Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (читать лучшие читаемые книги .TXT) 📗
Er sagte:»Es wird fast zwei Stunden dauern, bis wir Naheres ausmachen konnen. Lassen Sie die Leute essen, bevor wir >Klar Schiff zum Gefecht< anschlagen.»
Herrick sah ihn grimmig an.»Sie glauben tatsachlich, da? es Ro-pars' Geschwader ist, Sir?»
Loveys, der bleichgesichtige Schiffsarzt, kam nach achtern, um uber Babbages Zustand zu berichten. Er sah selber wie der wandelnde Tod aus.
Bolitho fragte:»Glauben Sie's nicht, Thomas?»
Herrick zog eine Grimasse.»Ich hatte nie gedacht, da? ich einmal das Insichtkommen eines Feindes begru?en wurde. Aber nach diesem Auftritt mache ich eine Ausnahme.»
Bolitho horchte auf das Getrappel eiliger Fu?e und vermutete, da? Herricks Ausguckposten endlich die anderen Schiffe gesichtet hatte. Er schluckte eine weitere Tasse starken Kaffees hinunter und warf Allday einen vorwurfsvollen Blick zu, als er Brandy darin schmeckte.
«Sie wissen doch, da? ich in solchen Augenblicken nie Alkohol trinke!»
Allday blieb unbewegt.»Bisher waren wir auch in warmeren Zonen, Sir. Dies gibt Ihnen Kraft.»
Der Posten rief durch die Tur:»Fahnrich der Wache, Sir!»
Es war Aggett, der alteste >junge Herr< der Benbow.
Bolitho sah ihn so ruhig an, wie es ihm moglich war.
«Meldung von Mr. Browne, Sir. Wir haben soeben ein weiteres Signal von der Relentless bekommen.»
Bolitho sagte geduldig:»Schon, Mr. Aggett, aber ich kann leider keine Gedanken lesen!»
Der Junge errotete.»Acht fremde Segel im Nordwesten, Sir.»
Bolitho verdaute diese neue Nachricht. Es waren also acht. Ihre Chancen verschlechterten sich.
Er sagte:»Empfehlung an den Flaggleutnant, er mochte ein Signal an Lookout zur Weitergabe an Relentless machen: >Erkunden Sie weiteres uber die gesichteten Schiffe, und machen Sie Meldung an den AdmiralStyx heimgeschickt worden war, hatte sich seine Verantwortung verdoppelt. Seine Meldungen war lebenswichtig fur das Geschwader.
Allday nahm den alten Sabel herunter und wartete, da? Bolitho den Arm hob, damit er ihn am Koppel einhaken konnte.
«Der pa?t besser zu Ihnen, Sir.»
Bolitho reichte Ozzard die leere Tasse.»Sie sind sentimental, All-day. «Nachdem er noch einen schnellen Blick durch die Heckfenster geworfen und sich vergewissert hatte, da? Wind und Beleuchtung unverandert waren, ging er an Deck.
Die Signalgasten schufteten wie die Teufel, Flaggen jagten zur Rah hoch und wieder herunter, Wiederholungen, Verstanden-Meldungen, Fragen. Er stellte abermals fest, da? diese Fachleute den au?erlich unbeteiligten Browne offenbar mochten und anerkannten.
Browne ubersah nichts. Vielleicht hatte Inskip recht, da? er einen Platz in Whitehall oder im Parlament verdiente.
Ein Steuermannsmaat gab ein hoflich warnendes Rauspern von sich, und Herrick wandte sich um, seinen Vorgesetzten zu begru?en.
«Haben Sie es gehort, Sir? Ich habe den Sechsten Offizier mit seinem Fernglas auf die Gro?bramsaling geschickt. Die anderen Schiffe sind in Sicht. Acht, soweit wir bisher wissen, aber noch nicht auszumachen, wie gro? sie sind.»
Browne rief:»Von Lookout, Sir: Feind in Sicht!»
Bolitho sah ihn unbeweglich an.»Machen Sie >Verstanden<. Danach: >Befehl an alle: Klar Schiff zum Gefecht
Er achtete nicht auf die plotzliche Erregung ringsum, auf das geschaftige Quietschen der Flaggleinenblocke, sondern sagte zu Herrick:»Sie hatten recht, Thomas.»
Herrick grinste.»Nur wei? ich nicht, ob ich mich daruber freuen soll.»
Wolfe tippte an seinen Hut und fragte drangend:»Darf >Klar Schifft angeschlagen werden, Sir?«»Aye. Fangen wir damit an.»
Sobald die Trommeln alle Mann auf ihre Klarschiffstationen riefen, quollen Matrosen und Seesoldaten wie eine Flutwelle aus den Luken und Niedergangen hervor. Sie hatten schon darauf gewartet, und die meisten merkten nichts von den bangen Ahnungen ihres Kommandanten oder den Zweifeln ihres Admirals.
