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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Tyrell griff nach seinem Sprachrohr und schrie:»Alle Mann an Deck, alle Mann klar zum Segel setzen!»

Er warf einen kurzen Blick auf Bolitho, der uber das Schanzkleid hinausstarrte. Das Kaperschiff war nur vom Masttopp aus zu sehen. Aber wie gebannt schaute der Kapitan dorthin, wo es sein mu?te, so, als ob er jedes einzelne Geschutz sahe, jede gahnende Kanonenmundung, genau wie an jenem Tag, an dem die Bonaventure den Widerstand der Miranda zur Seite gefegt hatte wie einen Abfallhaufen.

Graves trat auf Tyrell zu. Seine Augen ruhten auf den Seeleuten, die von den Befehlen noch immer verwirrt schienen.

«Es ist nicht leicht, vor einem Feind davonzulaufen«, sagte Tyrell.

Graves zuckte die Achseln.»Und wie steht es mit Ihnen? Ich dachte, Sie sollten mit diesem Ausgang zufrieden sein!«Er fuhr vor dem kalten Blick Tyrells zuruck, fugte aber geschmeidig hinzu:»Fur Sie ware es doch wohl schwer, gegen einen Amerikaner zu kampfen, oder?«Dann eilte er die Leiter hinunter zu seinen Leuten beim Fockmast.

Tyrells Augen verfolgten ihn.»Bastard!«Er sprach nur zu sich selbst und war von seiner eigenen Ruhe uberrascht.»Bastard!»

Als er sich abwandte, sah er, da? Bolitho das Deck verlassen hatte.

Buckle deutete mit dem Daumen auf das Skylight.»Jetzt lacht er nicht mehr, Mr. Tyrell. «Seine Stimme klang grimmig.»Ich mochte sein Kommando nicht haben, nicht fur alle Huren in Ply-mouth.»

Tyrell tippte an das Halbstundenglas und sagte nichts.

Wie anders ist er als Kapitan Ransome, dachte der Leutnant. Er wurde weder Hoffnungen noch Befurchtungen mit jemand von ihnen geteilt haben. Und dieselben Seeleute, die nun bereits an den Wanten aufenterten, waren keineswegs uberrascht gewesen, wenn er eine ahnliche Entscheidung wie Bolitho gefallt hatte. Aber sie glaubten, Bolitho konnte sie uberallhin und gegen alle Chancen fuhren. Deshalb waren sie nun von seiner Entscheidung so verwirrt. Die plotzliche Erkenntnis bekummerte Tyrell. Teilweise, weil Bolitho nicht verstand, vor allem aber, weil er derjenige war, der Bolitho hatte klarmachen sollen, wie fest sie alle zu ihm standen.

Ransome hatte sie immer benutzt, aber nie gefuhrt. Statt ein Beispiel zu geben, hatte er Regeln aufgestellt. Er dagegen. Tyrell blickte auf das Skylight, das jetzt geschlossen war, und in Gedanken horte er wieder eine Madchenstimme.

Graves kam nach achtern und tippte an seinen Hut. Angesichts der vielen beobachtenden Augen blieb sein Ton formell.

«Erlauben Sie, da? ich die Freiwache unter Deck entlasse, Sir?»

«Aye, nur zu, Mr. Graves. «Ihre Blicke kreuzten sich, dann wandte sich Tyrell ab.

Er schritt zur Reling und starrte zu den sorgfaltig getrimmten Segeln, zu den sonnenverbrannten Toppsgasten auf den Rahen hinauf.

Der Freibeuter konnte sie jetzt unmoglich fangen, selbst wenn er sich noch so sehr anstrengte. Ein anderes Schiff vielleicht, einen Kauffahrer oder einen ahnungslosen Handler von den Bahamas, aber niemals die Sparrow.

Er sah den Bootsfuhrer des Kapitans bei den Wanten stehen.»Wie geht es ihm, Stockdale?»

Stockdale schaute ihn prufend an, wie ein Wachhund einen moglichen Eindringling. Dann entspannte er sich ein wenig. Seine gro?en Hande hingen lose an beiden Seiten herunter.

«Er kommt sich vor wie an die Kette gelegt, Sir.»

Zornig blickte er auf das blaue Wasser hinaus.»Aber wir haben schon Schlimmeres erlebt, sehr viel Schlimmeres.»

Tyrell nickte. Aus Stockdales Augen war deutlich zu lesen, da? er die Wahrheit sprach.»Er hat in Ihnen einen guten Freund, Stockdale?»

Der Bootsfuhrer wandte sein zerhauenes Gesicht ab.»Aye, ich habe ihn Dinge tun sehen, bei denen die meisten dieser Burschen hier zu ihren Muttern laufen und beten wurden.»

Tyrell schwieg und ruhrte sich nicht. Er beobachtete das Profil des Mannes, in dessen Gehirn Erinnerungen auftauchten, Ereignisse, die so lebensnah waren, als ob sie erst gestern geschehen waren.

