Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги без регистрации txt) 📗
»Ich mu? gehen, Molly«, sagte Mr Weasley,»ich hab alles nur noch schlimmer gemacht. Ich zieh nur kurz meinen Umhang an und dann bin ich weg…«
Harry sa? wie auf gluhenden Kohlen.»Mrs Weasley«, warf er ein,»Hedwig ist nicht zufallig mit einem Brief fur mich gekommen?«
»Hedwig, mein Lieber?«, sagte Mrs Weasley zerstreut.»Nein… nein, es ist uberhaupt keine Post gekommen.«
Ron und Hermine sahen Harry neugierig an.
Er warf beiden einen viel sagenden Blick zu und fragte:»Was dagegen, wenn ich nach oben gehe und mein Zeug bei dir abstelle, Ron?«
»Ahm… ich glaub, ich geh mit«, sagte Ron sofort.»Hermine?«
»Ja«, sagte sie rasch, und die drei marschierten aus der Kuche und die Treppe hoch.
»Was ist los, Harry?«, sagte Ron, kaum hatten sie die Tur zur Dachkammer hinter sich geschlossen.
»Da ist noch etwas, das ich euch nicht erzahlt habe«, sagte Harry.»Als ich am Samstagmorgen aufgewacht bin, tat meine Narbe wieder weh.«
Ron und Hermine reagierten darauf fast genauso, wie Harry es sich in seinem Zimmer im Ligusterweg vorgestellt hatte. Hermine stockte der Atem und sie begann Harry sofort Ratschlage zu erteilen, nannte das eine oder andere Grundlagenwerk und die verschiedensten Namen, von Albus Dumbledore bis zu Madam Pomfrey, der Krankenschwester von Hogwarts. Ron hingegen schien einfach der Schlag getroffen zu haben.»Aber – er war doch nicht da, oder? Du-wei?t-schon-wer? Ich meine – letztes Mal, als deine Narbe wehtat, war er doch in Hogwarts, oder?«
»Ich bin sicher, da? er nicht im Ligusterweg war«, sagte Harry.»Aber ich hab von ihm getraumt… und von Peter… ihr wi?t schon, Wurmschwanz. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, aber sie haben sich verschworen… jemanden zu toten.«
Einen Moment lang hatte ihm das Wortchen»mich«auf der Zunge gelegen, doch er brachte es nicht uber sich, Hermine mit noch entsetzterer Miene zu sehen.
»Es war doch blo? ein Traum«, sagte Ron aufmunternd.»Nur ein Alptraum.«
»Jaah, ich wei? nicht recht…«, sagte Harry und wandte den Blick nach drau?en, wo sich der Himmel langsam erhellte.»Es ist doch komisch, oder?… meine Narbe tut weh und drei Tage spater sind die Todesser auf dem Marsch und Voldemorts Zeichen steht am Himmel.«
»Sag – seinen – Namen – nicht!«, zischte Ron mit zusammengebissenen Zahnen.
»Und wi?t ihr noch, was Professor Trelawney gesagt hat?«, fuhr Harry fort, ohne auf Ron einzugehen.»Ende letzten Jahres?«
Professor Trelawney war ihre Lehrerin fur Wahrsagen in Hogwarts.
Hermines Entsetzen wich einem hamischen Schnauben.»O Harry, du wirst doch nicht auf irgend etwas horen, was diese alte Schwindlerin sagt?«
»Du warst damals nicht dabei«, sagte Harry.»Du hast sie nicht gehort. Beim letzten Mal war es anders. Ich hab dir doch gesagt, sie ist in eine Trance gefallen – eine echte. Und sie sagte, der dunkle Lord wurde wieder an die Macht gelangen ›… und schrecklicher herrschen denn je… ‹, er wurde es mit Hilfe seines Dieners schaffen… und in derselben Nacht noch ist Wurmschwanz geflohen.«
Sie schwiegen; Ron fummelte zerstreut an einem Loch in seiner Chudley-Cannons-Tagesdecke.
»Warum hast du gefragt, ob Hedwig gekommen sei, Harry?«, fragte Hermine.»Erwartest du einen Brief?«
»Ich habe Sirius von meiner Narbe erzahlt«, sagte Harry achselzuckend.»Ich warte auf seine Antwort.«
»Gute Idee!«, sagte Ron, und seine Miene hellte sich auf.»Ich wette, Sirius wei?, was du tun kannst.«
»Ich hatte ja gehofft, er wurde rasch antworten«, sagte Harry.
»Aber wer wei?, wo er steckt… er kann in Afrika sein oder sonst wo«, sagte Hermine nachdenklich.»Fur eine solche Reise braucht Hedwig schon mehr als ein paar Tage.«
»Ja, ich wei?«, sagte Harry, doch als er nach drau?en auf den hedwiglosen Himmel sah, da spurte er eine bleierne Schwere im Magen.
