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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander (бесплатные книги полный формат .TXT) 📗

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Deshalb sagte Herrick vorsichtig:»Die Nicator wird als erste fertig, Sir. Der Rest des Geschwaders sollte bis September einsatzbereit sein, wenn diese Rauber in der Werft ein Einsehen haben.»

«Und was ist mit der Styx? »

Bei der Frage nach der einzigen Fregatte des Geschwaders, die das Gefecht uberlebt hatte, trat ein geistesabwesender Blick in Herricks Augen. Sie hatten damals ihre zweite Fregatte und eine Korvette verloren — ausgeloscht mit allen Menschen, als hatte es sie nie gegeben.

Herrick wartete, bis Ozzard ihre Weinglaser wieder gefullt hatte, dann antwortete er:»Auf Styx wird Tag und Nacht gearbeitet, Sir. Kapitan Neale bringt seine Leute dazu, ein Wunder nach dem anderen zu wirken. «Entschuldigend fugte er hinzu:»Ich selbst bin gerade erst aus Kent zuruckgekehrt, Sir, kann Ihnen aber bis heute abend einen vollstandigen Bericht uber die Benbow geben.»

Bolitho war aufgesprungen, als hielte es ihn nicht langer auf seinem Stuhl.

«Aus Kent?«Er lachelte.»Vergeben Sie mir, Thomas, ich verga?. Ich hatte zu viele eigene Sorgen im Kopf, um mich zu erkundigen: Wie war die Hochzeit?»

Aber als Herrick den Ablauf der Ereignisse zu schildern begann, der schlie?lich in der Hochzeit seiner Schwester mit seinem ehemaligen Ersten Offizier den Hohepunkt erreichte, schweiften Bo-lithos Gedanken schon wieder ab. Als er nach der Schlacht von Kopenhagen nach Falmouth zu-

ruckgekehrt war, hatte er sich gefuhlt wie der glucklichste und zufriedenste Mensch. Denn erstens hatte er uberlebt; zweitens konnte er mit seinem Neffen Adam Pascoe und seinem Bootsmann und Freund John Allday ins Haus der Bolithos zuruckkehren. Vor allem aber erwartete ihn dort Belinda. Immer noch konnte er nicht an sie denken, ohne jedesmal zu furchten, da? diese Frau nur ein Traum, ein grausamer Scherz des Schicksals war, aus dem ihn eines Tages die bittere Wirklichkeit rei?en wurde.

Er hatte die Schlacht, das Geschwader und alles andere vergessen, als sie gemeinsam das alte Haus erforscht hatten, als seien sie hier fremd. Sie hatten Plane geschmiedet, hatten sich geschworen, nicht eine einzige Minute von Bolithos Landurlaub zu vergeuden.

Es gingen sogar Geruchte uber einen Friedensschlu? um. Nach dem jahrelangen Krieg, nach Blockade und gewaltsamem Tod sollten nun endlich Geheimverhandlungen in London und Paris stattfinden, in denen es um einen Waffenstillstand ging, um eine Atempause, bei der keine der kriegfuhrenden Parteien furchten mu?te, an Prestige zu verlieren. Fur Bolitho hatte das in seinem Glucksrausch ganz plausibel geklungen.

Aber nach den ersten beiden Wochen war ein Kurier aus London eingetroffen und hatte Bolitho den Befehl uberbracht, sich umgehend auf der Admiralitat bei Admiral Sir George Beauchamp zu melden, seinem alten Vorgesetzten und Gonner, der ihm seinerzeit das Kommando uber das Ostseegeschwader ubertragen hatte.

Doch selbst dann noch hatte Bolitho im dramatischen Auftritt des Kuriers nichts weiter gesehen als eine kurze Unterbrechung.

Belinda war mit ihm zur Kutsche geschlendert, hatte sich lachend und Warme ausstrahlend an ihn geschmiegt, als sie ihm weiter von ihren Planen erzahlte, von den Hochzeitsvorbereitungen wahrend seines Londoner Aufenthalts. Bis zu ihrer Heirat sollte sie im Gutshaus des Richters wohnen, denn in einer Hafenstadt wie Falmouth gab es immer lose Zungen, und Bolitho wollte keinen Schatten auf ihrem gemeinsamen Anfang. Zwar verabscheute er Richter Lewis Roxby von ganzem Herzen und konnte immer noch nicht begreifen, weshalb seine Schwester Nancy ausgerechnet ihn geheiratet hatte. Aber wenigstens wurde es Belinda dort nicht langweilig werden, denn er besa? einen Reitstall und ein wachsendes Imperium von Bauernhofen und Weilern. Roxbys Bedienstete nannten ihn hinter seinem Rucken den» Konig von Cornwall».

