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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (книги .TXT) 📗

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Hardacre hatte die Boote der Tempest an der Pier empfangen, und wahrend sie zusammen zu den Palisaden hinaufgingen, hatte er in allen grimmigen Einzelheiten geschildert, was geschehen war. Uber ein Drittel der Insulaner war am Fieber gestorben, und wahrend die Wachtruppe sich im Schutz der Palisaden verschanzte und ein trunkenes Gelage nach dem anderen veranstaltete, hatte Hardacre sein Moglichstes getan, bei den anderen den Willen zum Uberleben zu erhalten.

Raymond hatte sogar die Straflinge aus der Siedlung vertrieben und ihnen befohlen, in ihren Hutten zu bleiben und sich aus eigener Kraft so gut es ging zu ernahren. Hardacre hatte auch ihnen geholfen und war durch ihre Bereitschaft belohnt worden, Raymonds unsinnigen Befehl zu ignorieren und ihn im Dorf zu unterstutzen. Und dann, vor zwei Tagen, war die Insel von dem gewaltigen Drohnen von Geschutzen, dem Splittern von Baumstammen, in die Geschosse von der Landzunge jenseits der Bucht einschlugen, jah aus dem Schlaf gerissen worden. Vor der Insel ankerte ein Schoner, und wahrend der Nacht hatten Tukes Leute zwei Kanonen an Land geschafft und feuerbereit gemacht, sobald es hell genug war, um die Entfernung zu bestimmen.

Anscheinend hatte Raymond versaumt, Posten aufstellen zu lassen, und da auch seine Offiziere des Corps nicht nuchtern genug waren, sich um den Stand der Dinge in der Siedlung zu kummern, erfolgte der Uberfall schnell und vollig unerwartet.

Erbittert sagte Hardacre:»Es dauerte zwei Stunden. Einige der Leute Tinahs wurden verletzt und zwei getotet. Auch die Siedlung ist getroffen worden, aber es war eher eine Drohung als die Absicht, Schaden anzurichten. Danach zogen sie sich wieder zuruck. Es konnte sein, da? sie vor der Ruckkehr der Tempest gewarnt wurden. Aber sie haben fur Raymond eine Nachricht hinterlassen. «Die» Nachricht «hatten sie an die verstummelte Leiche des franzosischen Offiziers Vicariot geheftet, der der ranghochste Leutnant von de Barras gewesen war. Sie besagte, falls Raymond und seine Verteidiger sich aus der Siedlung zuruckzogen, wurden sie sicheres Geleit zu einer anderen Insel erhalten, wo sie auf ihre Rettung warten konnten. Andernfalls wurden sie das gleiche Schicksal wie Vicariot erleiden, und auch alle anderen, die sich widersetzten.

Bolitho stand schweigend neben dem Fenster, uberlegte und erinnerte sich. Wenn Tuke uber die Ruckkehr der Tempest informiert gewesen ware, hatte er fruher zugeschlagen, ohne Zeit fur dramatische Gesten zu vergeuden. Doch das schien im gleichen Ma? wie seine Gerissenheit ein Teil dieses Mannes zu sein: die Fahigkeit, durch ungezugelte Brutalitat Widerstand zu brechen, noch ehe er eingesetzt hatte. In einem Punkt gab es jedoch keinen Zweifel mehr. Die Narval war gefallen, und unter welcher Flagge sie jetzt segelte, war belanglos. Ihre sechsunddrei?ig Geschutze, unterstutzt von den Kraften, die Tuke daruber hinaus aufbieten konnte, waren mehr als genug, um jeden Widerstand hinwegzufegen.

Ruhig fragte er Raymond:»Wurden Sie uber das Dorf unterrichtet, die Zahl der Todesopfer dort?«Es war unglaublich und es war entnervend, aber nicht einmal hatte Raymond nach Viola gefragt. Etwas bei ihm schnappte ein.»Und Ihre Frau. Sie starb auf See. «Es nur laut auszusprechen, war wie Verrat. Die Erinnerung an sie mit diesem selbstsuchtigen, bosartigen Mann zu teilen, war mehr, als er ertragen konnte. Schroff erganzte er:»Sie besa? gro?en Mut.»

Raymond drehte sich langsam auf seinem Sessel um. Seine Augen lagen im Schatten, als er antwortete:»Das habe ich vermutet. Sie ist lieber bei Ihnen gestorben, als mit mir zu leben.»

Er erhob sich ungestum, und eine leere Flasche rollte unter einem Stapel von Dokumenten hervor.»Haben Sie von Vicariot gehort? Von dem Uberfall?«Raymond sprach so hastig, als ob er eine Unterbrechung befurchte.»Sie werden wiederkommen. Ich habe den Franzosen gesehen. Sie verstummelten alles an ihm, au?er seinem Gesicht. Damit ich ihn erkannte, keine Zweifel hatte. «Er fuhr heftig herum, sein Gesicht zuckte wild.»Ich habe fur Hardacre Befehle aufgesetzt. Er ubernimmt die Siedlung bis…«Er wuhlte in Dokumenten, suchte nach dem einen, das Hardacre alles zuruckgab, was er verloren hatte. Nur da? es jetzt fur eine sehr kurz bemessene Frist sein wurde.»Meine Wachen werden die Straflinge noch heute an Bord Ihres Schiffes bringen. Jetzt. In Sydney mogen neue Instruktionen vorliegen.»

