Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги без регистрации txt) 📗
Ein kleiner, hagerer Zauberer, vollkommen kahlkopfig, doch mit einem Schnurrbart, der dem Onkel Vernons Konkurrenz gemacht hatte, in einem nichts als goldenen, zum Stadion passenden Umhang, schritt aufs Spielfeld hinaus. Eine silberne Pfeife ragte unter seinem Schnurrbart hervor und er trug eine gro?e Holzkiste unter dem einen, seinen Besen unter dem anderen Arm. Harry drehte den Geschwindigkeitsknopf an seinem Glas zuruck auf»normal«und sah gespannt zu, wie Mostafa seinen Besen bestieg und die Kiste mit dem Fu? aufklappte – vier Balle schossen in die Luft: der scharlachrote Quaffel, die beiden schwarzen Klatscher und (Harry sah ihn nur einen kurzen Moment lang, denn er verschwand rasend schnell) den winzigen, geflugelten Goldenen Schnatz. Mit einem gellenden Pfiff rauschte Mostafa den Ballen nach in die Hohe.
»Looooooos geht's!«, schrie Bagman.»Mullet am Ball! Troy! Moran! Dimitrow! Wieder Mullet! Troy! Lewski! Moran!«
Es war ein Quidditch-Spiel, wie Harry es noch nie gesehen hatte. Er druckte das Omniglas so fest an die Augen, da? die Fassung in seine Nasenwurzel schnitt. Die Spieler waren unglaublich schnell – die Jager warfen sich den Quaffel so rasch zu, da? Bagman nur Zeit blieb, ihre Namen zu nennen. Harry stellte den Knopf an der rechten Seite des Omniglases auf»langsam«und sah sofort alles in Zeitlupe. Purpurn glitzernde Buchstaben glitten nun uber die Linsen, wahrend das Toben der Menge gegen seine Trommelfelle pochte.
»Falkenkopf-Angriff«, las er, wahrend die drei irischen Jager dicht nebeneinander dahinschwebten. Troy in der Mitte, ein wenig vor Mullet und Moran, im Angriff auf die Bulgaren.»Porskoff-Tauschung«flammte als Nachstes auf, als Troy so tat, als wolle er mit dem Quaffel in die Hohe schie?en und damit die bulgarische Jagerin Iwanowa ablenken, dann jedoch den Quaffel auf Moran fallen lie?. Einer der bulgarischen Treiber, Volkow, hieb knallhart mit seinem kleinen Stock gegen einen vorbeifliegenden Klatscher und trieb ihn auf Morans Flugbahn. Moran duckte sich, um dem Klatscher auszuweichen, und lie? den Quaffel fallen; Lewski, der unter ihr herflog, fing ihn auf -
»Troy trifft!«, donnerte Bagman, und das Stadion erzitterte unter dem rasenden Applaus und den Jubelschreien.»Zehn zu null fur Irland!«
»Was?«, rief Harry und sah mit seinem Omniglas verwirrt umher.»Aber Lewski hat doch den Quaffel!«
»Harry, wenn du nicht in normaler Geschwindigkeit zuschaust, kriegst du nichts mit!«, rief Hermine, die mit schlackernden Armen umhertanzte, wahrend Troy eine Ehrenrunde um das Stadion drehte. Rasch blickte Harry uber den Rand seines Omniglases und sah, da? die Leprechans, die am Spielfeldrand gesessen hatten, alle aufgesprungen waren und jetzt erneut das gro?e, glitzernde Kleeblatt bildeten. Von der anderen Seite des Feldes her sahen ihnen die Veela schmollend zu.
Schon wurde weitergespielt, und Harry, der sich uber sich selbst argerte, drehte den Geschwindigkeitsknopf auf»normal«zuruck.
Harry wu?te genug uber Quidditch, um zu erkennen, da? die irischen Jager erste Sahne waren. Das Team fugte sich nahtlos zusammen und angesichts ihres Stellungsspiels konnte man meinen, sie konnten gegenseitig ihre Gedanken lesen; die Rosette auf Harrys Brust piepste standig ihre Namen:»Troy – Mullet – Moran! Innerhalb von zehn Minuten traf Irland noch zweimal und baute seine Fuhrung auf drei?ig zu null aus, was bei den grun gekleideten Fans eine wahre Springflut aus Jubelschreien und Handeklatschen ausloste.
Das Spiel wurde noch schneller, doch auch harter. Volkow und Vulkanow, die bulgarischen Treiber, schmetterten die Klatscher mit aller Kraft gegen die irischen Jager und waren schon im Begriff, deren beste Zuge zu vereiteln; zweimal waren sie gezwungen, sich zu zerstreuen, und dann gelang es Iwanowa schlie?lich, die irischen Reihen zu durchbrechen, dem Huter Ryan auszuweichen und das erste Tor fur Bulgarien zu schie?en.
