Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (читать лучшие читаемые книги .TXT) 📗
«Das vergeht wieder. «Bolitho war erschrocken, Browne so nervos zu sehen.
Browne antwortete ruhiger:»Ich habe gerade uberlegt: Morgen ist der erste April, und am Ende des zweiten konnte ich mich schon in ein Nichts verwandelt haben.»
«Dann stehen Sie nicht allein da. Jeder auf diesem Schiff, mit. Ausnahme weniger ganz Sturer, hat ahnliche Gedanken.»
«Sie auch, Sir?»
«Aye. Ich denke auch daran und furchte es. «Bolitho versuchte ein geringschatziges Achselzucken.»Aber ich habe gelernt, damit fertig zu werden.»
Er sah, da? Browne in das Dunkel zurucktrat und offenbar uber seine Worte nachdachte.
Der erste April. In Cornwall mu?te es jetzt schon grun sein.
Schnee und Nebel waren fur ein Jahr voruber. Er roch fast die bluhenden Hecken und die kraftigen Dufte der Bauernhofe. Und das Haus wartete, wie so oft in den letzten hundertfunfzig Jahren, auf die Heimkehr eines Bolithos.
Halt, es war nutzlos, sich in falschen Hoffnungen und Selbstmitleid zu ergehen. Er blickte zum Besammast empor, doch seine Flagge hob sich noch nicht von den dunklen Wolken ab.
Wie niederdruckend zu wissen, da? diese kleine Gruppe von Schiffen die einzigen beiden Nachkommen der Seefahrerfamilie Bolitho an Bord hatte.
Leutnant Wolfe trat mit gespitzten Ohren an die Finknetze, als das Rumpeln von Geschutzfeuer wie ferner Donner heruberklang.
«Du lieber Himmel, horen Sie sich das an!»
Auf dem Batteriedeck traten viele Seeleute von ihren langen Acht-zehnpfundern zuruck und blickten nach achtern zu den Offizieren, als ob diese wu?ten, was los war.
Bolitho schirmte die Augen ab und schaute zum Ausguck im Vortopp hinauf. Im ersten Tageslicht hatte er seine Abneigung gegen Hohen uberwunden und war selber bis zur Gro?saling aufgeentert, um sich die danische Kuste und die noch im morgendlichen Dunst liegenden Kirchturme anzusehen. Mit Hilfe des Teleskops hatte er, von den oben stationierten Scharfschutzen neugierig verfolgt, die ausgedehnten Verteidigungsanlagen von Kopenhagen studiert.
Sein eigenes kleines Geschwader hatte nicht die Absicht, sich in die Reichweite der zahlreichen Kustenbatterien zu begeben. Seine Aufgabe war es, die Galeeren zu finden und so viele wie moglich zu vernichten, bevor sie in den Kampf um Kopenhagen eingreifen konnten.
Aus seinen schriftlichen Instruktionen wu?te er, welche Krafte Nelson gegenuberstanden: mindestens achtzehn hintereinander verankerte Linienschiffe, die eine undurchdringliche Reihe stationarer Batterien darstellten, und die gewaltige Tre-Kroner-Batterie auf der Insel Amager, die Sechsundsechzig schwere Kanonen aufwies. Dazu kamen andere Kriegsfahrzeuge, Bombenschiffe und Heeresartillerie, die langs des Ufers aufgefahren war.
Gegen diese gewaltige Streitmacht konnte Nelson gerade zwolf Vierundsiebziger einsetzen, vorausgesetzt, sie hatten den letzten Teil der Meerenge unbeschadigt passiert.
Als Bolitho jetzt auf das fortwahrende Grollen des Geschutzfeuers lauschte, kam ihm die Kuhnheit und vielleicht sogar Tollkuhnheit des ganzen Unternehmens zu Bewu?tsein. Aber ebenso auch die Kaltblutigkeit des Mannes, dessen Flagge auf der Elephant wehte, nur wenige Meilen von ihm entfernt.
Herrick trat besorgt herzu.
«Ich wunschte, wir waren bei der Flotte, Sir. Es war wohl falsch, sie zu verlassen. Jetzt wird dort jede zusatzliche Kanone dringend gebraucht.»
Bolitho antwortete nicht gleich. Er beobachtete die Relentless, eine schon ferne Pyramide leicht schlagender Leinwand, als sie gerade den Kurs nach Backbord anderte. Ein Stuck achteraus von ihr stand die Lookout, die sicher stets ein Auge auf das Flaggschiff hatte.
Bolitho sagte:»Die Danen werden nicht eher handeln, als bis Nelson sich selbst engagiert. Wenn seine Flotte morgen ankerauf geht und den Mittelgrund umrundet, ist der Augenblick gekommen, den ich an ihrer Stelle wahlen wurde. Nelsons Schiffe geraten dann in ein Kreuzfeuer aus drei verschiedenen Richtungen.»
