Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги без регистрации txt) 📗
»Es ist das Dunkle Mal, Harry!«, keuchte Hermine und zerrte ihn mit aller Kraft fort.»Das Zeichen von Du-wei?t-schon-wem!«
»Voldemorts -?«
»Harry, komm schon!«
Harry wandte sich jetzt um – Ron packte hastig seinen kleinen Krum ein – und die drei machten sich auf den Weg uber die Lichtung – doch nach nur wenigen hastigen Schritten verriet ihnen ein leises Plopp nach dem anderen, da? zwanzig Zauberer aus dem Nichts aufgetaucht waren und sie umzingelten.
Harry wirbelte herum, und im Bruchteil einer Sekunde erkannte er eines: Jeder dieser Zauberer hatte seinen Zauberstab gezuckt, und die Zauberstabe waren auf ihn, Ron und Hermine gerichtet. Ohne weiter nachzudenken schrie er:»Deckung!«, packte die anderen beiden und ri? sie zu Boden.
»Stupor!«, donnerten zwanzig Stimmen – es gab ein blendendes Blitzgeprassel und Harry spurte, wie sich das Haar auf seinem Kopf krauselte, als ob ein kraftiger Wind uber die Lichtung fegte. Er hob den Kopf nur wenige Zentimeter und sah rote Feuersto?e aus den Staben der Zauberer uber sie hinwegflammen, sich kreuzen, von Baumstammen abprallen und sich in der Dunkelheit verlieren -
»Aufhoren!«, schrie eine Stimme, die er kannte.»Stopp! Das ist mein Sohn!«
Der Wind, der Harrys Haar zerzaust hatte, legte sich. Er hob den Kopf ein wenig hoher. Der Zauberer vor ihm hatte seinen Stab gesenkt. Harry setzte sich auf und sah Mr Weasley mit entsetztem Gesicht auf sie zugehen.
»Ron – Harry -«, seine Stimme zitterte,»- Hermine – seid ihr verletzt?«
»Aus dem Weg, Arthur«, herrschte ihn eine kalte Stimme an.
Es war Mr Crouch. Er und die anderen Ministeriumszauberer zogen den Kreis um sie enger. Harry stand auf, um sich ihnen entgegenzustellen. Mr Crouchs Gesicht war wutverzerrt.
»Wer von Ihnen hat es getan?«, bellte er, und seine scharfen Augen blitzten zwischen ihnen hin und her.»Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen?«
»Das waren wir nicht!«, sagte Harry und deutete mit der Hand hoch zum Schadel.
»Wir haben uberhaupt nichts getan!«, sagte Ron, rieb sich den Ellbogen und sah entrustet seinen Vater an.»Warum habt ihr uns angegriffen?«
»Lugen Sie nicht, Sir!«, rief Mr Crouch. Sein Zauberstab war immer noch direkt auf Ron gerichtet und seine Augen quollen hervor – so wirkte er leicht ubergeschnappt.»Sie sind am Tatort entdeckt worden!«
»Barty«, flusterte eine Hexe in einem langen wollenen Morgenrock,»das sind doch noch Kinder, Barty, die waren doch nie in der Lage -«
»Wo kam denn das Mal her, ihr drei?«, warf Mr Weasley rasch ein.
»Von da druben«, sagte Hermine zitternd und deutete auf die dunkle Stelle, wo die Stimme hergekommen war,»da war jemand hinter den Baumen… er hat laut gesprochen – eine Beschworung -«
»Oh, stand also da druben, nicht wahr?«, sagte Mr Crouch und wandte seine hervorquellenden Augen Hermine zu; da? er ihr nicht glaubte, stand ihm im Gesicht geschrieben.»Hat eine Beschworung gesprochen, soso? Sie scheinen sehr gut zu wissen, wie das Mal aufgerufen wird, Fraulein -«
Doch keiner der Ministeriumszauberer au?er Mr Crouch schien es uberhaupt fur denkbar zu halten, da? Harry, Ron oder Hermine den Schadel heraufbeschworen hatte; im Gegenteil, bei Hermines Worten hoben sie alle wieder ihre Zauberstabe, spahten durch die Nacht und richteten sie auf die besagte Stelle.
»Zu spat«, sagte die Hexe in dem wollenen Morgenrock kopfschuttelnd.»Die sind bestimmt schon disappariert.«
»Da bin ich anderer Meinung«, sagte ein Zauberer mit stoppligem braunem Bart. Es war Amos Diggory, Cedrics Vater.»Unsere Schocker sind doch direkt durch diese Baume geflogen… vielleicht haben wir sie sogar erwischt…«
»Sei vorsichtig, Amos!«, warnten einige Umstehende, als Mr Diggory die Schultern straffte, den Zauberstab ausstreckte und die Lichtung uberquerte. Die Hande an den Mund gepre?t sah Hermine ihn in den Schatten verschwinden.
Sekunden spater horten sie Mr Diggory rufen.