Hardacre hatte bis zu diesem Augenblick geschwiegen.»Sie wollen fort? Die Siedlung aufgeben und uns einem Massaker ausliefern? Keine Milizen, nicht einmal einen Schoner, durch Ihre Schuld. «Bolitho blickte ihn an, sein Kopf war plotzlich klar.»Wir werden nicht fortfahren. Auch ich habe ein Dokument. «Er wandte sich wieder Raymond zu.»Erinnern Sie sich, Sir? Ihre Befehle an mich bezuglich meiner Pflichten hier?«Er ging zum Fenster zuruck und sah auf die im Wind schwankenden Palmwipfel hinaus.»Wir laufen nicht fort. Mir ist es gleichgultig, welche Krafte gegen uns antreten. Ich habe mir viel zu lange das Gerede uber die Dummheit von Marineoffizieren, die Unwissenheit gewohnlicher Seeleute angehort. Doch wenn es dann schlecht steht, sind sie es, die plotzlich wichtig scheinen. Ich habe Sie von Krieg sprechen horen, als ob er ein Spiel ware. Von einem gerechten Krieg oder einem sinnlosen. Mir scheint, fur Sie ist ein gerechter Krieg einer, wenn insbesondere Sie in Gefahr sind, Mr. Raymond, und das habe ich herzlich satt.»

Raymond starrte ihn mit wa?rigen Augen an.»Sie sind wahnsinnig! Ich habe es gewu?t!«Er wedelte mit einem Arm in Richtung der Wand.»Sie werfen Ihr Leben fort, Ihr Schiff, alles, fur diesen Misthaufen hier?«Bolitho lachelte fluchtig.»Vor einem Augenblick waren Sie noch der Gouverneur hier. Da lagen die Dinge anders. «Seine Stimme wurde harter.»Nun, fur mich nicht. «Die Tur wurde aufgesto?en, und Hauptmann Prideaux kam hereinmarschiert, seine Stiefel stampften so laut auf den Binsenmatten, da? es klang, als kame ein ganzer Trupp.»Ich habe die au?ere Umfriedung inspiziert, Sir. «Er ignorierte Raymond.»Meine Leute ziehen die Straflinge zur Arbeit heran. Die Lucke in der nordlichen Palisade ist die schlimmste. Sergeant Quare befa?t sich mit ihr. «Hardacre sagte:»Ich werde mit Tinah sprechen. Vielleicht kann er helfen.»

«Nein. «Bolitho wandte sich Hardacre zu, plotzlich froh uber dessen Anwesenheit, dessen Kraft.»Wenn wir verlieren, was durchaus moglich ist, wunsche ich, da? sein Volk verschont bleibt. Wenn bekannt wird, da? die

Insulaner uns geholfen haben, sind ihre Chancen geringer als jetzt.»

Hardacre sah ihn ernst an.»Das war sehr tapfer, Captain.«»Ich habe es ja gesagt, Sie sind wahnsinnig. «Raymond schuttelte seine Fauste uber dem Kopf, und Speichel rann ihm zum Kinn hinunter, als er schrie:»Wenn das voruber ist, werde ich…»

Hardacre fuhr scharf dazwischen:»Sie haben den franzosischen Offizier gesehen, Sie verdammter Narr. Es bleibt nichts ubrig, was Sie noch hassen oder vernichten konnen, wenn Kapitan Bolitho uns nicht verteidigen kann. «Er schritt zur Tur.»Ich will sehen, was ich zur Unterstutzung der Marinesoldaten tun kann. «Swift hustelte neben der offenen Tur:»Bitte um Vergebung, Sir, aber ich mochte Anweisung fur die Plazierung der Drehbassen.«»Sofort, Mr. Swift.»

Bolitho machte auf dem Absatz kehrt. Er fragte sich, ob Prideaux und Swift sich nicht auf Vereinbarung in der Nahe gehalten hatten, weil sie befurchteten, da? er uber Raymond herfallen und ihn umbringen wurde. Er stellte fest, da? sein Ha? auf den Mann verflogen war. Raymond schien Substanz und Realitat verloren zu haben.

In der dunkelsten Ecke der Treppe bemerkte er eine schnelle Bewegung, und eine Madchenhand griff nach seinem Arm. Als Prideaux sich fluchend dazwischendrangte, glitt die Hand ab, umschlang aber Bolithos Bein und dann seinen

Schuh.

«Lassen Sie das Ding in Ruhe«, sagte er. Er buckte sich und half dem Madchen auf die Beine. Das arme, geistesgestorte Geschopf sah ihn mit tranenerfullten Augen an. Bolitho sagte freundlich:»Ich habe sie auch geliebt. «Er brauchte seine ganze Kraft, seine Stimme stetig zu halten.»Genau wie du.»

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