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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Die ganze Nacht lang peitschte der Wind uber sie hin und trieb sie mehr und mehr nach Sudosten ab.

Stunde um Stunde starrte Bolitho auf den Kompa?, oder er taumelte unter Deck, um den Schiffsort auf der Seekarte einzutragen. Es gab fur ihn weder Ruhe noch Erleichterung. Er fuhlte sich so zerschlagen und krank, als ob er im Gefecht gestanden hatte oder halb ertrunken aus der See gefischt worden ware. Trotz seiner Erschopfung dankte er Gott, da? er nicht versucht hatte, nur unter einem Marssegel beizuliegen und den Sturm abzureiten. Bei dieser Wucht von Wind und See hatte sich die Sparrow niemals halten konnen. Vielleicht ware sie backgeworfen und entmastet worden, bevor noch jemand begriffen hatte, wie stark der Sturm tatsachlich war.

Doch in all dem Toben brachte es Bolitho fertig, die Seetauglichkeit der Korvette zu bewundern. Allerdings war das Schiff fur jedermann hochst ungemutlich. Ob die Leute mit den schlagenden Segeln kampften oder ob sie wie Ratten in der Kloake im wirbelnden Bilgenwasser an den Pumpen arbeiteten, die Schiffsbewegungen machten ihr Leben fast unertraglich. Hoher, immer hoher schraubte sich der Rumpf und krachte dann donnernd hinunter in die nachste Woge. Jede Spiere, jede Planke bebte, als ob sie sich aus dem Schiff losrei?en wollten. Lebensmittel, geliebte Souvenirs der Seeleute, Kleidungsstucke, all das brandete in wilder Ausgelassenheit die Decks entlang. Aber nicht ein Geschutz ri? sich aus seiner Lasching los, kein Bolzen brach, und nicht ein einziges Luk wurde durch uberkommende Seen eingedruckt. Die Sparrow ertrug alles und begegnete jedem Angriff mit der taumelnden Rauflust eines betrunkenen Matrosen. Um die Zeit der ersten grauen Morgendammerung begann der Seegang nachzulassen, und als die Sonne kraftlos uber den Horizont stieg, hatte sich das Meer schon so beruhigt, da? die Stunden der Nacht nur noch wie ein vergangener Alptraum erschienen.

Der Wind war wieder auf Nordwest umgesprungen. Aus salzverkrusteten Augen starrten die Seeleute auf die Flecken blauen Himmels, die zwischen den Wolken auftauchten. Sie wu?ten, da? sie wieder einmal das Schlimmste uberstanden hatten.

Bolitho war sich daruber im klaren, da? seine Leute sich stundenlang nicht mehr ruhren konnten, wenn er ihnen jetzt eine Ruhepause gonnte. Er schaute auf das Geschutzdeck hinunter und sah ihre ubermudeten Gesichter und zerrissenen Kleider. Die Toppsgasten hatten vom wiederholten Aufentern und vom Kampf mit den starr gewordenen Segeln klauenartig verkrampfte Hande.

«Das Kombusenfeuer soll angezundet werden«, sagte Bolitho.

«Die Leute mussen sofort etwas Warmes zum Essen bekommen.»

Er schaute auf, als ein Sonnenstrahl die oberen Rahen streifte, so da? sie uber der schwindenden Dunkelheit wie ein dreifaches Kruzifix aufleuchteten.»Es wird wohl bald wieder hei? werden, Mr. Tyrell. Lassen Sie uber jedem Luk Windsegel aufriggen und die Geschutzpforten in Luv offnen.»

Seine salzverbackenen Lippen verzogen sich zu einem muhseligen Lacheln.

«Ich nehme an, da? Sie heute Ihre ublichen Sorgen um das Aussehen des Schiffes vergessen und den Leuten erlauben, ihre Kleider zum Austrocknen aufzuhei?en.»

Graves kam aufs Achterdeck und tippte an seinen Hut.

«Seemann Marsh ist verschwunden. «Er schwankte und fugte bekummert hinzu:»Vortoppsgast, Sir.»

Bolithos Augen schweiften uber den Horizont. Der Mann mu?te wahrend der Nacht uber Bord geschleudert worden sein, und sie hatten nicht einmal einen Schrei gehort. Aber das war ohnehin gleichgultig, sie hatten ja doch nichts unternehmen konnen, um ihn zu retten.

«Danke, Mr. Graves. Tragen Sie es bitte ins Logbuch ein.»

Er beobachtete immer noch die See, uber die sich die Nacht vor dem ersten Goldschimmer des Morgens wie ein Morder zuruckzog. Der Seemann war irgendwo dort drau?en, er war tot, und kaum jemand dachte an ihn. Seine Kameraden vielleicht und ein paar Angehorige daheim, die er vor langer Zeit verlassen hatte.

