Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги без регистрации txt) 📗
»Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, ob sie sich verstecken darf«, sagte Harry. Er dachte an Dobby: Jedes Mal, wenn er versucht hatte etwas zu tun, was die Malfoys nicht mochten, spurte er den unwiderstehlichen Drang, sich selbst zu verprugeln.
»Ihr wi?t ja, mit den Hauselfen springen sie ganz ubel um!«, sagte Hermine entrustet.»Das ist Sklaverei, nichts anderes! Dieser Mr Crouch hat sie gezwungen, auf die hochste Tribune zu steigen, wo sie doch furchtbare Angst hatte, und er hat sie verhext, so da? sie nicht einmal wegrennen kann, wenn sie anfangen die Zelte niederzutrampeln! Warum unternimmt eigentlich niemand was dagegen?«
»Was willst du, die Elfen sind doch glucklich, oder etwa nicht?«, sagte Ron.»Du hast doch vorhin beim Spiel die gute alte Winky gehort… ›Hauselfen sollen keinen Spa? haben‹… herumkommandiert werden ist doch genau das, was sie mag…«
»Es sind solche Leute wie du, Ron«, platzte Hermine aufgebracht los,»die morsche und ungerechte Ordnungen auch noch stutzen, nur weil ihr zu lasch seid, um…«
Wieder knallte es laut vom Waldrand her.
»La?t uns lieber weitergehen!«, sagte Ron, und Harry bemerkte, wie er Hermine einen nervosen Blick zuwarf. Vielleicht war etwas dran an dem, was Malfoy gesagt hatte; vielleicht war Hermine tatsachlich in gro?erer Gefahr als er und Ron. Wahrend Harry immer noch seine Taschen durchwuhlte, obwohl er wu?te, da? sein Zauberstab nicht da war, machten sie sich wieder auf die Beine.
Immer tiefer in den Wald hinein folgten sie dem dunklen Weg, standig auf der Ausschau nach Fred, George und Ginny. Sie kamen an einer Gruppe Leprechans vorbei, die kichernd einen Sack Gold begutachteten, den sie zweifellos bei einer Wette gewonnen hatten, und die von dem Aufruhr auf dem Zeltplatz vollig unberuhrt schienen. Noch ein Stuck weiter sahen sie einen Fleck silbrigen Lichts, und als sie durch die Baume spahten, sahen sie drei gro?e, schone Veela auf einer Lichtung stehen, umringt von einer laut schnatternden Schar Zauberer.
»Ich mach ungefahr hundert Sack Galleonen im Jahr«, rief einer von ihnen.»Ich bin ein Drachentoter beim Kommando fur die Beseitigung Gefahrlicher Geschopfe.«
»Nein, red keinen Stu?«, rief sein Freund,»du bist Tellerwascher im Tropfenden Kessel… aber ich bin ein Vampirjager, ich hab schon an die neunzig Stuck erlegt -«
Ein dritter junger Zauberer, dessen Pickel selbst in dem schwachen, silbrigen Licht der Veela zu erkennen waren, meldete sich nun zu Wort:»Ich werde demnachst zum jungsten Zaubereiminister aller Zeiten ernannt, wi?t ihr.«
Harry schnaubte vor Lachen. Er erkannte den pickligen Zauberer; sein Name war Stan Shunpike, und er war in Wirklichkeit Schaffner im Fahrenden Ritter, einem dreistockigen Bus.
Er wandte sich um und wollte Ron davon erzahlen, doch Rons Gesichtszuge waren merkwurdig schlaff geworden, und schon fing er an zu rufen:»Wi?t ihr schon, da? ich einen Besen erfunden habe, mit dem man zum Jupiter fliegen kann?«
»Also wirklich!«, sagte Hermine von neuem, und sie und Harry packten Ron fest an den Armen, zerrten ihn herum und zogen mit ihm davon. Allmahlich erstarb das Geschnatter der Veela-Verehrer und nun waren sie im Herzen des Waldes. Um sie her war es fast still, sie waren nun offenbar ganz allein.
Harry blickte sich um.»Ich schatze, wir konnen einfach hier warten, hier horen wir jeden, auch wenn er noch meilenweit entfernt ist.«
Kaum hatte er den Mund zugemacht, als hinter einem Baum direkt vor ihrer Nase Ludo Bagman auftauchte.
Selbst in dem schwachen Licht der beiden Zauberstabe konnte Harry erkennen, da? Ludos Erscheinung sich deutlich gewandelt hatte. Er wirkte nun nicht mehr schwungvoll und rosig und auch sein Schritt federte nicht mehr. Er sah kasewei? und angespannt aus.
»Wer da?«, sagte er und versuchte blinzelnd ihre Gesichter zu erkennen.»Was treibt ihr hier ganz alleine mitten im Wald?«
Sie sahen sich uberrascht an.
»Nun – es gibt eine Art Aufruhr«, sagte Ron.
