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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (серии книг читать бесплатно .txt) 📗

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Blut.

Als er befahl:»Signal wiederholen, Mr. Keen!«kam ihm seine eigene Stimme fremd vor.

Soames stand am Verschlu?block eines Zwolfpfunders und hielt sich mit beiden Handen am Decksgang fest. Er starrte auf das Land. Dann blickte er nach achtern zu Bolitho und zuckte kurz mit den Schultern. Im Geist hatte er Herrick wohl bereits abgeschrieben.

«Das wird nichts!«sagte Keen heiser.»Ohne Ruder treibt der Schoner bei diesem Wind an der Insel vorbei. Bestenfalls explodiert er mitten in der Durchfahrt!»

Da schrillte Penns Knabenstimme vom Geschutzdeck:»Ich habe eine Trompete gehort!»

Bolitho rieb sich die Augen, in denen schmerzhaft das Salz bi?. Also eine Trompete. Ein Posten in der Festung mu?te den Schutz der Mauern verlassen und auf See hinausgeblickt haben. Den Schoner hatte er wohl sofort gesehen, und in ein paar Minuten mu?te auch die Undine entdeckt werden.

Das Brausen der See, die Gerausche des Schiffs wirkten plotzlich lauter denn je; jedes Stuck des Riggs und der Segel knallte und summte im Chor, als die Undine dem Land und dem hellen Dreieck aus Gischt, welches die Einfahrt in die Passage markierte, immer naher kam.

Ein dumpfer Krach tonte uber das Wasser, und ein Mann rief:»Sie haben das Feuer eroffnet, Sir!»

Bolitho griff nach einem Teleskop. Mit grimmigen Gesichtern hockten die Geschutzbedienungen vor ihren Kanonen oder warteten hinter den geschlossenen Stuckpforten. Hofften. Furchteten sich…

Es war schwierig, das Glas einzustellen. Mit gespreizten Beinen suchte er festen Stand auf dem schlupfrigen, schwankenden Deck. Die Masten des Schoners kamen ins Blickfeld und verschwanden wieder, und der kleine blutrote Fleck der Kriegsflagge, der vorher noch nicht dagewesen war. Er spurte sich lacheln, obgleich ihm eigentlich mehr nach Weinen zumute war, obwohl er verzweifelt wunschte, seine flehenden Worte uber diese zwei Meilen schreien zu konnen. Herrick zeigte ebenfalls die Farben. Fur ihn war der Schoner nicht einfach eine schwimmende Bombe; er war ein Schiff — sein Schiff. Oder vielleicht wollte er mit dieser simplen Geste Bolitho etwas erklaren. Ihm zeigen, da? er verstand.

Noch ein Krach; und dieses Mal sah er den Pulverrauch von der Batterie aufsteigen, ehe der Wind ihn auseinanderri?. Fedrig sprang eine Gischtfontane hoch, aber weit vom Schoner entfernt. Bolitho hielt ihn im Glas. Er krangte so, da? das

Unterwasserschiff uber dem spritzenden Gischt sichtbar wurde. Bei diesem Wind konnte Herrick fur den letzten und gefahrlichsten Teil seiner Fahrt das Ruder nicht festlaschen, das wu?te er.

«Der Schu? sa? zu hoch, Sir!«schrie Davy.

Diese Worte rissen Bolitho in die Wirklichkeit zuruck, und er senkte das Glas. Der Kanonier auf der Festung hatte also auf die Undine gezielt, nicht auf den kleinen Schoner. Ehe Muljadis Leute gemerkt hatten, was los war, mu?te Herrick bereits so dicht unter der Kuste gewesen sein, da? er im toten Winkel lag.

Bolitho blickte wieder hin, als eine Doppelexplosion ubers Wasser rollte. Er sah die Mundungsfeuer nur kurz aufblitzen, dann stiegen die Zwillingsgeyser in Linie mit dem Schoner, aber weit hinter ihm auf.

Hauptmann Bellairs verga? seinen blasierten Gleichmut, packte seinen Sergeanten beim Arm und brullte:»Bei Gott, Sar'nt Coaker, er will sie selbst auf Grund setzen!»

Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis sich diese Erkenntnis uber das ganze Deck der Fregatte verbreitet hatte. Aber dann, als die Worte von einem Geschutz zum anderen bis zum Bug gedrungen waren, sprangen die Manner auf, brullten wie die Irren, schwenkten ihre Halstucher oder hupften wie Kinder auf dem sandbestreuten Deck. Von den Masten und auf der Back erscholl Geschrei, und selbst Midshipman Armitage, der sich eben noch an eine Belegklampe geklammert hatte, um nicht zusammenzubrechen, schwenkte seinen Hut und gellte:»Los! Ihr werdet es ihnen schon zeigen!»

Bolitho rausperte sich muhsam.»Frage an Masttopp: Fregatten gesichtet?»

