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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (читать лучшие читаемые книги .TXT) 📗

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Bolithos Blick schweifte uber das Oberdeck und uber die Matrosen und Soldaten, die seit Beginn des Gefechtes unaufhorlich schufteten, Tote und Verwundete beiseite zogen und immer wieder Rohre auswischten, luden und schossen. Wieder und wieder wurde der Schiffsrumpf getroffen, und trotz des Getoses war hin und wieder das Klik-ken der Pumpen zu horen.

«Signal von Odin, Sir! >Brauche Unterstutzung

Bolitho warf Herrick einen Blick zu und sagte:»Inch mu? aushallen, Thomas.»

Er wandte sich ab, als neben ihm ein Mann, von einem Eisensplitter getroffen, zu Boden fiel und an seinem eigenen Blut zu ersticken schien.

Irgend jemand hatte noch Luft fur einen Hurraruf, als eine weitere Galeere von einer vollen Ladung Kugeln und Schrapnelle getroffen wurde und kenterte.

Die Indomitable war weit hinter ihr Flaggschiff zuruckgefallen und wehrte sich gegen Angriffe von Galeeren, die von vorn und achtern kamen, wobei die schweren Geschosse in Langsrichtung durch die Decks sausten, Geschutze umwarfen und die Bedienungen zwangen, irgendwo Schutz zu suchen.

Herrick blinzelte, barhauptig und eine Pistole in der Hand, durch den Qualm und brullte:»Zwei von ihnen nahern sich von achtern!»

Es gab einen Schlag, und Grubb schrie:»Ruder ist ausgefallen, Sir!»

Ein wild schlagender Schatten schwebte herab, und Bolitho fuhlte sich energisch zur Seite gezogen, als die Besanstenge mit allem Drum und Dran an Rundholzern und stehendem wie laufendem Gut von oben kam und krachend uber die Backbordseite fiel. Es kam ihm jetzt vor, als waren sie nackt. Kanonen donnerten und rollten zuruck wie bisher, aber als die Benbow steuerlos herumdrehte, verloren die Geschutzfuhrer ihr Ziel aus den Augen. Viele Manner lagen unter dem gro?en Haufen von heruntergefallenem Tauwerk begraben, andere krochen wie erschreckte Hunde auf Handen und Fu?en herum. Dazwischen lagen viele Tote, unter ihnen auch Marston, der Leutnant der Seesoldaten. Eine umgekippte Kanone hatte ihm Brust und Magen zu blutigem Brei zerschmettert.

Swale, der Bootsmann, war schon mit seinen Mannern bei der Arbeit. Axte blitzten, als sie sich bemuhten, ihr Schiff von dem langsseits hangenden und wie ein Treibanker wirkenden Gestrupp zu befreien.

Herrick half Bolitho auf die Fu?e und rief gleichzeitig mit wildem Blick seinem Ersten Offizier zu:»Schicken Sie einen Steuermannsmaaten nach unten, Mr. Wolfe. Er soll das Reserve — Rudergeschirr anschlagen!»

Bolitho nickte Allday zu, der ihn weggezogen hatte, als die Maststenge herunterfiel.

Major Clinton eilte an der Spitze einiger Seesoldaten nach achtern, um seine dort postierten Leute zu verstarken, da sich vier oder funf Galeeren dem ungeschutzten Heck der Benbow naherten. Wieder und wieder zitterte und bebte das Deck, als Kugel auf Kugel in Heckgalerie und Achterschiff einschlugen. Dagegen klangen die Schusse von Clintons Musketen kummerlich und nutzlos.

Eine Drehbasse spuckte Kartatschenladungen vom Gro?topp, und Bolitho bemerkte, da? das erste danische Linienschiff, das von den Breitseiten der Benbow au?er Gefecht gesetzt worden war, auf sie zutrieb und kaum noch funfzig Yards entfernt war. Schusse wurden uber den immer kleiner werdenden Wasserstreifen ausgetauscht; die Scharfschutzen auf beiden Seiten bemuhten sich, die Offiziere des Gegners zu treffen und damit zum allgemeinen Durcheinander und Untergang beizutragen.

Midshipman Keys stolperte und fiel zur Seite, aber Allday fing ihn auf, bevor er das Deck beruhrte. Er schaute starr uber Bolitho und Allday hinweg, und seine Augen wurden glasig, als er mit letzter Kraft herausbrachte:»Nummer… Sechzehn… weht… noch… Sir!«Dann starb er.

Bolitho ri? sich von dem Anblick los und schaute nach oben, wo ein anderer Midshipman, der eine Konteradmiralsflagge wie ein Banner hinter sich her zog, aufenterte, um sie an der Bramstenge des Gro?mastes zu befestigen.