»Finger in die Ohren!«, bellte Mr Weasley, als die Veela ihren Freudentanz begannen. Harry druckte auch noch die Augen zu; er wollte einen klaren Kopf fur das Spiel behalten. Nach ein paar Sekunden wagte er einen Blick auf das Spielfeld. Die Veela hatten aufgehort zu tanzen und Bulgarien war wieder im Besitz des Quaffels.
»Dimitrow! Lewski! Dimitrow! Iwanowa – oho, kann ich da nur sagen!«, donnerte Bagman.
Hunderttausend Zauberer und Hexen stohnten auf, als die beiden Sucher Krum und Lynch von oben mitten durch die Reihe der Jager sturzten, so schnell, da? es aussah, als waren sie ohne Fallschirme aus dem Flugzeug gesprungen. Harry folgte ihrem Sturzflug mit seinem Omniglas und versuchte den Schnatz zu erspahen -
»Die knallen noch auf die Erde!«, kreischte Hermine neben Harry.
Sie hatte beinahe Recht – in der allerletzten Sekunde zog sich Viktor Krum aus dem Sturzflug und schwirrte spiralformig in die Hohe. Lynch jedoch krachte mit einem dumpfen Aufschlag, der im ganzen Stadion zu horen war, auf das Feld. Ein markerschutterndes Stohnen stieg aus den irischen Reihen auf.
»Idiot!«, achzte Mr Weasley.»Krum hat geblufft!«
»Auszeit!«, rief Bagman.»Die Medimagier laufen aufs Spielfeld, um Aidan Lynch zu verarzten!«
»Er ist schon okay, ist nur reingerasselt!«, sagte Charlie beruhigend zu Ginny, die mit schreckensstarrem Blick uber der Brustung hing.»Genau das, was Krum wollte, naturlich…«
Hastig druckte Harry die»Wiederholungs«- und die»Kommentar«-Taste an seinem Omniglas, drehte am Geschwindigkeitsknopf und hielt sich das Glas wieder vor die Augen.
Er sah noch einmal in Zeitlupe Krum und Lynch im Sturzflug.»Wronski-Bluff – gefahrliche Falle fur den Sucher«, sagte die leuchtende Purpurschrift auf der Linse. Er sah Krums in hochster Konzentration verzerrtes Gesicht, als er sich im letzten Moment aus dem Sturzflug herauszog, wahrend Lynch die Platte machte, und er begriff – Krum hatte den Schnatz uberhaupt nicht gesehen, er wollte nur, da? Lynch ihm auf den Leim ging. So hatte Harry noch nie jemanden fliegen sehen; fast schien es, als benutzte Krumgar keinen Besen; er bewegte sich so behande durch die Luft, als ob er nichts zum Fliegen brauchte und schwerelos ware. Harry stellte sein Omniglas wieder auf»normal«und die Scharfe auf Krum ein. Hoch uber Lynch, den die Medimagier gerade mit einem Becher Zaubertrank aufpappelten, drehte er seine Kreise. Harry beobachtete Krums Gesicht noch genauer und konnte sehen, wie seine dunklen Augen uber den Boden in drei?ig Meter Tiefe huschten. Er nutzte die Zeit, bis Lynch wieder auf dem Besen war, um in aller Ruhe nach dem Schnatz zu suchen.
Endlich kam Lynch unter lauten Jubelschreien der grun gekleideten Anhanger wieder auf die Beine, bestieg seinen Feuerblitz und stie? sich vom Boden ab. Seine Auferstehung schien Irland frischen Mut zu geben. Als Mostafa seine Pfeife trillern lie?, legten die Jager los, mit einer Gewandtheit, die alles in den Schatten stellte, was Harry je gesehen hatte.
Nach funfzehn Minuten schnellen und furiosen Spiels war Irland mit zehn weiteren Toren davongezogen. Die Iren fuhrten jetzt mit hundertdrei?ig zu zehn Punkten und das Spiel wurde allmahlich harter.
Als Mullet wieder einmal in Richtung Tor scho?, den Quaffel fest unter den Arm geklemmt, flog der bulgarische Huter Zograf hinaus, um sie abzublocken. Was immer auch geschah, es war so rasch vorbei, da? Harry nichts mitbekam, doch ein Wutschrei von den irischen Zuschauern und Mostafas langer, schriller Pfiff machten ihm klar, da? ein Foul passiert war.
»Und Mostafa knupft sich den bulgarischen Huter vor wegen Schrammens – uberma?iger Einsatz der Ellbogen!«, teilte Bagman dem aufgeheizten Publikum mit.»Und ja – es gibt einen Freiwurf fur Irland!«
Die Leprechans, die wie ein Schwarm glitzernder Hornissen wutend in die Luft gestiegen waren, als Mullet gefoult wurde, flitzten zusammen und bildeten die Worter:»HA HA HA!«Die Veela auf der anderen Seite des Feldes sprangen hoch, warfen zornig das Haar in den Nacken und begannen wieder zu tanzen.