»Los, komm, wir spielen 'ne Partie Quidditch im Obstgarten, Harry«, sagte Ron.»Komm schon – drei gegen drei, Bill und Charlie und Fred und George spielen alle – du kannst den Wronski-Bluff ausprobieren…«
»Ron«, sagte Hermine in ihrem Sei-doch-mal-vernunftig-Tonfall,»Harry will im Augenblick nicht Quidditch spielen… er macht sich Sorgen und er ist mude… und wir alle brauchen jetzt Schlaf…«
»Doch, ich will jetzt Quidditch spielen«, sagte Harry plotzlich.»Wartet, ich hol nur eben schnell mal meinen Feuerblitz.«
Hermine ging hinaus, etwas murmelnd, das deutlich nach»Jungs«klang.
Mr Weasley und Percy waren in der folgenden Woche kaum zu Hause. Beide gingen fruhmorgens, bevor die anderen aufstanden, und kamen erst lange nach dem Abendessen wieder zuruck.
»Im Buro herrscht praktisch Krieg«, verkundete Percy mit gewichtiger Miene am Sonntagabend vor ihrer Ruckkehr nach Hogwarts.»Ich spiele schon die ganze Woche Feuerwehr. Die Leute schicken uns einen Heuler nach dem anderen, und wenn man einen Heuler nicht auf der Stelle offnet, explodiert er. Mein Schreibtisch ist voller Brandflecken und von meinem besten Federkiel ist nur noch ein Haufchen Asche ubrig.«
»Warum schicken sie denn Heuler?«, fragte Ginny, die auf dem Flickenteppich vor dem Wohnzimmerkamin sa? und ihr aus dem Leim gegangenes Exemplar von Tausend magische Krauter und Pilze mit Zauberband klebte.
»Sie beschweren sich uber Sicherheitsmangel bei der Weltmeisterschaft«, sagte Percy.»Wollen Schadenersatz fur ihr zerstortes Eigentum. Mundungus Fletcher beantragt Entschadigung fur ein Zwolf-Zimmer-Zelt mit eingebautem Whirlpool. Aber solche Spa?chen treibt er nicht mit mir. Zufallig wei? ich genau, da? er unter einem an Holzpflocke genagelten Umhang geschlafen hat.«
Mrs Weasley warf einen Blick auf die Standuhr in der Ecke. Harry mochte diese Uhr. Sie war vollkommen nutzlos, wenn man wissen wollte, wie spat es war, doch ansonsten sehr auskunftsfreudig. Sie hatte neun goldene Zeiger, und auf jedem war der Name eines Mitglieds der Weasley-Familie eingraviert. Auf dem Zifferblatt waren keine Ziffern, vielmehr stand hier, wo das jeweilige Familienmitglied gerade steckte.»Zu Hause«,»Schule«und»Arbeit«hie? es da, doch auch»Verirrt«,»Krankenhaus«,»Gefangnis«, und dort, wo sich auf einer gewohnlichen Uhr die Ziffer Zwolf befindet, stand»Todliche Gefahr«. Acht Zeiger deuteten gerade auf»Zu Hause«, doch der langste Zeiger, der von Mr Weasley, wies immer noch auf»Arbeit«. Mrs Weasley seufzte.»Euer Vater mu?te seit den Tagen von Du-wei?t-schon-wem nicht mehr an den Wochenenden ins Buro«, sagte sie.»Sie nehmen ihn zu hart ran. Sein Abendessen wird ungenie?bar, wenn er nicht bald nach Hause kommt.«
»Vater hat das Gefuhl, da? er seinen Fehler bei der Meisterschaft wieder gutmachen mu?«, sagte Percy.»Um ehrlich zu sein, es war ein klein wenig dumm von ihm, eine offentliche Stellungnahme abzugeben, ohne sie zuvor mit seinem Vorgesetzten abzusprechen -«
Mrs Weasley ging sofort an die Decke.»Jetzt gibst du auch noch deinem Vater die Schuld fur das, was diese Kimmkorn-Ziege geschrieben hat!«, rief sie.
»Wenn Dad gar nichts gesagt hatte, dann hatte die olle Rita geschrieben, es sei eine Schande, da? sich niemand aus dem Ministerium zu einer Au?erung bereit gefunden hatte«, sagte Bill, der mit Ron Schach spielte.»Rita Kimmkorn la?t ohnehin an niemandem ein gutes Haar. Wi?t ihr noch, einmal hat sie alle Fluchbrecher von Gringotts interviewt und mich einen langhaarigen Bruder Leichtfu?‹ genannt?«
»Ehrlich gesagt, dein Haar ist tatsachlich ein bi?chen lang, Schatz«, sagte Mrs Weasley sanft.»Wenn du mich nur mal kurz -«
»Nein, Mum.«
Regen peitschte gegen das Wohnzimmerfenster. Hermine war ins Lehrbuch der Zauberspruche, Band 4, vertieft, das Mrs Weasley fur sie, Harry und Ron in der Winkelgasse besorgt hatte. Charlie stopfte einen feuersicheren Kopfschutzer. Harry hatte das Besenpflege-Set, das ihm Hermine zum dreizehnten Geburtstag geschenkt hatte, zu seinen Fu?en liegen und polierte seinen Feuerblitz. Fred und George sa?en hinten in der Ecke, unterhielten sich flusternd und beugten sich mit gezuckten Federkielen uber ein Blatt Pergament.