Er beobachtete den Pulverqualm, der sich ausbreitete und die fernen Schiffe und auch die Stadt ihren Blicken entzog. Manner kampften und starben dort, doch auf dem Achterdeck der Benbow spurte man noch nichts von einer Gefahr.
Browne lie? sein Glas sinken und meldete:»Signal von Relentless uber Lookout, Sir: >Fremdes Segel in Peilung Sudost<. «Nach einem neuerlichen Blick durchs Glas setzte er hinzu: «Relentless setzt schon mehr Segel, Sir.»
Bolitho nickte und bemuhte sich, die anderen nichts von seinen aufsteigenden Zweifeln merken zu lassen. Kapitan Peel handelte gema? seinen Instruktionen und verlor keine Zeit damit, weitere unbestimmte Sichtmeldungen abzugeben.
Gewi? war die gesamte danische Flotte zur Abwehr des bevorstehenden Angriffs aufgeboten. Da wurde kein einzelnes Handelsschiff so verruckt sein und zwischen den beiden machtigen Flotten herumsegeln.
Die Relentless entfernte sich schnell von ihrem kleineren Gefahrten. Bolitho war sicher, da? Peel seine Ausguckposten im Mast sorgfaltig ausgesucht hatte, um moglichst schnell zuverlassige Meldungen abgeben zu konnen.
«Das Geschutzfeuer im Norden la?t nach, Sir. «Wolfe ging zum Logbuch, um eine kurze Notiz hineinzuschreiben.»Nelson scheint durchgebrochen zu sein.»
Wie um das zu bekraftigen, rief Browne:»Von Indomitable, Sir. Styx meldet, da? unsere Flotte in Sicht ist und schon Kurs geandert hat.»
Herrick wischte sich die Stirn mit dem Taschentuch.»Das ist eine Erleichterung. Zumindest wissen wir jetzt, da? wir fur den Ruckweg nicht allein sind.»
«An Deck!«Ihr vergessener Ausguck im Vortopp bewirkte, da? alle zu ihm emporschauten.»Geschutzfeuer in sudlicher Richtung!»
Herrick fluchte.»Was, zum Teufel! Peel scheint im Gefecht zu sein.»
«Signal von Lookout, Sir. Sie bittet um Erlaubnis zur Hilfeleistung. «Herrick schuttelte den Kopf und schaute fragend Bolitho an. Dieser sagte ruhig:»Abgelehnt! Die Lookout benotigt zwei Stunden, bis sie die Fregatte erreicht. Wenn wir inzwischen auf die Galeeren sto?en, brauchen wir sie aber dringend zur Abwehr.»
Browne beobachtete, wie das Flaggensignal zur Rah hochstieg und dort auswehte. Seine eigenen Sorgen waren vergessen, als er den schnellen Austausch von Blicken zwischen Bolitho und Herrick gesehen hatte. Er wu?te, was sie dachten. Es mu?te immer wieder ein schwerer Entschlu? sein, einen Freund oder Verwandten einer Ungewissen Gefahr auszusetzen.
Das Geschutzfeuer war nun auch auf dem Achterdeck zu horen. Es klang heftig, aber unregelma?ig und sehr ausgepragt, was darauf schlie?en lie?, da? die Schiffe einander auf sehr nahe Entfernung beschossen.
Herrick sagte:»Mr. Speke! Hinauf mit Ihnen, und melden Sie mir, was Sie davon halten.»
Der Leutnant enterte in den Wanten auf, und seine Rockscho?e flatterten dabei im Wind.
Wolfe fragte nach kurzem Gru?:»Soll ich Befehl zum Laden und Ausrennen geben, Sir?»
«Nein, dazu ist noch kein Anla?.»
Seltsam, in Sekundenschnelle war die kommende Schlacht, war Kopenhagen, ja der Grund ihres Hierseins wie weggewischt. Irgendwo hinter dem verschwommenen Horizont stand einer von ihnen im Kampf. Es horte sich an, als ob nur zwei Schiffe beteiligt waren. Ob der Gegner ein Russe, Schwede oder Dane war, machte in diesem Augenblick keinen Unterschied.
Bolitho vertraute auf Peels Fahigkeiten und wu?te, da? er keinesfalls unuberlegt handeln wurde. Er erinnerte sich an den Gesichtsausdruck von Pascoe, als er die Kajute verlie?, kurz nachdem er die Wahrheit uber seinen Vater erfahren hatte.
«Rauch, Sir!«Spekes Stimme klang schrill.»Da brennt ein Schiff!»
Bolitho bi? sich auf die Lippe.»Signal ans Geschwader, Mr. Browne: >Mehr Segel setzen! <»
Herrick handelte sofort:»Mr. Wolfe! Schicken Sie Toppsgasten nach oben, die die Bramsegel losmachen. Und lassen Sie den Besan setzen!»
Wolfe eilte mit wehenden roten Haaren uber das Deck und schwang sein Sprachrohr, als er die Leute vom Achterdeck zum Ausholen des Gaffelsegels am hinteren Mast kommandierte und die Toppsgasten anfeuerte, die zu den obersten Rahen aufenterten.