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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Es klopfte, und Graves betrat die Kajute. Er hielt ihm einen Leinenumschlag hin.»Das ist soeben vom Wachboot ubergeben worden, Sir.»

Bolitho ging wieder zum Fenster und offnete den Umschlag mit einem Messer. Er hoffte, da? Graves Tyrells elende Verfassung nicht bemerken wurde, da? die kurze Zeit, die er zum Lesen brauchte, dem Leutnant genugte, sich wieder zu fassen.

Die Order war sehr kurz.

Bolitho sagte rasch:»Wir haben Befehl, morgen mit der ersten Morgendammerung Anker zu lichten. Wir werden wichtige Depeschen fur den Admiral in Antigua mit uns fuhren.»

In seinen Gedanken zogen all die vielen Seemeilen vorbei, die lange Reise nach English Harbour und zu Colquhoun zuruck.

«Mir macht es nichts aus, Sir«, sagte Graves.»Diesmal konnen wir auf etwas stolz sein.»

Bolitho forschte in seinen Zugen. Was fur ein phantasieloser Mensch er doch war.

«Eine Empfehlung an den Steuermann. Sagen Sie ihm, er soll sofort alle Vorbereitungen treffen.»

Als Graves gegangen war, fugte Bolitho hinzu:»Vielleicht wollen Sie das Abendessen mit mir doch lieber etwas aufschieben?»

Tyrell stand auf. Seine Finger beruhrten die Tischplatte, als ob er sein eigenes Gleichgewicht prufen wollte.

«Nein, Sir, ich wurde gerne kommen. «Er schaute sich in der Kajute um.»Hier habe ich Jane zum letzten Mal gesehen. Es hilft mir jetzt ein bi?chen.»

Bolitho sah ihn hinausgehen und horte, wie eine Kabinentur zugeworfen wurde. Dann setzte er sich mit einem Seufzer an den Tisch und begann seine Eintragungen ins Logbuch zu machen.

Schon seit sieben sorglosen Tagen stampfte der Bugspriet der Sparrow sudwarts. Die Korvette nutzte alle Vorteile eines stetigen Windes, der sich in Richtung und Starke kaum anderte, voll aus. Die Brise schien allen Uberdru? und die brutende Hoffnungslosigkeit, unter der die meisten Manner der Besatzung in New York gelitten hatten, weggeweht zu haben. Die geblahten Segel unter wolkenlosem Himmel strahlten ein Gefuhl neuer Freiheit aus. Sogar die Erinnerung an den letzten Kampf, an die Gesichter jener Kameraden, die gefallen waren oder nun als Kruppel auf die Heimreise warteten, war ein Teil der Vergangenheit geworden, wie alte Narben, die eine gewisse Zeit zum Verheilen brauchen.

Bolitho studierte seine Karten und uberprufte die taglichen Bestecksrechnungen. Er hatte allen Grund, mit den Eigenschaften seines Schiffes zufrieden zu sein. Die Sparrow hatte bereits uber tausend Meilen zuruckgelegt und schien wie ihr Kapitan von dem Wunsch getrieben zu sein, das Festland so weit als moglich hinter sich zu lassen. Bisher war auf der Reise noch kein einziges Segel gesichtet worden, und die letzten Mowen waren vor zwei Tagen davongeflogen. Die Routine an Bord eines so kleinen Kriegsschiffes war regelma?ig und sehr sorgfaltig geplant, so da? die Umstande so ertraglich wie moglich gehalten werden konnten. Wenn die Leute nicht hoch uber Deck an den Segeln oder im Rigg arbeiteten, verbrachten sie viel Zeit beim Geschutzdrill oder mit harmlosen Ringerwettkampfen und Kampfen mit Stocken unter Stockdales kundigem Auge.

Auch auf dem Achterdeck gab es gewohnlich einigen Zeitvertreib, um die Monotonie des leeren Horizonts zu unterbrechen, und Bolitho lernte seine Offiziere noch besser kennen. Fahnrich Heyward hatte sich als ausgezeichneter Degenfechter erwiesen und verbrachte manch eine Hundewache, indem er Bethune und die Steuermannsmaaten in der Fechtkunst unterwies. Die gro?te Uberraschung allerdings lieferte Dalkeith. Eines Tages war der plumpe Schiffsarzt mit dem schonsten Paar Pistolen, das Bolitho je gesehen hatte, an Deck erschienen. Sie pa?ten wunderbar zusammen, waren von Dodson in London hergestellt worden und mu?ten ein kleines Vermogen gekostet haben. Wahrend einer der Schiffsjungen Holzstuckchen uber Bord warf, wartete Dalkeith an der Reling, bis sie vorbeigetrieben waren. Dann knallte er sie ab, scheinbar ohne uberhaupt zu zielen. Solche Zielsicherheit war unter Schiffsarzten hochst selten. Dies und der Wert der Pistolen lie? Bolitho mehr uber Dalkeiths Vergangenheit nachdenken.

