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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander (бесплатные книги полный формат .TXT) 📗

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Das Bild des hohen Dienstzimmers in der Admiralitat, der Blick auf die belebte Stra?e, die eleganten Kutschen, vielfarbigen Damenroben und scharlachroten Uniformen verschwamm vor Bo-lithos Augen und wich wieder dem Anblick der Kapitanskajute auf der Benbow. Er sagte:»Admiral Sir George Beauchamp hat mir befohlen auszulaufen, Thomas. Es darf keine Widerrede und nur die geringstmogliche Verzogerung geben. Unvollendete Reparaturen, Unterbemannung, noch nicht gelieferte Munition, fehlendes Pulver — ich brauche alle Angaben bis ins letzte Detail. Deshalb schlage ich ein Treffen aller Kommandanten meines Geschwaders vor. Gleich anschlie?end lasse ich einen Brief an Kapitan Inch aufsetzen, der sofort mit Kurier nach Chatham auf sein Schiff gebracht werden mu?.»

Herrick konnte Bolitho nur anstarren.»Das klingt nach Zeitdruck, Sir.»

«Kann sein. «Bolitho dachte wieder an Beauchamps Worte: >Ich brauche Sie drau?en auf See.< Mit einem Blick in Herricks besorgtes Gesicht sagte er:»Tut mir leid, da? ich Ihr junges Gluck storen mu?. «Er zuckte die Schultern.»Ausgerechnet in die Biskaya segeln wir.»

Vorsichtig erkundigte sich Herrick:»Als Sie nochmals kurz nach Falmouth zuruckkehrten, Sir…«Bolithos Blick fiel durch die Heckfenster auf ein Proviantboot, das sich der Benbow naherte. Er antwortete:»Als ich zuruckkam, stand das Haus leer. Zum gro?en Teil war das meine eigene Schuld. Belinda ist mit meiner Schwester und deren Mann nach Wales gereist, wo sie sich ein von meinem Schwager erworbenes Gut ansehen wollen.»

Er wandte sich ab, um seine Verbitterung, seine Verzweiflung zu verbergen.

«Wer hatte auch vermutet, da? ich nach dem Dienst in der Ostsee und nach dieser Holle von Kopenhagen schon so bald wieder auslaufen mu??«Er blickte sich um, wie nach den Toten und Verwundeten, welche diese Kajute schon gesehen hatte.»Wie wird sie es aufnehmen, Thomas? Was bedeuten Worte wie >Pflicht< und >Ehre< fur eine Frau, die schon so viel verloren hat?»

Herrick beobachtete Bolitho und scheute sich fast zu atmen. Er konnte es sich so gut vorstellen: Bolithos hastige Ruckkehr nach Falmouth, die vorher zurechtgelegten Erklarungen — unter anderem, wie sehr er Beauchamp verpflichtet war, auch wenn die geforderte Geste sich als fruchtlos erweisen sollte. Beauchamp hatte im Krieg gegen Frankreich seine Gesundheit verschlissen. Er hatte Bolitho zum erstenmal die Chance geboten, ein ganzes Geschwader zu kommandieren. Nun war er dem Tode nahe und seine Lebensaufgabe immer noch unvollendet.

Herrick kannte Bolitho besser als sich selbst. Also deshalb war Bolitho auf sein Schiff gekommen! Sein Haus hatte leer gestanden, und er selbst hatte keine Moglichkeit mehr gehabt, Belinda Laid-law uber die jungsten Entscheidungen zu informieren.

«Sie wird mich verachten, Thomas. Jemand anderer hatte an meiner Stelle segeln konnen. Konteradmirale, besonders so junge wie mich, gibt es dutzendweise. Warum gerade ich? Was bin ich — ein Ubermensch?»

Herrick mu?te lacheln.»So etwas denkt sie ganz bestimmt nicht, Sir, das wissen Sie auch. Wir wissen es beide.»

«Wirklich?«Bolitho legte Herrick im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter, als suche er eine Bestatigung.»Ich wollte ja noch bleiben. Aber ich hatte Beauchamps Drangen zu folgen. Es war das mindeste, was ich ihm schuldete.»

Es hatte ihn an den Alptraum erinnert, der ihn gelegentlich heimsuchte: Er kam zuruck in ein menschenleeres Haus, wilde Blumen bluhten auf der Gartenmauer uber der Steilkuste, umsummt von Bienen, aber die Hauptakteure waren nicht da, um sich an dem Anblick zu freuen, nicht einmal sein Neffe und Erbe Adam Pascoe. Unglucklicherweise hatte er wenige Stunden nach Bolithos Aufbruch mit dem Kurier einen Gestellungsbefehl auf ein anderes Schiff erhalten.

