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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗

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Gotz . Schwester — liebe Schwester! (Ku?t sie.)

Sickingen . Fort, fort!

Gotz . Noch einen Augenblick — Ich seh Euch wieder. Trostet Euch. Wir sehn uns wieder.

(Sickingen, Maria ab.)

Gotz . Ich trieb sie, und da sie geht, mocht ich sie halten. Elisabeth, du bleibst bei mir!

Elisabeth . Bis in den Tod. (Ab.)

Gotz . Wen Gott lieb hat, dem geb er so eine Frau!

(Georg kommt.)

Georg . Sie sind in der Nahe, ich habe sie vom Turn gesehen. Die Sonne ging auf, und ich sah ihre Piken blinken. Wie ich sie sah, wollt mir's nicht banger werden, als einer Katze vor einer Armee Mause. Zwar wir spielen die Ratten.

Gotz . Seht nach den Torriegeln. Verrammelt's inwendig mit Balken und Steinen. (Georg ab.) Wir wollen ihre Geduld fur'n Narren halten, und ihre Tapferkeit sollen sie mir an ihren eigenen Nageln verkauen. (Trompeter von au?en.) Aha! ein rotrockiger Schurke, der uns die Frage vorlegen wird, ob wir Hundsfotter sein wollen. (Er geht ans Fenster.) Was soll's?

(Man hort in der Ferne reden.)

Gotz (in seinen Bart). Einen Strick um deinen Hals.

(Trompeter redet fort.)

Gotz .»Beleidiger der Majestat!«— Die Aufforderung hat ein Pfaff gemacht.

(Trompeter endet.)

Gotz (antwortet). Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Rauber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestat hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich — — (Schmei?t das Fenster zu.)

Belagerung. Kuche

Elisabeth. Gotz zu ihr.

Gotz . Du hast viel Arbeit, arme Frau.

Elisabeth . Ich wollt, ich hatte sie lang. Wir werden schwerlich lang aushalten konnen.

Gotz . Wir hatten nicht Zeit, uns zu versehen.

Elisabeth . Und die vielen Leute, die Ihr zeither gespeist habt. Mit dem Wein sind wir auch schon auf der Neige.

Gotz . Wenn wir nur auf einen gewissen Punkt halten, da? sie Kapitulation vorschlagen. Wir tun ihnen brav Abbruch. Sie schie?en den ganzen Tag und verwunden unsere Mauern und knicken unsere Scheiben. Lerse ist ein braver Kerl; er schleicht mit seiner Buchse herum; wo sich einer zu nahe wagt, blaff, liegt er.

Knecht . Kohlen, gnadige Frau.

Gotz . Was gibt's?

Knecht . Die Kugeln sind alle, wir wollen neue gie?en.

Gotz . Wie steht's Pulver?

Knecht . So ziemlich. Wir sparen unsere Schusse wohl aus.

Saal

Lerse mit einer Kugelform. Knecht mit Kohlen.

Lerse . Stell sie daher, und seht, wo ihr im Hause Blei kriegt. Inzwischen will ich hier zugreifen. (Hebt ein Fenster aus und schlagt die Scheiben ein.) Alle Vorteile gelten. — So geht's in der Welt, wei? kein Mensch, was aus den Dingen werden kann. Der Glaser, der die Scheiben fa?te, dachte gewi? nicht, da? das Blei einem seiner Urenkel garstiges Kopfweh machen konnte! und da mich mein Vater zeugte, dachte er nicht, welcher Vogel unter dem Himmel, welcher Wurm auf der Erde mich fressen mochte.

(Georg kommt mit einer Dachrinne.)

Georg . Da hast du Blei. Wenn du nur mit der Halfte triffst, so entgeht keiner, der Ihro Majestat ansagen kann:»Herr, wir haben schlecht bestanden.»

Lerse (haut davon). Ein brav Stuck.

Georg . Der Regen mag sich einen andern Weg suchen! ich bin nicht bang davor; ein braver Reiter und ein rechter Regen kommen uberall durch.