Er versuchte krampfhaft, nicht an den mit Pulver vollgestopften Laderaum des Schoners zu denken. Und nicht an die Lunte, die in der Stille des Schiffsrumpfes bestimmt schon knisternd brannte.

«Aye, Sir! Er sieht die Rahen der ersten Fregatte hinter der Landspitze!«Selbst Davy hatte wilde Augen und schien, den bevorstehenden Kampf vergessend, von Herricks Selbstaufopferung uberwaltigt zu sein.

Erneutes Geschutzfeuer, und nun spritzten die Fontanen rings um den Schoner hoch. Vielleicht kamen sie von der nachsten der ankernden Fregatten oder von kleineren Geschutzen auf dem winzigen Strand, der die Einfahrt beherrschte. Bolitho spurte, da? er die Zahne schmerzhaft fest zusammengebissen hatte.

Zum mindesten wu?ten die Franzosen jetzt, da? irgend etwas geschah, aber sie wurden das volle Ausma? der Gefahr noch nicht gleich erkennen.

Ein fast gleichzeitiges Aufstohnen der gespannt beobachtenden Matrosen lie? Bolitho das Glas heben; er sah die Bramstenge des Schoners umknicken und dann in einem flatternden Chaos von Leinwand und Rigg niedersinken.

«Zuruck, Thomas! Um Gottes willen, wende!«flusterte er.

«Schon wieder ein Treffer, Captain«, sagte Allday.»Und diesmal schlimmer.»

Bolitho ri? sich los, er durfte nicht an Herrick denken. Das mu?te warten. Denn in wenigen Minuten wurde die Undine in Reichweite dieser Kanonen sein, wenn sie mit verzweifeltem Mut in die Passage einlief.

Er zog den Degen und hob ihn uber den Kopf.

«Schaut auf ihn, Jungs!«Er konnte die Gesichter, die sich ihm zuwandten, nur undeutlich unterscheiden, sie schwammen wie im Nebel.»Mr. Herrick zeigt uns den Weg!»

«Er ist aufgelaufen!«Davy war beinahe au?er sich.»In voller Fahrt aufgelaufen!»

Der Schoner hatte sich bei der harten Grundberuhrung ein Stuck aus dem Wasser gehoben und knallte jetzt mit dem ganzen Vorschiff zwischen die Felsbrocken und Klippen. Genau wie er es ihnen mit Conways silbernen Tintenfassern vorgespielt hatte.

Selbst ohne Glas war zu sehen, da? ein paar kleine Boote sich von der Pier losten und auf den schwer havarierten Schoner zuhielten, der jetzt entmastet dalag und wie eine uralte Hulk von Brechern uberspult wurde. Gelegentlich zeigte ein Aufblitzen an, da? Scharfschutzen in das Wrack feuerten, und Bolitho betete, da? die Lunte noch brennen und Herrick nicht lebend in Gefangenschaft geraten moge.

Die Explosion kam so plotzlich, so farbenspruhend und uberwaltigend in ihrer Gro?e, da? man kaum hinsehen, geschweige denn ihre Ausma?e schatzen konnte. Eine breite Wand orangeroter Flammen wuchs vor den Felsen auf und breitete sich nach rechts und links mit machtigen Feuerschwingen aus, verschlang alle Boote im Umkreis, versengte Menschen und Waffen und verbrannte sie zu Asche.

Und dann folgte das Getose. Der Schall erreichte die Fregatte mit einem bestandig ansteigenden Brullen, bis die Manner sich die Hande auf die Ohren pre?ten und schreckensstumm die Flutwelle anstarrten, die unter den Rumpf der Fregatte rollte, sie muhelos hochhob und sich dann achteraus in den letzten Schatten der Nacht verlor.

Endlich verklang der Donner, das Feuer erstarb und hinterlie? gelbrot glimmende Punkte — die Uberreste von verbranntem Gebusch in der Steilwand.

Das Gerausch von Meer und Wind kehrte zuruck, von Rigg und Leinwand; hier und da sprach jemand fast im Flusterton, als hatten sie soeben erlebt, da? Gott personlich dazwischenfuhr.

Mit harter Stimme befahl Bolitho:»Fock aufgeien, Mr. Davy!«Er ging zur Reling; jeder Schritt verursachte ihm korperlichen Schmerz.»Mr. Shellabeer, alle Boote bis auf die Barkasse kappen!«Er mu?te weiterreden, seine Leute wieder in Bewegung bringen, diesen furchtbaren Scheiterhaufen aus seinen Gedanken verbannen.

Er merkte, da? Soames ihn erwartungsvoll ansah, und rief:»Laden und ausrennen!»

Seine Worte gingen fast unter im Donnern der rebellierenden Leinwand, als das machtige Focksegel an seine Rah gegeit wurde. Vorhang, dachte er stumpf, Vorhang auf zum letzten Akt. Damit auch alles gut zu sehen war.

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