Bagman starrte ihn an.»Was?«
»Auf dem Zeltplatz… einige Leute haben sich eine Muggelfamilie geschnappt…«
Bagman fluchte laut.»Verdammtes Pack!«, sagte er, offenbar recht beunruhigt. Und ohne ein weiteres Wort zu sagen disapparierte er mit einem leisen Plopp.
»Nicht gerade auf dem Laufenden, Mr Bagman, oder?«, sagte Hermine stirnrunzelnd.
»Immerhin war er mal ein gro?er Treiber«, sagte Ron und fuhrte sie den Pfad entlang zu einer kleinen Lichtung, wo er sich auf einem Fleck trockenen Grases unter einen Baum setzte.»Die Wimbourner Wespen haben dreimal in Folge die Meisterschaft gewonnen, als er bei ihnen gespielt hat.«
Er holte die kleine Nachbildung von Krum aus der Tasche, setzte sie auf die Erde und sah ihr eine Weile beim Herumgehen zu. Wie der echte Krum watschelte das Modell ein wenig und lie? die Schultern hangen, und auf seinen gespreizten Fu?en war es bei weitem nicht so beeindruckend wie auf dem Besen. Harry lauschte auf Gerausche, die vom Zeltplatz heruberwehten. Es schien alles ruhig, vielleicht war der Aufruhr voruber.
»Ich hoffe, den anderen geht es gut«, sagte Hermine nach einer Weile.
»Wird schon«, sagte Ron.
»Stell dir vor, dein Dad nimmt Lucius Malfoy fest«, sagte Harry, lie? sich neben Ron nieder und beobachtete, wie die kleine Krum-Figur uber die heruntergefallenen Blatter schlurfte.»Er hat ja immer gesagt, er wurde ihm gerne etwas nachweisen konnen.«
»Dann wurde dem ollen Draco das blode Grinsen vergehen«, sagte Ron.
»Mir tun diese armen Muggel Leid«, sagte Hermine nervos.»Was ist, wenn sie es nicht schaffen, sie sicher herunterzuholen?«
»Das werden sie schon«, sagte Ron beruhigend,»irgendwie schaffen sie es.«
»Verruckt ist es schon, so etwas zu tun, wenn das ganze Zaubereiministerium hier drau?en auf den Beinen ist!«, sagte Hermine.»Meinen die vielleicht, sie kommen einfach so davon? Glaubt ihr, sie haben sich betrunken, oder sind sie nur -«
Doch jah brach sie ab und blickte uber die Schulter. Auch Harry und Ron wandten sich um. Es klang, als ob jemand auf ihre Lichtung zustolperte. Gebannt lauschten sie auf die unregelma?igen Schritte hinter den Baumen. Doch die Schritte hielten plotzlich inne.
»Hallo?«, rief Harry.
Stille. Harry stand auf und spahte durch die Baume. Es war zu dunkel, um weit sehen zu konnen, doch er spurte deutlich, da? dort in der Dunkelheit jemand stand.
»Wer ist da?«, rief er.
Und dann, ohne Vorwarnung, zerri? eine Stimme die Stille, wie er sie hier im Wald noch nicht gehort hatte; doch es war kein panischer Schrei, sondern etwas, das wie ein Zauberspruch klang.
»Morsmordre!«
Und etwas Riesiges, grun und glitzernd, brach aus den Schatten hervor, die Harrys Augen hatten durchdringen wollen; es stieg uber die Baumspitzen hinaus und hoch an den Himmel.
»Was zum -?«, keuchte Ron, sprang auf die Beine und starrte auf das Etwas, das dort oben erschienen war.
Einen Augenblick lang dachte Harry, die irischen Kobolde hatten sich zu einer neuen Gestalt zusammengefugt. Dann erkannte er, da? es ein riesiger Totenkopf war, der, wie es schien, aus smaragdgrunen Sternen bestand. Und aus der Mundhohle des Schadels quoll, wie eine Zunge, eine Schlange hervor. Sie sahen zu, wie der Schadel immer hoher stieg, in grunlichen Dunst getaucht, doch strahlend hell, auf den schwarzen Himmel gepragt wie ein neues Gestirn.
Plotzlich war der Wald um sie her ein Meer von Schreien. Harry wu?te nur, da? der einzige Grund dafur das plotzliche Erscheinen des Totenschadels sein konnte, der nun so hoch gestiegen war, da? er den ganzen Wald erleuchtete wie ein grauenhaftes Neonschild. Er suchte in der Dunkelheit nach dem Beschworer des Schadels, doch er sah niemanden.
»Wer ist da?«, rief er noch einmal.
»Harry, komm, wir hauen ab!«Hermine hatte ihn hinten an der Jacke gepackt und zerrte ihn rucklings fort.
»Was ist los?«, fragte Harry und sah besturzt in ihr wei?es, verangstigtes Gesicht.