Lerse . (Er gie?t.) Halt den Loffel. (Geht ans Fenster.) Da zieht so ein Reichsknappe mit der Buchse herum; sie denken, wir haben uns verschossen. Er soll die Kugel versuchen, warm wie sie aus der Pfanne kommt. (Ladt.)

Georg (lehnt den Loffel an). La? mich sehn.

Lerse (schie?t). Da liegt der Spatz.

Georg . Der scho? vorhin nach mir (sie gie?en), wie ich zum Dachfenster hinausstieg und die Rinne holen wollte. Er traf eine Taube, die nicht weit von mir sa?, sie sturzt' in die Rinne; ich dankt ihm fur den Braten und stieg mit der doppelten Beute wieder herein.

Lerse . Nun wollen wir wohl laden und im ganzen Schlo? herumgehen, unser Mittagessen verdienen.

(Gotz kommt.)

Gotz . Bleib, Lerse! Ich habe mit dir zu reden! Dich, Georg, will ich nicht von der Jagd abhalten.

(Georg ab.)

Gotz . Sie entbieten mir einen Vertrag.

Lerse . Ich will zu ihnen hinaus und horen, was es soll.

Gotz . Es wird sein: ich soll mich auf Bedingungen in ritterlich Gefangnis stellen.

Lerse . Das ist nichts. Wie war's, wenn sie uns freien Abzug eingestunden, da Ihr doch von Sickingen keinen Entsatz erwartet? Wir vergruben Geld und Silber, wo sie's mit keiner Wunschelrute finden sollten, uberlie?en ihnen das Schlo?, und kamen mit Manier davon.

Gotz . Sie lassen uns nicht.

Lerse . Es kommt auf eine Prob an. Wir wollen um sicher Geleit rufen, und ich will hinaus. (Ab.)

Saal

Gotz, Elisabeth, Georg, Knechte bei Tische.

Gotz . So bringt uns die Gefahr zusammen. La?t's euch schmecken, meine Freunde! Verge?t das Trinken nicht. Die Flasche ist leer. Noch eine, liebe Frau. (Elisabeth zuckt die Achsel.) Ist keine mehr da?

Elisabeth (leise). Noch eine ; ich hab sie fur dich beiseite gesetzt.

Gotz . Nicht doch, Liebe! Gib sie heraus. Sie brauchen Starkung, nicht ich; es ist ja meine Sache.

Elisabeth . Holt sie drau?en im Schrank!

Gotz . Es ist die letzte. Und mir ist's, als ob wir nicht zu sparen Ursach hatten. Ich bin lange nicht so vergnugt gewesen. (Schenkt ein.) Es lebe der Kaiser!

Alle . Er lebe!

Gotz . Das soll unser vorletztes Wort sein, wenn wir sterben! Ich lieb ihn, denn wir haben einerlei Schicksal. Und ich bin noch glucklicher als er. Er mu? den Reichsstanden die Mause fangen, inzwischen die Ratten seine Besitztumer annagen. Ich wei?, er wunscht sich manchmal lieber tot, als langer die Seele eines so kruppligen Korpers zu sein. (Schenkt ein.) Es geht just noch ein mal herum. Und wenn unser Blut anfangt, auf die Neige zu gehen, wie der Wein in dieser Flasche erst schwach, dann tropfenweise rinnt (tropfelt das Letzte in sein Glas), was soll unser letztes Wort sein?

Georg . Es lebe die Freiheit!

Gotz . Es lebe die Freiheit!

Alle . Es lebe die Freiheit!

Gotz . Und wenn die uns uberlebt, konnen wir ruhig sterben. Denn wir sehen im Geist unsere Enkel glucklich und die Kaiser unsrer Enkel glucklich. Wenn die Diener der Fursten so edel und frei dienen wie ihr mir, wenn die Fursten dem Kaiser dienen, wie ich ihm dienen mochte —

Georg . Da mu?t's viel anders werden.

