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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .txt) 📗

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Quince hatte bei seinem kurzen Besuch gesagt:»Es hat den Anschein, da? unser Kommodore mit dem Ergebnis sehr zufrieden ist, Sir. Zwei franzosische Linienschiffe wurden vernichtet und die anderen in die Flucht geschlagen.»

Bolitho hatte kalt erwidert:»Wir hatten sie alle vernichten konnen.»

Qunice hatte ihn nuchtern angesehen.»Sie haben getan, was Sie konnten, Sir. Ich glaube, das ganze Geschwader wei? das.»

Bolitho hatte nur mit den Achseln gezuckt.»Ich kann mich nicht mit halben Ma?nahmen zufrieden geben.»

Mit einem Seufzer legte er jetzt das Rasiermesser weg und fragte:»Haben Sie die neuen Leute vereidigt, Mr. Inch?»

«Aye, Sir. Ich habe auch einige vernommen, so wie Sie befohlen haben.»

Ruhelos ging Bolitho wieder an die Fenster und beschattete die Augen, wahrend er nach dem leeren Horizont ausspahte. In der spaten Nachmittagssonne leuchtete er wie eine goldene Linie. Er hatte diese aus dem Gefangnis befreiten Leute selbst empfangen und ausfragen wollen, war aber noch nicht fahig gewesen, jemandem gegenuberzutreten. In dem Augenblick, als er mit den anderen aus dem Beiboot der Schaluppe an Bord zuruckgekommen war, den Jubel und die Willkommensrufe in den Ohren, war ihm seine vollige Erschopfung erst ganz bewu?t geworden.

Inch sagte unvermittelt:»Es sind alles ausgebildete Seeleute, Sir. Uberlebende von einem Handelsschiff, der Bristol Queen, die vor einiger Zeit auf der Fahrt nach Caracas in einem Sturm Schiffbruch erlitt. Einem Teil der Besatzung gelang es, sich in die Boote zu retten und schlie?lich Las Mercedes zu erreichen, wo sie ins Gefangnis geworfen wurden. «Sein Gesicht wurde wutend.»Diese verdammten Spanier haben anscheinend kein Mitleid mit Schiffbruchigen.»

Bolitho stutzte die Hande auf den Schreibtisch und starrte gedankenverloren auf die oberste Seekarte.»Ich nehme an, da? keiner der Offiziere gerettet wurde?»

«Keiner, Sir. «Inch schlug sich mit der Hand klatschend gegen den Oberschenkel.»Aber ein unerwarteter Gluckstreffer ist doch dabei. Unter den Leuten befindet sich ein Steuermannsmaat. «Auf Bolithos unausgesprochene Frage nickte er vergnugt.»Aye, Sir. Ein Angehoriger der Marine.»

«Nun machen Sie es nicht so spannend, Mr. Inch.»

«Anscheinend ist er vor einigen Monaten mit einem anderen Mann zusammen aufgefischt worden. Sie wurden von der Cornelia, einem Vierundsiebzig-Kanonen-Schiff, uber Bord gewaschen und konnten sich an einem gekenterten Beiboot festklammern. Jedenfalls schaffte das der Steuermannsmaat. Der andere war bereits tot,

Sir.»

Bolitho nickte gedankenvoll.»Gerettet furs Gefangnis. Nun, er soll uns an Bord willkommen sein, Mr. Inch, und wird uns hoffentlich nutzen. Ich nehme an, Sie haben dafur gesorgt, da? alle diese

Leute mit der Indomitable Nachricht nach Hause schicken konnten?»

«Leutnant Quince hat es mir versprochen, Sir. Au?er diesem Steuermannsmaaten, der weder einen Brief noch eine Nachricht mitgegeben hat. Er scheint keine lebende Seele an Land zu kennen.»

Bolitho lauschte auf das Schrillen der Pfeifen und das Stampfen von Fu?en an Deck, als die Wache ihren Dienst antrat.»Wie hei?t der Mann!«»Selby, Sir.»

«Also gut. Schicken Sie Mr. Selby zu mir. Vielleicht hat er in Las Mercedes etwas gehort oder erfahren. Es beunruhigt mich, da? wir nicht einmal die Halfte von dem wissen, was hier vor sich geht. «Er runzelte nachdenklich die Stirn, ohne auf Inchs uberraschtes Gesicht zu achten.»All diese spanischen Soldaten in franzosischen Uniformen, die Kampfbereitschaft der Schiffe und diese sorgfaltig postierte Batterie an Land. «Er schuttelte nachdrucklich den Kopf.»Nein, Mr. Inch, unsere luckenhaften Informationen stimmen mich sehr unzufrieden.»

Nachdem Inch ihn verlassen hatte, wandte er sich wieder dem Studium der Karte zu. Wo steckte Lequiller?

