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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Er fuhlte eine Kugel hei? an seinem Gesicht vorbeifahren und duckte sich, als ein anderes Gescho? in die Brust des Seemannes neben ihm klatschte. Sein Todesschrei ging unter im tobenden Kampfeslarm.

Nun hatte er eine Leiter erreicht. Seine Schuhe waren schlupfrig vom Blut, seine Finger tasteten sich an einem Gelander hinauf, dessen Holz von einem Gescho? zersplittert war.

Zwei Offiziere parierten die Beil- und Sabelhiebe und versuchten, ihren hart bedrangten Leuten zu Hilfe zu kommen. Bolitho sah, wie einer von ihnen seinen Degen in einen Bootsmannsmaat stie?, sah, wie sich dessen Augen im Todesschmerz verdrehten, bevor er auf das untere Deck hinuntersturzte.

Im nachsten Augenblick war Bolitho oben und stand dem Ersten Offizier des Kaperschiffes gegenuber. Mit Hieb und Parade tasteten sie die Starken und Schwachen des Gegners ab.

«Fahr zum Teufel!«Der Feind duckte sich und stach nach Bolithos Kehle.

«Ergib dich, solange du noch lebst, du verruckter Hund!»

Bolitho wehrte die Klinge mit seinem Degenkorb ab und hebelte den Mann aus seinem Stand. Deutlich spurte er die Warme seines Korpers, sein heftiges Atmen.

«Verdammt, ergib dich«, schrie Bolitho zuruck.

Ein Pistolenschu? krachte. Der Offizier lie? seinen Arm s inken und starrte verblufft auf den Strom hellroten Blutes, der sto?weise durch sein Hemd quoll.

Im Vorbeispringen feuerte Tyrell dem Feind eine zweite Pistolenkugel in die Brust.

«Ich kenne den Lump, Kaptn, war vor dem Krieg ein verdammter Sklavenhandler!»

Einen Augenblick spater sank er stohnend auf ein Knie nieder. Blut stromte aus seiner Hufte. Bolitho zog ihn zur Seite, schlug gleichzeitig einen brullenden Seemann nieder und stie? ihm seine Klinge durch die Brust.

«Ruhig Blut, Leute!»

Er starrte verzweifelt auf die nachsten seiner Leute. Viel Tauwerk des Riggs war durchhauen, doch letzten Endes hatte der Angriff nur wenig Eindruck gemacht. Und uberall wichen seine Manner zuruck. Ihr wilder Mut zum Kampfen und Siegen nahm mit der schrumpfenden Mannschaftsstarke ab.

Von uberall her, so schien es, feuerten Pistolen und Musketen in die zuruckgehenden englischen Seeleute. Heyward stand breitbeinig vor einem Verwundeten, brullte wie ein wildes Tier und schlug zwei Angreifer gleichzeitig zuruck.

In unerreichbarer Ferne sah Bolitho den amerikanischen Kapitan regungslos auf dem Achterdeck stehen und das Gemetzel beobachten. Er war ein hochgewachsener, gutaussehender Mann. Entweder traute er den Fahigkeiten seiner Leute so sehr, oder er war so entsetzt uber den Opfermut seiner Gegner, da? er seine Augen nicht von dem blutigen Schauspiel losrei?en konnte.

Bolitho schlug ein Entermesser zur Seite und schluchzte laut auf, als seine Klinge wenige Zoll vor dem Griff brach. Er schleuderte den Rest seines Degens dem Mann an den Kopf und sah ihn gleichzeitig von einem Schu? durchbohrt mit zuckenden Beinen fallen.

Halb betaubt erinnerte er sich an den geschmeidigen Handler in English Harbour, der ihm die Waffe verkauft hatte. Er wurde sein Geld jetzt nicht mehr bekommen, der verfluchte Kerl!

Mit krachzender Stimme rief er Stockdale zu:»Sie wissen, was Sie zu tun haben!«Er mu?te ihn wegsto?en, und selbst dann noch, als er gehorchte und wegrannte, spahte er immer wieder mit besorgten Augen zuruck.

Dann horte er wieder die fremdartig verzerrte Stimme, und als er aufblickte, sah er, wie der amerikanische Kapitan sein Sprachrohr an den Mund hielt.

«Ergebt euch jetzt! Ihr habt mehr als genug geleistet. Ergebt euch oder sterbt!»

Bolitho fuhr herum, sein Herz schien ihm zu zerspringen, sein Geist war verstort, als er einen jungen Seemann aufs Deck fallen sah. Ein Entermesser hatte sein Gesicht vom Ohr bis zum Kinn gespalten.

Achzend versuchte Tyrell, sich auf seinem verletzten Bein aufzurichten. Mit wildem Blick deutete er zuruck:»Seht, Stockdale hat's geschafft!»

Aus dem Hauptdeck der Royal Anne quoll eine Fahne schwarzen Rauches. Sie breitete sich aus, wurde dichter, bis sie wie unter Druck aus allen Fugen und Ritzen stromte.