Gotz . So viel nicht, als es scheinen mochte. Hab ich nicht unter den Fursten treffliche Menschen gekannt, und sollte das Geschlecht ausgestorben sein? Gute Menschen, die in sich und ihren Untertanen glucklich waren; die einen edeln freien Nachbar neben sich leiden konnten und ihn weder furchteten noch beneideten; denen das Herz aufging, wenn sie viel ihresgleichen bei sich zu Tisch sahen und nicht erst die Ritter zu Hofschranzen umzuschaffen brauchten, um mit ihnen zu leben.

Georg . Habt Ihr solche Herrn gekannt?

Gotz . Wohl. Ich erinnere mich zeitlebens, wie der Landgraf von Hanau eine Jagd gab und die Fursten und Herrn, die zugegen waren, unter freiem Himmel speisten und das Landvolk all herbeilief, sie zu sehen. Das war keine Maskerade, die er sich selbst zu Ehren angestellt hatte. Aber die vollen runden Kopfe der Bursche und Madel, die roten Backen alle, und die wohlhabigen Manner und stattlichen Greise, und alles frohliche Gesichter, und wie sie teilnahmen an der Herrlichkeit ihres Herrn, der auf Gottes Boden unter ihnen sich ergetzte!

Georg . Das war ein Herr, vollkommen wie Ihr.

Gotz . Sollten wir nicht hoffen, da? mehr solcher Fursten auf einmal herrschen konnen? da? Verehrung des Kaisers, Fried und Freundschaft der Nachbarn und Lieb der Untertanen der kostbarste Familienschatz sein wird, der auf Enkel und Urenkel erbt? Jeder wurde das Seinige erhalten und in sich selbst vermehren, statt da? sie jetzo nicht zuzunehmen glauben, wenn sie nicht andere verderben.

Georg . Wurden wir hernach auch reiten?

Gotz . Wollte Gott, es gabe keine unruhige Kopfe in ganz Deutschland! wir wurden noch immer zu tun genug finden. Wir wollten die Gebirge von Wolfen saubern, wollten unserm ruhig ackernden Nachbar einen Braten aus dem Wald holen und dafur die Suppe mit ihm essen. War uns das nicht genug, wir wollten uns mit unsern Brudern, wie Cherubim mit flammenden Schwertern, vor die Grenzen des Reichs gegen die Wolfe die Turken, gegen die Fuchse die Franzosen lagern und zugleich unsers teuern Kaisers sehr ausgesetzte Lander und die Ruhe des Reichs beschutzen. Das ware ein Leben! Georg! wenn man seine Haut fur die allgemeine Gluckseligkeit dransetzte. (Georg springt auf.) Wo willst du hin?

Georg . Ach ich verga?, da? wir eingesperrt sind — und der Kaiser hat uns eingesperrt — und unsere Haut davonzubringen, setzen wir unsere Haut dran?

Gotz . Sei gutes Muts.

(Lerse kommt.)

Lerse . Freiheit! Freiheit! Das sind schlechte Menschen, unschlussige bedachtige Esel. Ihr sollt abziehen mit Gewehr, Pferden und Rustung. Proviant sollt Ihr dahintenlassen.

Gotz . Sie werden sich kein Zahnweh dran kauen.

Lerse (heimlich). Habt Ihr das Silber versteckt?

Gotz . Nein! Frau, geh mit Franzen, er hat dir was zu sagen.

(Alle ab.)

Schlo?hof

Georg (im Stall, singt) .

Es fing ein Knab ein Vogelein,
Hm! Hm!
Da lacht' er in den Kafig 'nein,
Hm! Hm!
So! So!
Hm! Hm!
Der freut' sich traun so lappisch,
Hm! Hm!
Und griff hinein so tappisch,
Hm! Hm!
So! So!
Hm! Hm!
Da flog das Meislein auf ein Haus,
Hm! Hm!
Und lacht' den dummen Buben aus,
Hm! Hm!
So! So!
Hm! Hm!
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