Stockdale sprach mit seiner wispernden Stimme:»Ich habe ihn wie ein Kind getragen. Ich habe ihn so au?er sich vor Zorn gesehen, da? sich kein Totschlager in seine Nahe getraut hatte. Ein anderes Mal habe ich zugeschaut, wie er einen alten Mann in seinen Armen hielt, bis er starb, obwohl man fur den armen Teufel wirklich nichts mehr tun konnte. «Er drehte sich um. Seine Augen blitzten erregt.»Mir fallen die rechten Worte nicht ein, sonst wurden mir alle Leute zuhoren wollen.»

Tyrell streckte eine Hand aus und beruhrte seinen muskulosen Arm.»Sie irren sich, Sie haben die rechten Worte gefunden. Danke, da? Sie mir etwas erzahlt haben.»

Stockdale grunzte und ging schwerfallig zum Niedergang. Nie zuvor hatte er so gesprochen, aber irgendwie traute er Tyrell. Er war wie Bolitho ein Mann, nicht nur ein Offizier. Das genugte ihm.

Den ganzen Tag uber rauschte die Sparrow in gischtspruhender Freiheit dem leeren Horizont entgegen. Die Wachen wechselten, Geschutzubungen fanden statt, und ein Mann wurde ausgepeitscht, weil er nach einem Wortwechsel sein Messer gegen einen Kameraden gezuckt hatte. Aber es gab keine Wettkampfe an Deck, und als Heyward mit seinem Degen erschien, um eine neue Ubungsreihe zu beginnen, fand er keine Teilnehmer. Auch Dalkeith kam nicht aus seinem Lazarett herauf, um ein paar Pistolenschusse abzufeuern.

Bolitho blieb allein mit seinen Gedanken in der Kajute. Er fragte sich, warum sein Befehl uber den Kurs der Sparrow so schwer zu ertragen war. Kommando, Fuhrerschaft, Befehlsgewalt waren nur leere Worte. Sie erklarten nicht seine wirklichen Gefuhle, noch konnten sie bose Ahnungen wegwischen.

Wie der Konteradmiral es gesagt hatte, war der rechte Weg nicht immer beliebt oder am leichtesten zu gehen.

Als die Glocke die erste Hundewache auslautete, horte er wieder einen Schrei aus dem Masttopp.

«Wahrschau an Deck! Segel in Lee voraus!»

Bolitho zwang sich, am Tisch sitzen zu bleiben, bis Fahnrich Bethune nach unten kam und berichtete, da? sich das Segel kaum von der Stelle ruhrte. Das Schiff schien beigedreht zu liegen.

Auch jetzt noch zogerte er, bevor er an Deck erschien. Gab es eine neue Enttauschung? Oder wieder die Notwendigkeit, einem Gefecht auszuweichen? Nur die Zeit und die Entfernung wurden ihm Aufschlu? geben konnen.

Graves hatte die Wache.»Ware es eine unsrer Fregatten, Sir, konnten wir dann nicht umkehren und die Bonaventure angreifen?»

Heyward fugte hinzu:»Vielleicht konnten wir sie dann als Prise nehmen?»

Bolitho sah sie kalt an.»Und wenn es eine franzosische Fregatte ist, was dann?»

Er bemerkte, wie sie unter seinem Blick erstarrten.»Ich schlage vor, da? Sie Ihre Gedanken bei sich behalten.»

Aber das einsame Segel gehorte weder zu einem Freibeuter noch zu einem patrouillierenden Kriegsschiff. Als die Sparrow auf sie zuhielt, beobachtete Bolitho das fremde Schiff durch sein Glas. Er sah die Lucke in seinem Rigg, wo die Gro?stenge heruntergebrochen war wie ein Ast vom Baum. Die riesigen Schrammen an seinen Flanken bewiesen, wie hart Wind und See ihm zugesetzt hatten.

Buckle sagte leise:»Bei Gott, es mu? den vollen Sturm abbekommen haben. Ich glaube, es ist ziemlich ubel dran.»

Tyrell, der zur Gro?stengenrah hinaufgeklettert war, glitt an einer Backstage herunter auf Deck und berichtete.»Das Schiff kenne ich. Es ist die Royal Anne, ein Westindienfahrer.»

Buckle stimmte zu:»Aye, Sie haben recht. Sie setzte drei Tage vor uns Segel in Sandy Hook. Soll nach Bristol bestimmt sein, wie ich horte.»

«Hei?en Sie die Flagge.»

Bolitho schwenkte sein Glas langsam uber die Decks des Schiffes. Er bemerkte die winzigen Figuren, die dort in Gruppen umherstanden, das zerbrochene Schanzkleid, wo eine riesige See wie ein sturzender Felsen an Bord gedonnert war. Ein trauriger Anblick! Spieren fehlten, Segel hingen in Fetzen. Der Kauffahrer mu?te den ganzen Sturm ausgeritten haben, an dessen Rand sie in der Nacht entlanggesegelt waren.

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