segelsetzen oder Ankerlichten, wie wurde ihm da zumute sein? Ein anderer wurde das Schiff kommandieren; er war dann nur Zuschauer.
Er sagte:»Sie gehen am besten in den Gasthof zuruck, Thomas. Wenn Sie die Eilpost nach Portsmouth erwischen, konnen Sie morgen abend an Bord sein.»
«Ich werde Allday sagen, da? er alles fur Sie zurechtmacht, Sir.»
«Ja. «Er legte ihm die Hand auf den Arm.»Wir sind einen langen Weg miteinander gegangen, Thomas. Und ich konnte mir keinen besseren Weggefahrten, keinen besseren Freund wunschen.»
Er blickte Herricks untersetzter Gestalt nach, bis diese in einer Querstra?e verschwunden war, und wandte sich dann wieder der schaftigen Stra?enszene zu.
Er wollte den Fahrdamm kreuzen, blieb aber stehen, um ein schones Paar Grauschimmel vor einer eleganten, smaragdgrunen Equipage vorbeizulassen. Doch der Kutscher parierte sie durch und trat dann mit dem blitzblanken Stiefel hart auf die Bremse.
Bolitho blieb unschlussig stehen. Von den Geschehnissen dieses
Vormittags und von dem hektischen Betrieb dieser gro?en Stadt schwirrte ihm immer noch der Kopf.
Das Fenster der Kutsche offnete sich, und eine Frauenstimme sagte:»Ich horte, da? Sie auf der Admiralitat waren, Captain.»
Er blickte die elegante Dame an, die verschworerisch auf ihn herablachelte: Catherine Pareja.
«Kate!«stammelte er. Ein anderes Wort fand er nicht.
Sie klopfte ans Kutschendach.»Robert! Helfen Sie dem Captain beim Einsteigen!«Und als Bolitho neben ihr in die Polster sank, flusterte sie:»Wir werden zusammen dinieren. «Ihre Mundwinkel hoben sich zu dem Lacheln, das er so gut kannte.»Und dann. «Ihr leises Lachen ging im Rollen der Rader unter, als die Kutsche sich flink in den Strom der Wagen einordnete.
Von seinem hohen Fenster sah Admiral Beauchamp hinter ihnen her und nickte nachdenklich. Er hatte einen guten Griff getan, soviel war klar. Ganz entschieden war Bolitho ein Mann, auf den die Flotte stolz sein konnte.
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Sir Walter Raleigh, 1618 hingerichtet; Seefahrer, Gunstling der Konigin Elisabeth I, Grunder der englischen Kolonie Virginia in Nordamerika