Trotz seines Kummers mu?te Bolitho lacheln. Die Royal Navy brauchte dringend erfahrene Offiziere, und Adam Pascoe war versessen auf jede Gelegenheit, die ihn seinem gro?en Ziel, dem Kommando uber ein eigenes Schiff, naherbringen konnte. Also verdrangte Bolitho die besorgten Gedanken. Adam war gerade einundzwanzig geworden, das ideale Alter. Er durfte sich nicht zu sehr um ihn sorgen.

Gedampft drang die Stimme des Wachtpostens durch die Tur:»Der Bootsfuhrer des Admirals, Sir!»

Allday trat ein und lachelte breit zu Bolitho hinuber, Herrick begru?te er mit einem frohlichen Nicken:»Captain Herrick, Sir. «Dann stellte er einen gro?en Seesack auf dem Boden ab.

Bolitho schlupfte in seinen Uniformrock und lie? Ozzard den Haarzopf uber dem goldbetre?ten Kragen zurechtzupfen. Die ganze Angelegenheit hatte nur eine gute Seite, und beinahe hatte er sie vergessen.

«Ich werde meine Flagge auf Styx setzen, Thomas. Je fruher ich zu den anderen Schiffen meines Geschwaders vor Belle Ile sto?e, desto besser. «Aus der Innentasche seines Rocks holte er einen langen Briefumschlag hervor und reichte ihn dem erstaunten Herrick.»Von den Lordschaften der Admiralitat, Thomas, und zwar mit Wirkung von morgen mittag zwolf Uhr an. «Bolitho nickte Allday zu, der einen langen scharlachroten Kommodorewimpel aus dem Seesack zog und ihn wie einen Teppich auf dem Boden ausbreitete.»Sie, Kapitan Thomas Herrick, Kommandant des Kriegsschiffes Seiner Majestat Bendow, werden hiermit zum Kommodore dieses Geschwaders ernannt und mit allen entsprechenden Pflichten und Vollmachten betraut. «Bolitho druckte Herrick das Couvert in die eine Hand und schuttelte ihm die andere herzhaft.»Herrgott, Thomas, wenn ich Ihr verdattertes Gesicht sehe, geht es mir gleich viel besser.»

Herrick hatte einen Klo? in der Kehle.»Ich, Sir — Kommodore?»

Allday grinste breit.»Gut gemacht, Sir!»

Herrick starrte auf den roten Wimpel zu seinen Fu?en nieder.»Und mit einem eigenen Flaggkapitan? Wen — ich meine, was.»

Bolitho lie? mehr Wein kommen. Der Kummer druckte ihm immer noch das Herz ab, er fuhlte sich Belinda gegenuber weiterhin als Versager, aber die Verwirrung seines Freundes hatte ihn doch etwas aufgeheitert. Hier waren sie in ihrer Welt. Jene andere Welt, in der von Heirat gesprochen wurde und von Geborgenheit, von Frieden und einer gesicherten Zukunft, sie hatte hier an Bord nichts zu suchen.

«Bestimmt ist in den Depeschen, die Sie aus London erreichen werden, alles Nahere erlautert, Thomas. «Herricks Verstand hatte die Neuigkeit jetzt sichtlich akzeptiert und begann, sie zu verarbeiten. Die Navy brachte einem das bei — das und mehr. Wer diese Flexibilitat nicht besa?, erlitt Schiffbruch.»Denken Sie doch daran, wie stolz Dulcie sein wird«, schlo? Bolitho.

Herrick nickte bedachtig.»Ja, wahrscheinlich. «Aber dann schuttelte er den Kopf.»Doch wie dem auch sei — Kommodore!«Er sah Bolitho mit seinen blauen Augen offen an.»Ich hoffe, da? wir dadurch nicht allzu weit auseinanderdriften, Sir.»

Nun mu?te Bolitho sich abwenden, um seine Ruhrung zu verbergen. Wie typisch fur Herrick, als erstes an so etwas zu denken! Nicht an die langst uberfallige Beforderung, die sein Recht und sein Verdienst war, sondern an die Auswirkungen, die sie auf ihre Freundschaft haben mochte.

Alldays Aufmerksamkeit schien plotzlich ganz von den beiden Sabeln, die am Querschott hingen, in Anspruch genommen. Der eine war eine Prunkwaffe, Bolitho in Anerkennung seiner Tapferkeit im Mittelmeer und bei der Schlacht von Abukir [7] von der Stadt Falmouth uberreicht. Der andere Sabel war weder so prunkvoll noch so glanzend, er wirkte sogar etwas altmodisch und schabig, mu?te aber vollendet ausbalanciert in der Hand liegen. Dennoch konnte die Prunkwaffe, und hatte es sie auch hundertfach gegeben, mit ihrem ganzen Gold und Silber nicht den Wert der alten Waffe aufwiegen. Es war der Familiensabel der Bolithos, auf mehreren Portrats in dem alten Haus in Falmouth zu sehen und Allday von vielen hei?en Gefechten her wohlvertraut: einmalig, unbezahlbar und unersetzbar.

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7

am 1.8. 1798

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