«Zuruck, Manner! Zuruck!«gellte Bolithos Stimme.

Dann hinkten und taumelten die Leute der Sparrow uber das Schanzkleid, zerrten und schleppten die Verwundeten mit sich, trugen andere, die zu schwer verletzt waren, um sich zu bewegen. Es waren nicht viele ubriggeblieben und fast alle verwundet.

Bolitho wischte mit dem Handrucken uber seine tranenden Augen. Er horte Tyrell qualvoll stohnen, als er ihn mit sich zuruckzerrte und das eigene Deck erreichte. Hinter ihnen erscholl rasendes Gebrull, das Klingen stahlerner Axte, als die Feinde versuchten, die Laschings durchzuhauen, die sie selbst so geschickt festgezurrt hatten, um die Schiffe aneinanderzufesseln. Aber es war zu spat. Schon von dem Augenblick an, da Stockdale den letzten und gefahrlichsten Teil des Unternehmens eingeleitet hatte. Ein kurzes, helles Aufflackern! Dann brach das Feuer uber die Ladung von Rum und Alkohol herein und breitete sich mit furchterlicher Geschwindigkeit uber den ganzen Schiffsrumpf aus.

Flammen leckten aus offenen Geschutzpforten und liefen wie bose, gluhende Zungen am geteerten Tauwerk der Bonaventure entlang. Segel zerfielen zu Asche, und dann loderte ein brullendes Feuermeer zwischen den Schiffen auf und vereinigte sie zu einem einzigen Scheiterhaufen.

Bolitho spahte auf das Boot nieder, das unter dem Heck festgemacht worden war, nachdem es seine Befehle an Graves uberbracht hatte.»Alle Mann von Bord!»

Einige kletterten hinunter, andere sturzten sich kopfuber ins Wasser, packten schreiend das Dollbord, bis Kameraden ihnen ins Boot halfen.

Flammende Segel, Asche, Schauer sengender Funken trieben uber ihre Kopfe, und gerade als ein Seemann die Leine loswarf und sie halb geblendet nach den Rudern griffen, horte Bolitho wieder eine gewaltige Explosion. Es klang, als ob der Donner aus der Tiefe der See her kame.

Der Westindienfahrer begann sofort zusammenzusacken. Seine Masten und Spieren, die mit dem Rigg des Feindes verhakt waren, schleuderten Flammen und Funken einige hundert Fu? hoch in die rauchverhangene Luft.

Bolitho betrachtete seine Handvoll unverletzter Seeleute, die sich mit allen Kraften in die Riemen legten. Wahrend er das Boot von den brennenden Schiffen wegsteuerte, fuhlte er, wie die Hitze seinen Rucken versengte. Die Pulvervorrate gingen in die Luft, Masten sturzten. Der Laderaum der Royal Anne brach in einem Inferno von Larm und fauchenden Flammen auseinander. Dann das Brausen einstromenden Wassers! Er horte das alles und dachte sogar einen Augenblick lang an die Goldbarren des Generals, die vielleicht irgend jemand einmal auf dem Grund des Meeres entdecken mochte.

Aber all das beruhrte ihn nicht. Sie hatten das Unmogliche vollbracht. Die Miranda war geracht!

Traurig schaute er seine Manner an, betrachtete ihre Gesichter, die jetzt so viel fur ihn bedeuteten. Dort sa? der junge Heyward, schmutzig und erschopft. In seinem Scho? lehnte ein verletzter Seemann. Dort Tyrell mit einem blutigen Verband um den Oberschenkel. Die Augen hatte er im Schmerz geschlossen, aber er hatte seinen Kopf zuruckgelegt, als ob er die ersten warmen Sonnenstrahlen suchte. Und Stockdale war uberall. Er verband Wunden, lenzte das Boot aus, unterstutzte einen ausgepumpten Seemann beim Rudern und half, einen Toten uber das Dollbord heben. Er war unermudlich, unzerstorbar.

Bolitho betrachtete seine ausgestreckte Hand. Sie war ganz ruhig, obwohl jeder Nerv, jeder Muskel zu beben schien. Er blickte seine leere Degenscheide an und lachelte traurig. Das war nun alles gleichgultig.

Bolitho konnte sich nicht erinnern, wie lange seine Leute an den Riemen pullten, wie lange es dauerte, bis die beiden brennenden Schiffe endlich sanken. Die Sonne brannte auf ihre schmerzenden, erschopften Glieder nieder, der Riemenschlag wurde langsamer und zogernder. Einmal, als Bolitho sich umdrehte, sah er, da? die See weithin mit treibenden Uberbleibseln der Schiffe und der Menschen, die auf ihnen gekampft hatten, bedeckt war. Dem Freibeuter war es gelungen, wenigstens ein Boot abzusetzen, und bevor es im Dunst verschwand, sah er, da? es mit Uberlebenden vollgepfropft war. Vielleicht wurden auch jene dort jetzt dieselbe Verzweiflung wie die Manner der Miranda kennenlernen.

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