»Ja! Wir haben sie! Hier ist jemand! Bewu?tlos! Es ist – aber – du meine Gute…«
»Sie haben jemanden?«, rief Mr Crouch mit zweifelndem Unterton.»Wen? Wer ist es?«
Sie horten Zweige knacken und Blatter rascheln und dann die knirschenden Schritte Mr Diggorys, der wieder zwischen den Baumen auftauchte. Er trug eine kleine, schlaffe Gestalt in den Armen. Harry erkannte sofort das Geschirrtuch. Es war Winky.
Mr Crouch schien zu Eis gefroren, als ihm Mr Diggory die Elfe vor die Fu?e legte. Die anderen Ministeriumszauberer starrten allesamt Mr Crouch an. Ein paar Sekunden lang blieb er wie gebannt stehen, die lodernden Augen auf die am Boden liegende Winky gerichtet.
»Das – kann – nicht – sein«, stie? er abgehackt hervor.»Nein -«
Plotzlich ging er schnell um Mr Diggory herum und marschierte auf die Stelle zu, wo dieser Winky gefunden hatte.
»Hat keinen Zweck, Mr Crouch«, rief ihm Mr Diggory nach.»Mehr sind nicht da.«
Doch Mr Crouch schien ihm nicht glauben zu wollen. Sie konnten ihn blatterraschelnd zwischen den Buschen umhersuchen horen.
»Ziemlich peinlich«, sagte Mr Diggory verbissen und sah hinunter auf die reglose Gestalt Winkys.»Barty Crouchs Hauselfe… schon ein starkes Stuck…«
»Reg dich ab, Amos«, sagte Mr Weasley leise,»du glaubst doch nicht allen Ernstes, da? es die Elfe war? Das Dunkle Mal ist das Zeichen eines Zauberers. Dazu ist ein Zauberstab notig.«
»Tja«, sagte Mr Diggory,»sie hatte einen Zauberstab.«
»Wie bitte?«, sagte Mr Weasley.
»Hier, schau.«Mr Diggory hob den Zauberstab und zeigte ihn Mr Weasley.»Hatte ihn in der Hand. Da hatten wir also schon mal einen Versto? gegen Artikel drei des Gesetzes zum Gebrauch des Zauberstabs: Kein nichtmenschliches Wesen darf einen Zauberstab tragen oder gebrauchen.«
In diesem Augenblick gab es ein erneutes Plopp und Ludo Bagman apparierte direkt neben Mr Weasley. Erschopft und verwirrt drehte er sich im Kreis und spahte kichernd zu dem smaragdgrunen Schadel hoch.
»Das Dunkle Mal!«, keuchte er und hatte um ein Haar Winky zertrampelt. Mit fragender Miene wandte er sich an seine Kollegen.»Wer war das? Habt ihr sie? Barty! Was geht hier vor?«
Mr Crouch war mit leeren Handen zuruckgekehrt. Sein Gesicht war immer noch gespenstisch wei? und seine Hande und sein Oberlippenbartchen zuckten.
»Wo warst du, Barty?«, sagte Bagman.»Warum warst du nicht beim Spiel? Deine Elfe hat dir doch einen Platz besetzt – wurgende Wasserspeier!«Bagmans Blick war auf Winky zu Crouchs Fu?en gefallen.»Was ist denn mit der passiert?«
»Ich hatte vorhin zu tun, Ludo«, antwortete ihm Mr Crouch, der immer noch am ganzen Leib zuckte und die Lippen kaum bewegte.»Und meine Elfe wurde betaubt.«
»Betaubt? Von euch hier, soll das hei?en? Aber warum -?«
Plotzlich dammerte es auf Bagmans rundem, glanzendem Gesicht; er blickte hoch zu dem Schadel, hinab auf Winky und fixierte dann Mr Crouch.
»Nein!«, sagte er.»Winky? Hat das Dunkle Mal heraufbeschworen? Die wei? doch nie und nimmer, wie das geht! Und erst einmal brauchte sie einen Zauberstab!«
»Sie hatte einen«, sagte Mr Diggory.»Als ich sie fand, hatte sie einen in der Hand, Ludo. Wenn Sie einverstanden sind, Mr Crouch, sollten wir horen, was sie selbst dazu zu sagen hat.«
Crouch lie? nicht erkennen, ob er Mr Diggory uberhaupt verstanden hatte, doch Mr Diggory schien sein Schweigen fur Zustimmung zu halten. Er hob seinen eigenen Zauberstab, richtete ihn auf Winky und sagte:»Enervate!«
Winky regte sich ein wenig. Ihre gro?en braunen Augen offneten sich und sie blinzelte ein paar Mal recht verwirrt. Unter den stummen Blicken der Zauberer setzte sie sich zitternd auf den Hintern. Dann bemerkte sie Mr Diggorys Fu?e und sah langsam und bebend zu ihm auf; noch langsamer schlie?lich hob sie ihren Kopf zum Himmel. Harry sah den Schadel zweifach in ihren Augen gespiegelt. Sie keuchte, lie? den Blick verstort uber die Lichtung voller Zauberer huschen und brach dann in angsterfulltes Schluchzen aus.