Wolfe sprang zuruck, als der Rest der abgeschlagenen Takelage des Besanmastes uber das Achterdeck schleifte und uber die Seite verschwand. Aber er drehte sich wieder schnell um, als Major Clinton rief:»Sie entern uns, Sir!»

Herrick fuchtelte mit seiner Pistole herum, aber Bolitho rief:»Kummern Sie sich um Ihr Schiff, Thomas!«Dann winkte er den Geschutzbedienungen der Feuerleeseite zu und rief:»Mir nach, Manner!»

Keuchend und brullend wie die Wahnsinnigen sturmten sie durch das Huttendeck und den halb zerschossenen Niedergang hinunter. Stahl traf im Halbdunkel auf Stahl, bald uberzogen Sabel und Enterbeile Deck und Bordwande mit schimmernden Mustern von Blut.

Eine Pistole knallte, und durch die zertrummerten Heckfenster der Offiziersmesse sah Bolitho, wie immer mehr Manner aus den Galeeren, die sich am Heck der Benbow eingehakt hatten, hochkletterten und sich ihren Weg nach binnenbords erkampften. Viele fielen Major Clintons Musketen zum Opfer, aber immer neue erschienen schreiend und fluchend, als sie mit den Mannern der Benbow handgemein wurden. Denn auch in diesem grausigen Chaos waren sie sich der Tatsache bewu?t, da? ihre einzige Uberlebenschance darin bestand, zu siegen.

Leutnant Oughton richtete seine Pistole auf einen danischen Offizier, zog den Abzugshebel und starrte entgeistert auf die Waffe, als sich kein Schu? loste.

Der danische Offizier schlug das Entermesser eines Matrosen beiseite und stie? seine Klinge einmal und dann blitzschnell noch einmal in Oughtons Magen, bevor der uberhaupt aufschreien konnte. Als Oughton fiel, sah der danische Offizier dahinter Bolitho, und seine Augen weiteten sich, als er in diesem kurzen Moment dessen Rang und Stellung erkannte.

Bolitho fuhlte, wie die Klinge des Danen an seiner entlangstrich, und sah die Entschlossenheit im Blick des Mannes Verzweiflung Platz machen, als er, wie er es so oft getan hatte, seine Waffe mit einer kurzen Drehung des Handgelenks zum entscheidenden Sto? loste.

Aber als er sein Korpergewicht auf das verwundete Bein verlagerte, schien es unter ihm nachzugeben. Heftiger Schmerz durchfuhr ihn, und sein augenblicklicher Vorteil war dahin. Keuchend fiel er gegen die Manner, die von hinten drangten, zuruck.

Alldays gro?es Entermesser blitzte vor seinen Augen auf und schlug in die Stirn des Offiziers ein wie die Axt in einen Holzblock. Allday ri? es mit einem Ruck zuruck und schwang es gegen einen Mann, der sich an ihm vorbeizudrucken versuchte. Der Mann schrie auf und fiel unmittelbar unter die Fu?e der kampf enden und keuchenden Manner, die mit wildem Eifer ihre Stellung zu halten versuchten.»Wir sind fast langsseits beim Feind, Sir!»

Er sah die Hand eines Mannes aus dem Dunkel hervorlangen und nach einer heruntergefallenen Pistole angeln. Ein gro?er Fu? nagelte das Handgelenk des Mannes an Deck fest, und mit fast geringschatziger Gelassenheit hieb Wolfe mit seinem Sabel nach unten und schnitt den Schrei des Mannes ab, bevor er uberhaupt begonnen hatte.

Bolitho keuchte:»Lassen Sie ein paar Leute hier!»

Er horte Allday hinter sich, als er den Niedergang hochsturmte, sah, wie ein Schatten auf die Bedienungen der vorderen Geschutze fiel, als das steuerlose feindliche Schiff langsam auf sie zutrieb. Aber sie fuhren fort zu feuern, zu schreien und zu fluchen und hatten nichts anderes vor Augen als die durchlocherte feindliche Bordwand. Um die Geschutze herum lagen Tote und Sterbende, aber fur die Lebenden zahlte nur das Schiff. Taub, halbblind und im Rausch des Totens hatten sie nicht einmal bemerkt, da? ihr Schiff beinahe von achtern geentert worden ware.

Bolitho ging uber das zerschossene Achterdeck, den Blick fest auf den Feind gerichtet. Manner feuerten mit Musketen, Drehbassen und Pistolen, wahrend andere ihre Entermesser und Spie?e drohend gegen die Danen schuttelten. Herrick hielt eine Hand im Rockausschnitt, und Blut tropfte von seinem Gelenk.

Browne lag auf den Knien und verband das Bein des diensttuenden Leutnants Aggett, das von einem Holzsplitter aufgerissen worden war.

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