Bolitho horte, wie die Vorhange im Achterschiff abgenommen und alle Hindernisse, seien es Seekisten oder Mobelstucke, nach unten in die Raume unter der Wasserlinie getragen wurden. Das gehorte dazu, um das Schiff in volle Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Das untere Batteriedeck war jetzt ein einziger gro?er Raum, vom Bug bis zum Heck an jeder Seite mit Kanonen bestuckt. Die Zweiunddrei?iger waren schon bemannt, ihre Zurrings gelost, wahrend die Schiffsjungen rundherum, auch um die Beine der Bedienungsmannschaften, Sand ausstreuten. Auf dem oberen Batteriedeck, wo die Achtundzwanzig-pfunder standen, zur Halfte von den Laufbrucken abgedeckt, die Vor-und Achterschiff an beiden Seiten miteinander verbanden, war man ebenso geschaftig.
Bolitho beobachtete die Geschutzbedienungen auf dem Achterschiff, die sich wie bei ihrem taglichen Exerzieren bewegten. Sie uberholten die Taljen der Neunpfunder und legten sich ihre Werkzeuge so sorgsam zurecht wie Chirurgen vor der Operation, wahrend die Seesoldaten sich wie eine feuerrote Raupe zwischen ihnen hindurch zur Hutte und Back wanden. Von den Seesoldaten wurden die Gefechtsstande in den Masten und die weniger beliebten Posten vor den Luken besetzt, wo sie zu verhindern hatten, da? Verangstigte sich nach unten verdruckten.
Solche Vorkehrungen waren notwendig, denn es kam vor, da? Neulinge durch das furchterliche Krachen der Artillerie und die schrecklichen Kampfszenen den Verstand verloren und versuchten, in den Tiefen des Schiffsleibes Zuflucht zu finden.
Er horte Wolfe argerlich ausrufen:»Verdammt, Mr. Speke. Die In-domitable war schneller als letztes Mal. Sie hat uns geschlagen!»
Browne meldete:»Von Relentless, Sir. «Er schielte auf die Merktafel des Fahnrichs.»Funf Linienschiffe, zwei Fregatten und ein Transporter.»
Bolitho lie? sich ein Teleskop von einem Steuermannsmaaten geben und kletterte in die Wanten. Dabei war er sich bewu?t, da? die nachststehenden Geschutzbedienungen ihn genau beobachteten. Von einem Mann in feinem Mantel mit glitzernden Epauletten erwarteten sie mehr als von ihresgleichen.
Er wartete und stutzte sein Glas gegen die vibrierenden Webeleinen, bis die Benbow sich trage auf einer langen See, die diagonal unter ihrem Kiel hindurchlief, erhob, bevor sie wieder in das nachste Wellental hinabsank.
In diesen Sekunden sah Bolitho den Feind zum ersten Mal. Nicht nur als ein paar dunkle Segel vor einem truben Himmel, sondern als Schiffe. Er zweifelte nicht, da? der franzosische Befehlshaber ihn ebenfalls beobachtete.
Sechs gro?e Schiffe in zwei Kolonnen. Das zweite der Luvkolonne fuhrte die Flagge eines Vizeadmirals. Wenn es fur Bolitho noch irgendwelche Zweifel gegeben hatte, jetzt waren sie verflogen.
Hinter den beiden Kolonnen standen die Fregatten. Wahrscheinlich warteten sie dort — frei vom Geschwader abgesetzt — , bis sie Bolithos Starke, vor allem an Fregatten, erkannt hatten.
Er rief:»Ich schatze, da? sie Kurs Sudost steuern, Captain Herrick.»
Herrick antwortete ebenso formlich:»Das ist auch meine Ansicht,
Sir.»
Bolitho wartete, bis der nachste Roller den machtigen Leib der Ben-bow anhob, und suchte dann nach dem Transporter. Es war wohl das letzte Schiff in der Lee-Kolonne, entschied er. Das war der beste Platz, um sich abzusetzen oder in den Schutz der Fregatten zu begeben, wenn es befohlen wurde. Was mochte er wohl geladen haben? Gewi? keine Vorrate, eher einige von Napoleons Elitetruppen, Manner, die das Wort Niederlage kaum kannten. Der Zar von Ru?land wurde sicherlich einige ihrer Ratschlage gebrauchen konnen, bevor er sich in die allgemeine Kriegsarena wagte. Moglicherweise waren es auch Truppen, die die gekaperten britischen Handelsschiffe bewachen sollten. Gut, dachte Bolitho grimmig, wie der Tag auch ausgehen mochte: diese Schiffe waren vor Ropars nun in Sicherheit. Au?erdem hatte die Tat der Styx vielleicht die Schweden und Preu?en weniger geneigt gemacht, die Ziele des Zaren zu unterstutzen.