Er schuttelte sich und wandte sich an den Steuermann.»Mr. Buckle, ich hoffe, da? wir heute unseren Schiffsort bestimmen konnen. Irgendwo sudwestlich der Bermudas wahrscheinlich. «Er lachelte freundlich uber Buckles dusteres Aussehen.»Aber ich wei? nicht, ob funfzig oder funfhundert Meilen.»

Bolitho wartete noch eine Stunde, dann lie? er das Schiff wenden. Der Kluverbaum zeigte nun auf den sudlichen Horizont zu. Deck und Aufbauten dampften im fruhen Sonnenlicht, als ob sie schwelten. Dann nickte er Tyrell zu.»Ich gehe jetzt fruhstucken.»

Er schnuffelte nach dem fettigen Aroma aus dem Kombusenrohr.»Schon dieser Geruch allein macht mich hungrig.»

Er schlo? die Kajutentur hinter sich. Wahrend Stockdale mit frischem Kaffee und einer Zinnplatte voll gerostetem Speck um den Tisch tappte, konnte sich Bolitho endlich entspannen und Wert und Kosten der nachtlichen Arbeit abwagen. Er hatte seit seiner Kommandierung auf die Sparrow den ersten Sturm uberstanden. Ein Mann war ertrunken, aber alle anderen hatten uberlebt. Und sein Schiff schlingerte und stampfte wieder wie fruher, als ob sich nichts Besonderes ereignet hatte.

Stockdale stellte einen Teller mit altbackenem Brot und einen Topf voll gelber Butter auf den Tisch. Es war das letzte Brot, das sie noch in New York an Bord genommen hatten, die Butter kam sicher ranzig aus dem Fa?. Aber als sich Bolitho in seinem Stuhl zurucklehnte, fuhlte er sich wie ein Konig, und das armliche Fruhstuck kam ihm vor wie eine Festtafel.

Er schaute sich behaglich in der Kajute um. In so kurzer Zeit hatte er viele Gefahren uberstanden. Er hatte mehr Gluck gehabt, als er verlangen konnte.

«Wo steckt Fitch?»

Stockdale zeigte seine Zahne.»Er trocknet Ihr Bettzeug, Sir. «Er sprach nur selten, wenn Bolitho a? oder nachdachte. Schon langst hatte er alle besonderen Gewohnheiten seines Kapitans erkannt.»Weiberarbeit«, fugte er noch hinzu.

Bolithos Lachen klang durch das geoffnete Skylight an Deck, wo Tyrell die Wache hatte und Buckle neben dem Kompa?haus auf seiner Schiefertafel kritzelte.

Buckle schuttelte den Kopf.»Was habe ich Ihnen gesagt? Er macht sich um nichts Sorgen.»

«Wahrschau an Deck!«Tyrell starrte nach oben zum Masttopp, von wo der Ruf kam.

«Segel in Sicht! Steuerbord querab!»

Fu?e klapperten auf der Niedergangsleiter, und Bolitho erschien neben ihm. Seine Kiefer bearbeiteten noch ein Stuck Butterbrot.

«Ich hab' so ein seltsames Gefuhl heute morgen. «Er sah einen Steuermannsmaat beim Gro?mast stehen und rief ihn an:»Mr. Raven, hinauf mit Ihnen!»

Mit erhobener Hand hielt er den Mann an, als er zu den Wanten rannte.»Erinnern Sie sich an Ihre Lektion ebenso wie ich?»

Auch Graves, halb rasiert und nackt bis zur Hufte, war an Deck gesprungen. Bolitho blickte auf die wartenden Seeleute hinunter, betrachtete jeden einzelnen, um seine Ungeduld zu verbergen. Sie hatten sich in irgendeiner Weise verandert. Sie waren zaher geworden, vielleicht hatten sie mehr Selbstvertrauen gewonnen. Sie sahen aus wie sonnverbrannte Piraten und wurden durch ihren Beruf — er zogerte —, vielleicht durch ihre Treue zusammengehalten.

«Wahrschau an Deck!«Wieder das qualende Warten. Und dann schrie Raven hinunter:»Die Bonaventure, ich bin ganz sicher!»

Unter den Seeleuten erhob sich ein boses Knurren. Einer schrie auf:»Die verdammte Bonaventure ist es? Mit diesem Hund werden wir heute abrechnen, was?»

Einige andere brullten beifallig, und sogar Bethune schrie aufgeregt:»Hurra, Leute!»

Bolitho wandte sich wieder seinen Mannern zu. Sein Herz war plotzlich schwer, der vielversprechende Morgen vergallt und verdorben.»Lassen Sie die Bramsegel setzen, Mr. Tyrell. Auch die Royals, wenn der Wind so freundlich bleibt.»

Er sah Tyrells bekummerte, ja sogar traurige Augen und sagte kurz angebunden:»Wir haben unsre Order. Depeschen fur unseren Admiral.«Argerlich deutete er uber die See hin.»Wollen Sie sich mit ihr herumschie?en?«Er wandte sich ab und fugte heftig hinzu:»Bei Gott, nichts ware mir lieber, als wenn sie uns angreifen wurde.»

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