Plotzlich mu?te er an Leutnant Lang denken, der sich jetzt mit den anderen Verletzten und Verwundeten an Bord der Indomitable auf dem Weg nach Antigua und von dort nach England befand. Was wurde aus ihm werden? Der Arzt hatte sich knapp und ohne jede Hoffnung geau?ert: Lang war erblindet. Da er weder Vermogen noch Einflu? besa?, wurde er nach Hause und damit unausweichlich in die Vergessenheit geschickt. Er wurde zu dem elenden Strandgut gehoren, das man in jedem Hafen fand, wo es standig an die Nutzlosigkeit und das Ausgesto?ensein der Veteranen mahnte.

Doch dieser Steuermannsmaat kam jetzt sehr gelegen. Bolitho mu?te Gascoigne zum diensttuenden Leutnant ernennen, ob er genugend Erfahrung besa? oder nicht, und ein zusatzlicher Fah-rensmann war sein Gewicht in Gold wert.

Es klopfte, und Inch trat in den Widerschein des Sonnenlichts.»Mr. Selby, Sir. «Er trat beiseite, um ihm den Vortritt zu lassen.»Die Telamon signalisiert, wir sollen Segel verringern und uns die Nacht uber in der Nahe halten.»

Bolitho lehnte sich gegen den Schreibtisch. Seine Finger umklammerten die Tischplatte in dem Bemuhen, Haltung zu bewahren.»Danke, Mr. Inch. «Seine Stimme schien wie aus weiter Ferne zu kommen.»Gehen Sie bitte wieder an Ihren Dienst.»

Inch offnete den Mund und schlo? ihn dann wieder. Nach einem kurzen Blick auf den Steuermannsmaaten verlie? er die Kajute und zog die Tur hinter sich zu.

Bolitho konnte seinen eigenen Atem horen und spurte den harten Griff seiner Finger an der Schreibtischplatte.

Die Gestalt auf der anderen Seite der Kajute war stark gebeugt, und das im Nacken fest zusammengebundene Haar war fast vollig grau. Doch unverkennbar waren das feste Kinn und die ruhigen Augen, die ihn jetzt mit einer gewissen Resignation ansahen.

In Bolithos rasenden Gedanken kampften Unglauben mit Verzweiflung, doch es gelang ihm, sich mit den Umstanden, dem Zufall und dem Geschick abzufinden, die sie nun doch wieder zusammengefuhrt hatten. Wie im Traum erinnerte er sich an das vom Gram gezeichnete Gesicht seines Vaters, als er ihm von der Schande seines Bruders Hugh berichtete, von dessen Desertierung aus der Marine und endgultigem Untertauchen in Amerika.

Er erinnerte sich auch an ihre Begegnung, als er Hughs Gefangener an Bord eines amerikanischen Kaperschiffs gewesen war, der Andiron, und an jene vor jetzt annahernd zwei Jahren, als der Feldzug von St. Clar und Cozar zusammenbrach und Hugh nur wenige Schritte von ihm entfernt gewesen war, ihn aber nicht gesehen hatte. Tonlos sagte er:»Wahrscheinlich war es unausweichlich, da? wir uns wieder begegneten. «Er deutete auf einen Sessel.»Setz dich, wenn du willst.»

Sein Bruder lie? sich nieder, den Blick unverwandt auf Bolithos Gesicht gerichtet. Er sagte:»Ich wollte nicht kommen, Dick. Ich glaubte, man wurde mich auf der Hermes behalten. Ich wu?te nicht einmal, da? dein Schiff in der Karibik ist.»

Bolitho streckte den Arm aus und schenkte ein Glas Rotwein ein.»Trink. Und dann erzahle mir, wieso du hier bist. «Er deutete auf die Uniform seines Bruders.»Wie es kommt, da? du wieder im Dienst des Konigs stehst.»

Hugh Bolitho trank einen langen Schluck und strich sich mit der Hand ubers Haar.»Vor zwei Jahren war ich als verurteilter Strafling auf dem Weg nach Neuholland, und du hast mir, ohne es zu wissen, noch einmal eine Chance gegeben. Nachdem wir St. Clar verlassen hatten, wurden die meisten Verurteilten nach Gibraltar zuruckgebracht, um dort auf den Abtransport zu warten. «Die tiefen Furchen um seinen Mund wurden etwas milder.»Ich wurde auf ein Kriegsschiff gebracht, das nach Botany Bay segeln sollte, aber wahrend eines Sturms entschlo? ich mich zu einem Fluchtversuch. Es gelang mir, die Gig zu erreichen, ich wurde aber von dem wachhabenden Steuermannsmaaten entdeckt, der mich verfolgte. Er kletterte hinter mir her. «Er hob die Schultern. Sein Blick wurde versonnen, als er sich an die Situation erinnerte.»Es kam zum Kampf, und das Boot trieb ab. Wir erkannten beide, da? das Schiff weitergesegelt war, ohne unser Verschwinden zu bemerken, und wir fanden uns, so gut es ging, mit unserer Lage ab. Der Sturm wurde starker, und das Boot kenterte. Wir hatten kein Wasser, nichts. Als wir aufgefischt wurden, war Selby, so hie? der andere, tot. Und ich war nahe daran, ihm zu folgen.»

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