Der Schreck war Bolitho erst in die Glieder gefahren, als er in Admiral Beauchamps Dienstzimmer gebeten wurde. Der Admiral war zwar immer schmal und gebrechlich gewesen, schien an seinen Epauletten und Goldlitzen ebenso schwer zu tragen wie an seiner ungeheuren Verantwortung; wo ein britisches Kriegsschiff im Dienste des Konigs segelte, dort war er mit seinen Gedanken. Aber jetzt sa? er tief uber seinen papierbeladenen Schreibtisch gebeugt und konnte sich zu Bolithos Begru?ung nicht einmal erheben. Obwohl erst sechzig, sah er aus wie ein Hundertjahriger. Nur in seinen hellwachen Augen funkelte immer noch das alte Feuer.

«Wir wollen keine Zeit verlieren, Bolitho. Ihnen bleibt namlich nur noch ganz wenig und mir uberhaupt keine mehr.»

Es war ihm anzusehen, da? mit jedem muhsamen Atemzug, mit jeder verstrichenen Stunde mehr Leben aus ihm entwich. Bolitho war erschuttert, aber auch fasziniert von der Intensitat des schmachtigen Mannes, dessen starkster Charakterzug immer sein Enthusiasmus gewesen war.

«Ihr Geschwader hat sich tapfer gehalten. «Seine klauenartige Hand tastete blindlings uber die Papierhaufen.»Zwar haben wir viele gute Manner verloren, aber andere stehen bereit, ihre Stelle einzunehmen. «Sein Kopf sank vornuber, als seien die Worte fur ihn zu schwer.»Ich verlange viel von Ihnen, Bolitho, wahrscheinlich sogar zuviel — ich wei? es nicht. Sie haben von dem Waffenstillstandsangebot gehort?«Durch die hohen Fenster fiel Sonnenlicht und reflektierte von Beauchamps tiefliegenden Augen, als brenne Licht in einem Totenschadel.»Diese Geruchte entsprechen den Tatsachen. Wir brauchen Frieden — zu Bedingungen, die trotz aller Scheinheiligkeit noch akzeptabel sind, damit wir Zeit gewinnen, eine Atempause vor der endgultigen Entscheidung. «Bolitho hatte leise gefragt:»Sie trauen den Franzosen nicht, Sir?»

«Niemals!«Der Ausruf schien Beauchamp die letzten Krafte gekostet zu haben, denn er konnte erst nach langerer Pause fortfahren:»Die Franzosen wollen uns fur sie vorteilhafte Bedingungen aufzwingen. Um Druck auf die Verhandlungen auszuuben, sammeln sie in ihren Kanalhafen bereits eine Invasionsflotte, meist Prahme und Schuten, und an Land Truppen und Artillerie, die diese Flotte aufnehmen soll. Bonaparte hofft, unser Volk so einzuschuchtern, da? wir Vertragsbedingungen akzeptieren, die nur fur ihn von Vorteil sind. Spater, wenn die Wunden der Franzosen verheilt, ihre Schiffe ersetzt und ihre Regimenter aufgefullt sind, wird er den Vertrag zerrei?en und uns angreifen. Wenn es erst so weit kommt, haben wir keine zweite Chance.»

Wieder eine Pause, dann murmelte Beauchamp fast tonlos:»Wir mussen England sein Selbstvertrauen zuruckgeben. Mussen beweisen, da? wir immer noch angreifen konnen, nicht nur verteidigen. Einzig auf diese Weise erringen wir eine gleichberechtigte Verhandlungsposition. Jahrelang haben wir die Franzosen zuruck in ihre Hafen gescheucht oder sie gestellt und bekampft, bis sie sich ergeben mu?ten. Blockade und Patrouille, die KiellinienFormation oder Einzelaktionen — das hat die englische Kriegsmarine machtig gemacht. Aber Bonaparte ist Infanterist, vom Seekrieg versteht er nichts, und Gott sei Dank hort er nicht auf den Rat von Leuten, die sich auskennen.»

Die Stimme war immer schwacher geworden, und Bolitho hatte schon uberlegt, ob er Hilfe herbeirufen sollte.

Doch dann hatte Beauchamp sich ruckartig aufgerichtet und hervorgesto?en:»Wir brauchen eine Geste! Eine Demonstration unserer Starke. Und unter all den jungen Offizieren, die ich im Laufe der Zeit beobachtete und forderte, haben nur Sie mich nie enttauscht. «Eine Fingerklaue hob sich und winkte wie eine Karikatur des Mannes, den Bolitho einmal gekannt hatte.»Na ja, jedenfalls nicht in dienstlichen Angelegenheiten.«»Besten Dank, Sir.»

Beauchamp horte ihn gar nicht.»Machen Sie moglichst viele Ihrer Schiffe moglichst schnell klar zum Auslaufen. Ich habe Instruktionen ausgefertigt, wonach Ihnen das Oberkommando uber ein Blockade-Geschwader vor Belle Ile [6] ubertragen wird. Weitere Schiffe werden zu Ihrer Verstarkung abgestellt, sobald meine Depeschen den Hafenadmiralen ausgehandigt sind. «Er hatte Bolitho starr angeblickt.»Ich brauche Sie drau?en auf See. In der Biskaya. Ich wei?, ich verlange viel von Ihnen, aber schlie?lich habe auch ich mein Letztes gegeben.»

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6

Belle Ile (en Mer): gro?te der Bretonischen Inseln

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