Gegen Ende des siebten Tages bemerkte Bolitho die ersten Anzeichen einer Wetterverschlechterung. Der Himmel, der bisher klar und bla?blau gestrahlt hatte, bezog sich mit verwischten Wolkenzungen, und das Schiff stampfte immer heftiger in einer hohen Dunung. Das Barometer schwankte unruhig, doch war es eher ein unbestimmtes Gefuhl, das ihm verriet, da? ihnen ein rechter Sturm bevorstand. Der Wind hatte auf Nordwest zuruckgedreht und wies alle Anzeichen weiterer Verschlechterung auf. Bolitho konnte seine Feuchtigkeit und seine zunehmende Kraft deutlich im Gesicht fuhlen.

Buckle nickte.»Vielleicht wieder ein Hurrikan.»

«Kann sein. «Bolitho ging zum Kompa?.»Fallen Sie einen Strich ab. «Dann gesellte er sich zu Tyrell an der Achterdecksreling.»Die Auslaufer eines Sturmes, vielleicht. Jedenfalls werden wir vor Einbruch der Dunkelheit Segel reffen mussen. Moglicherweise auch schon fruher.»

Tyrell nickte. Seine Augen beobachteten die bauchigen Segel.»Das Gro?bramsegel scheint gut zu ziehen. Die Leute haben in der Takelage gute Arbeit geleistet, wahrend wir vor Anker lagen. «Er sah, wie der Stander im Masttopp sich drehte und dann immer deutlicher zum Backbordbug hin auswehte.»Verdammter Wind, sieht aus, als wolle er noch mehr zuruckdrehen.»

Buckle grinste murrisch.»Kurs Sud-Sudost, Sir.»

Er fluchte, als das Deck sich stark uberlegte und ein heftiger Gischtschauer uber das Schanzkleid prasselte.

Bolitho uberlegte, was als nachstes zu tun sei. Bis jetzt hatten sie eine schnelle Reise gehabt. Es gab keinen Grund, sich die Segel von den Rahen rei?en zu lassen, nur um dem Wind zu trotzen. Er seufzte. Vielleicht wurde der Wind bald wieder nachlassen.»Lassen Sie Bramsegel wegnehmen, Mr. Tyrell. Die Bo wird gleich einfallen.»

Er machte Tyrell Platz, der nach seinem Schalltrichter rannte.

Vom rollenden Schiff aus konnte er jetzt sehen, wie der sprichwortliche Regenvorhang uber die unregelma?ige Dunung heranzog und den Horizont mit einem engmaschigen, grauen Eisengespinst ausloschte.

Nach einer Stunde hatte der Wind weiter zuruckgedreht und war zu Sturmstarke angewachsen. See und Himmel vereinigten sich in zerstiebenden Wogenkammen und stromendem Regen. Es war sinnlos, dagegen ankampfen zu wollen. Unter jagenden Wolkenwalzen drehte die Sparrow mit niedergepre?ten Toppen ab und lenzte vor dem Sturm. Die Toppsgasten kampften hart, um ein weiteres Reff in die durchna?ten Segel einzustecken. Von Regen und fliegendem Gischt halb geblendet, tasteten sie mit ihren Fu?en nach sicherem Stand. Fluchend und brullend setzten sie all ihre Kraft ein, um die storrischen Segel in ihre Gewalt zu bekommen.

Die Nacht brach vorzeitig herein, und unter dicht gerefften Marssegeln jagte die Korvette durch die Finsternis. Die kleine, begrenzte Welt des Schiffes war von riesigen Wogenkammen umbrandet, das Leben der Manner war bei jedem Schritt von der See bedroht, die uber die Reling hereinbrach und brodelnd wie ein hochgehender Flu? uber die Decks rauschte. Selbst wenn die Freiwache zeitweise nach unten geschickt wurde, gab es fur die Manner kaum eine Moglichkeit, sich zu erholen. Alles war tropfna? oder feucht, und der Koch hatte schon lange jeden Gedanken, warmes Essen zu machen, aufgegeben.

Bolitho blieb an Deck. Der heulende, jammernde Wind pre?te sein Olzeug wie ein Leichentuch gegen seinen Korper. Wanten und Tauwerk schrien wie die Saiten der Instrumente in einem irrsinnigen Orchester, und hoch uber dem Deck, in Dunkelheit verborgen, knatterten und knallten die Segel. Dann und wann schien der Sturm in kleinen Ruhepausen nachzulassen, doch er hielt nur den Atem an, um aufs neue uber das kampfende Schiff herzufallen. In diesen kurzen Augenblicken konnte Bolitho fuhlen, wie die Salzkruste in seinem Gesicht warm wurde. Er horte das Klanken der Pumpen, die gedampften Schreie unter Deck und auf der Back, wo unsichtbare Seeleute Laschings festzurrten, beschadigte Taue erneuerten oder sich auch nur vergewissern wollten, ob die Kameraden noch lebten.

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